Schwarzer Schwan
17. Januar 2014

Schwarze Schwäne, weiße Flecken

Mit Trudbert Merkel hat sich ein langjähriger Fondsmanager zum Jahreswechsel in den Vorruhestand verabschiedet. Time to say Goodbye.

Stolze 24 Jahre war Trudbert Merkel Portfoliomanager des schwergewichtigen Deka-Fonds. Unter der Ägide des inzwischen 61-Jährigen hat sich das Anlagevehikel zu einem Flaggschiff-Produkt für deutsche Blue-Chips entwickelt. Laut der Lipper-Datenbank beträgt das Volumen des 1956 aufgelegten Fonds heute knapp vier Milliarden Euro. 
Passend zum Abschluss seiner Karriere wurde Merkel kürzlich in einem völlig unkritischen Artikel für seine Arbeit gelobt. Wie dort zu lesen war, haben fundierte Analysearbeiten und der Wunsch, Informationen für das Fondsmanagement direkt und aus erster Hand zu beziehen, über die Jahre zu einem regen und regelmäßigen Austausch mit Vorständen und Aufsichtsräten geführt. Dadurch habe der Manager umfassende Kenntnisse des deutschen Aktienmarktes und der deutschen Wirtschaft erworben.
Was der Artikel nicht preisgibt, ist, dass Merkel seine Benchmark, den Dax, häufig nur von unten gesehen hat und im langfristigen Vergleich in Datenbanken bei den gängigen Kennzahlen eher als durchschnittlicher Manager erscheint. Nachdem die Kollegen von unserem Schwestermagazin „portfolio international“ ihn schon vor Jahren mit kritischen Fragen konfrontiert haben, wollte die Deka seine Antworten später nicht freigeben, was die Redaktion zu einer unkonventionellen Maßnahme verleitet hat: Bis heute unvergessen sind die zwei weißen Seiten statt des Merkel-Interviews.
Der Redakteur, der das Interview damals führte, kommentierte: „Es kam ein offenes Gespräch zustande: Merkel gab bereitwillig Auskunft zur Lage des Fonds, er argumentierte klar und lieferte fundierte Begründungen für seine Portfolioentscheidungen. Kritische Anmerkungen zu der Fonds-Performance und zum Anlageprozess der Deka waren auch Thema des Interviews. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, und eine transparente Innenansicht ist immer zu begrüßen.“ Doch genau das war wohl der Haken. Und die Presseabteilung zog das Interview zurück.
Mag sein, dass Merkel im Tagesgeschäft jede nur erdenkliche Quelle angezapft hat, um kursrelevante Informationen zu ergattern, wie das bei aktivem Management erforderlich ist. Nur genutzt hat es, wenn man anhand von Performancewerten argumentiert, nicht viel. Das zeigt sich einmal mehr an den aktuellen Resultaten für 2013. Der Deka-Fonds lag im vergangenen Jahr mit einer Rendite von rund 24 Prozent (Angabe korrigiert am 20. Januar 2014) wieder hinter dem Dax. Merkel gelang nach der Kernschmelze im Jahr 2008 übrigens das Kunststück, einen Draw Down von 46,7 Prozent aufs Parkett zu legen. Der Dax büßte damals in der Spitze 40,3 Prozent ein. Dieses Resultat spricht ganz klar gegen die Behauptung, dass aktiv gemanagte Fonds im Crash die bessere Wahl sind, wie Researcher hin und wieder meinen.
Wenn aktives Management bei der Generierung von Alpha chancenlos ist, kann man getrost darauf verzichten. So gesehen steht Merkel stellvertretend für alle durchschnittlichen Aktienfondsmanager, die versuchen, ihre Benchmark zu toppen. Passive Anlageprodukte aus dem ETF-Regal schlagen sich häufig besser als ihre Messlatte zu – ganz nebenbei – extrem schlanken Gebühren. Das Fondsmanagement muss lediglich die Benchmark physisch nachbauen und die angehäuften Wertpapiere verleihen. Die so kassierten Gebühren werden dem Fondsvermögen zugeschlagen. Fertig ist die Outperformance. Die Deka hat mit ihrem Dax-ETF übrigens ein Pferd im Stall, das in den vergangenen drei Jahren einen Tick besser abgeschnitten hat, als der Deka-Fonds. Soviel zum aktiven Aktienfondsmanagement in effizienten Märkten. Höchste Zeit, in Rente zu gehen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.

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