Traditionelle Anlagen
1. Juni 2015

Schutzklauseln gefordert: Investoren wappnen sich gegen drohende Zinszahlungen

Das Nullzinsumfeld treibt neue Stilblüten. ABS-Investoren fordern Klauseln, die sie davor schützen, Zinsen bezahlen zu müssen.

Warum kaufen Investoren Anleihen? Sie setzen auf regelmäßige Erträge in Form von Zinsen und auf Kurszuwächse. Im Zuge drastisch sinkender Renditen an den Bond-Märkten haben Renteninvestoren zuletzt erhebliche Kurszuwächse erzielt. Wer auf den stark gestiegenen Niveaus einsteigt, muss allerdings mit negativen Renditen rechnen, selbst wenn die betreffende Anleihe bis zum Tag der Tilgung gehalten wird.
Heikel wird es, wenn die Verzinsung eines Assets variabel ist und die Rendite der Benchmark ins Negative driftet. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg fordern Investoren an den europäischen Anleihemärkten neuerdings Klauseln, die sie davor schützen sollen, Zinsen bezahlen zu müssen. Grund dafür sei, dass der Benchmarkzins Euribor (Euro Interbank Offered Rate) inzwischen negativ geworden ist. Euribor fungiert als Benchmark für Schuldverschreibungen im Nominalvolumen von rund 164 Billionen Euro und umfasst forderungsbesicherte Anleihen (ABS) und variabel verzinsliche Anleihen (Floating Rate Notes) sowie börsennotierte Derivate und Unternehmenskredite. 
Umparken im Kopf
Die geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank hat dem Bericht zufolge zu Störungen am Anleihemarkt und zu Verwirrung bei Investoren geführt, wie Beispiele zeigen. In Anlehnung an einen Slogan des Autobauers Opel heißt es einmal mehr „Umparken im Kopf“: Während Gläubiger der ABS-Papiere der Banco Popular Espanol im April nicht zu Kuponzahlungen aufgefordert wurden, nachdem die Zinsen unter null gefallen waren, hat die schwedische Nordea Bank in diesem Monat angekündigt, den Investoren bei einigen neuen Hypothekenanleihen gegebenenfalls Kosten aufzuerlegen! 
Volkswagen wiederum legt seit 19 Jahren Anleihen auf, die mit den Leasingraten auf Autos des Konzerns unterlegt sind. Im vergangenen Monat hat der Fahrzeugbauer erstmals eine Klausel zum Schutz der Anleger bei ABS-Papieren im Volumen von 1,03 Milliarden Euro eingeführt. Bloomberg zitiert den Leiter der Abteilung Forderungsunterlegte Wertpapiere bei Volkswagen Financial Services, Stefan Rolf, mit den Worten: „Wir wollen den Investoren Sicherheit geben, was passieren wird.“ Man wolle damit klarstellen, „dass wir Investoren niemals bitten werden, für uns Zinsen zu bezahlen.“ 
Auch BMW stattete ABS-Papiere zuletzt erstmals mit einer Schutzklausel gegen Zinszahlungen der Investoren aus. „Wir glauben, dass eine Null-Kupon-Untergrenze derzeit notwendig ist, um eine ABS-Transaktion erfolgreich platzieren zu können – und immer üblicher bei solchen Transaktionen werden wird“, sagt BMW-Sprecher Nikolai Glies und ergänzt: „Angesichts der derzeit negativen Kurzfristzinsen fordern Investoren eine solche Untergrenze.“ 
Die Anleihebedingungen der meisten ABS-Papiere, die in diesem Jahr aufgelegt wurden, erhalten dem Bloomberg-Bericht zufolge neue Formulierungen, die für mehr Klarheit sorgen sollen. Der Emittent erklärt demnach, dass Anleihegläubiger entweder niemals Zinsen zu zahlen haben, oder er legt ein Minimumniveau fest. 
portfolio institutionell newsflash 01.06.2015/Tobias Bürger 
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