Schnellere grüne Transformation möglich
SEB-Bericht zu Green Bonds. Krieg in der Ukraine führt kurzfristig zu Verzögerung, verstärkt letztlich Treiber für die Transformation zur klimafreundlichen Wirtschaft.
Während der Krieg in der Ukraine zunächst zu mehr CO2-Emissionen und zu einer Verzögerung der Energiewende führt, stärke er längerfristig die Treiber für eine grüne Transformation. Das sind Ergebnisse einer neuen Ausgabe des „Green Bond Reports“ der schwedischen Bank SEB. Nachdem die Bank im letzten Green Bond Report prognostiziert hatte, dass die Investitionen in die Energiewende im Jahr 2022 deutlich ansteigen werden, muss sie die Prognose vor dem Hintergrund der aktuell geopolitischen Situation anpassen. Die jüngste April-Ausgabe des Green Bond Reports zeigt nun auf, warum der Krieg in der Ukraine den Übergang zu mehr Nachhaltigkeit erst einmal verzögern und die Emissionen erhöhen könnte, letztendlich aber zu einer noch schnelleren Transformation führen könnte.
„Der Krieg in der Ukraine ist zunächst und über allem eine menschliche Tragödie, er wird jedoch auch einen großen Einfluss auf die Aussichten für die Energiewende haben, da Russland der weltweit größte Lieferant fossiler Energie ist“, sagt Thomas Thygesen, Head of Research, Climate & Sustainable Finance bei der SEB. „Auch wenn wir in den kommenden ein bis zwei Jahren mehr Kohle und Öl verbrauchen müssen, um die akuten kriegsbedingten Engpässe auszugleichen – was kurzfristig in höheren CO2-Emissionen resultieren dürfte – führen diese tragischen Ereignisse auch dazu, dass drei starke Treiber für Investitionen in die Energiewende zusammenkommen.“
Erneuerbare für mehr Unabhängigkeit
In erster Linie habe sich die politische Motivation für Investitionen in Erneuerbare Energien geändert, da der Krieg die Verwundbarkeit Europas und seine Abhängigkeit von externen Energielieferanten deutlich gemacht hat, so die SEB. Energiepolitik sei somit im Wesentlichen ein Teil der Sicherheitspolitik geworden, die sich auf die Sicherstellung der Energieunabhängigkeit konzentriert – wobei erneuerbare Energien und Kernkraft die wichtigsten Energiequellen sind, die nicht vom Zugang zu fossilen Rohstoffen abhängig sind.
Kostenvorteile nutzen
Zweitens hätten sich die wirtschaftlichen Argumente für Erneuerbare Energien nach den Versorgungsengpässen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine enorm verstärkt. Die hohen Kosten für fossile Energie im Vergleich zu Renewables bedeuten, dass die Länder die Energiekosten durch eine Beschleunigung der nachhaltigen Transformation erheblich senken können. Das dritte Argument für Investitionen in die Energiewende ist dem Bericht zufolge eines,
das schon immer galt: Die Notwendigkeit, eine unumkehrbare Klimakatastrophe zu verhindern, indem die CO2-Emissionen reduziert werden.
Green Bonds mit schwerem Start
Der Bericht befasst sich außerdem mit dem schwierigen Jahresbeginn für nachhaltige Finanzierungen. Im ersten Quartal 2022 war ein Rückgang bei der Emission nachhaltiger Schuldtitel zu verzeichnen und nachhaltige Anlagen auf den Zweitmärkten wiesen eine unterdurchschnittliche Performance auf. Nach den vorläufigen Zahlen, die bis zum 1. April 2022 gemeldet wurden, sind von Januar bis März 2022 insgesamt 255,9 Milliarden US-Dollar an neuen Anleihen und Krediten mit Gütesiegel getätigt worden, was einem Rückgang von mehr als 30 Prozent gegenüber den 416,3 Milliarden US-Dollar entspricht, die im gleichen Zeitraum des Vorjahres getätigt wurden.
„Das ist der erste Rückgang seit mindestens sechs Jahren, es dürfte sich dabei jedoch um eine vorübergehende Reaktion auf die geopolitischen Unruhen handeln“, sagt Gregor Vulturius, Berater Climate & Sustainable Finance bei der SEB. „Wir gehen davon aus, dass die Emissionstätigkeit in den kommenden Monaten wieder zunehmen wird. Nicht zuletzt bei Social Bonds, die dazu beitragen können, Ausgaben zur Unterstützung von Menschen aus der Ukraine zu finanzieren.“
Schwindendes Greenium
Zugleich sehen die Experten der SEB eine Veränderung in der Bepreisung der Bonds. „Darüber hinaus gibt es auch Anzeichen für einen Wandel in der Preisgestaltung nachhaltiger Anlagen“, ergänzt Thomas Thygesen. „Bei Anleihen spiegeln niedrigere ‚Greeniums‘ niedrigere realisierte Renditen und höhere realisierte Risiken wider. Bei den Aktien hat der Index für saubere Energien nach einer Liquiditätsblase an Wert verloren, erscheint aber immer noch teuer. Wir glauben, dass das eine gesunde Anpassung an realistischere Annahmen über künftige Erträge ist.“ Den vollständigen Report finden Interessierte hier.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Erneuerbare Energien / Renewables | Green Bonds | Klimawandel | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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