Schlechte Stimmung bei Immobilienfinanzierern
Sinkende Margen und LTVs sorgen für wenig Optimismus. Vor allem Finanzierungen mittleren Volumens getätigt.
Sinkende Margen im Bestand drücken weiterhin auf die Stimmung von Immobilienfinanzierern. Zu diesem Ergebnis kommt das BF-Quartalsbarometer für das zweite Quartal 2019. Für die Erhebung wurden 110 größtenteils mit der Vergabe von Finanzierungen betrauten Experten nach ihrer Einschätzung gefragt. Neben den geringen Margen sorgten vor allem die sinkenden Loan-to-Values (LTVs) und Loan-to-Costs (LTCs) für Bedenken. Der LTV bei Bestandsimmobilien beträgt nun 69,9 Prozent und LTCs bei Projektentwicklungen 72,9 Prozent. Die durchschnittlichen Margen bei Projektentwicklungen sind dagegen leicht auf 200 Basispunkte gestiegen. Insgesamt verbessert sich das Stimmungsbarometer gegenüber dem Vorquartal leicht, wofür vor allem eine positivere Einschätzung der allgemeinen Lage am Finanzierungsmarkt, die Entwicklung des Neugeschäfts sowie reduzierte Liquiditätskosten beitragen.
Zu letztem Punkt kommentiert Prof. Dr. Steffen Sebastian, Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung an der IREBS und wissenschaftlicher Berater des BF-Quartalsbarometers: „Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im April deutlich signalisiert, dass 2019 keine Zinswende erfolgt. Stattdessen wird die EZB ein neues Kreditprogramm für die Banken des Europäischen Währungsraums auflegen, um deren Finanzierungmöglichkeiten zu erweitern. Damit sind die lange schwelgenden Zinsängste passé. Diese positive Veränderung scheint sich auch im Quartalsbarometer mit seiner leichten Erholung widerzuspiegeln.“
Bei den Finanzierungen spielen Großkredite in der Größenordnung ab 100 Millionen Euro derzeit keine Rolle. Dagegen konnten Finanzierungen mittleren Volumens zwischen 50 und 100 Millionen Euro zunehmen. Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG, ordnet die Ergebnisse wie folgt ein: „Obwohl das Risiko steigender Zinsen zunächst weggefallen ist, setzt sich die Stimmungsaufhellung scheinbar nicht in Transaktionen um. Dies liegt auch daran, dass der Markt von einer starken Objektknappheit geprägt ist. In der Folge müssen die Finanzierer gezwungenermaßen auf Objekte mit geringerer Qualität ausweichen und eventuell Abstriche bei den Lagen machen. Dies schlägt sich auch in den niedrigeren LTVs nieder.“
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Immobilien | Real Estate Debt
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