Schlechte Aussichten für Projektfinanzierungen
Europa schlittert schon bald in die Rezession, meinen Immobilienexperten. Welche Folgen das für Real Estate hat und wo sich Chancen ergeben, zeigt eine neue Umfrage.
Die europäische Wirtschaft wird noch vor Jahresende in eine Rezession rutschen, davon gehen 71 Prozent der führenden Vertreter des Immobiliensektors aus – verbunden mit negativen Folgen für die Entwicklungsaktivität, die Verfügbarkeit von Finanzierungen sowie reduzierte Investitionsvolumina, Mieten und Immobilienwerte. Das geht aus der neuen Studie „Emerging Trends in Real Estate Europe 2023“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC und des gemeinnützigen Urban Land Institute (ULI) hervor. Befragt wurden rund 900 Branchenvertreter aus ganz Europa zu ihren Erwartungen für das kommende Jahr.
Das Vertrauen in die Verfügbarkeit von Fremd- und Eigenkapital zu Finanzierungszwecken ist den Angaben zufolge so gering wie seit 2012 respektive 2009 nicht mehr. So dürften nach Ansicht der Befragten die internationalen Kapitalströme nach Europa eher ab- als zunehmen. Am negativsten werden die Aussichten für Fremd- und Eigenkapital zur Projektfinanzierung (70 Prozent beziehungsweise 63 Prozent erwarten hier einen Rückgang) sowie für Fremdkapital zur Refinanzierung oder Realisierung von Neuinvestitionen (64 Prozent rechnen mit einem Rückgang) beurteilt.
Sinkende Immobilienwerte zu erwarten
Die Antworten der Befragten deuten ferner darauf hin, dass 2023 sinkende Immobilienwerte zu erwarten sind. Somit könnten sich im kommenden Jahr gute Kaufgelegenheiten für Core-Investoren und reine Eigenkapitalgeber ergeben, die immer noch zu wenig in Immobilien investiert haben, heißt es.
Allerdings seien sich die Umfrageteilnehmer einig, dass die Marktanspannungen kaum auch nur annähernd die Ausmaße wie bei der globalen Finanzkrise erreichen dürften. Der Zinsanstieg werde aber dennoch für gravierende Auswirkungen am Markt sorgen. Als Beispiel nennen die Studienmacher die Notwendigkeit, bei rückläufigen Immobilienwerten die Verletzung von Kreditauflagen beheben zu müssen. Aber auch deutlich höherer Refinanzierungskosten bis hin zu möglicherweise notwendigen Objektverkäufen, um Rücknahmeanträgen für Anteile an offenen Immobilienfonds nachkommen zu können, sind ein Thema.
Die meistgenannten Herausforderungen für 2023
Mit 91 Prozent ist die meistgenannte Herausforderung des Immobiliensektors die Inflation, dicht gefolgt von den Zinsbewegungen (89 Prozent) und dem schwachen Wirtschaftswachstum in Europa (88 Prozent). Die politische Unsicherheit auf globaler, regionaler und nationaler Ebene bereitet den Teilnehmern der Umfrage ebenfalls große Sorge.
Dennoch erwarten laut einer Mitteilung der Studienmacher nur 13 Prozent der Antwortenden, dass die Inflation in fünf Jahren noch ein Problem darstellen wird. Das Zinsniveau (73 Prozent) und das schwache Wirtschaftswachstum (76 Prozent) hingegen werden die Branche auch mittelfristig noch belasten, heißt es. Bei den Faktoren, die konkret die Immobilienwirtschaft betreffen, stehen die stark gestiegenen Baukosten (92 Prozent) sowie die Verfügbarkeit von Ressourcen (84 Prozent) ganz oben auf der Sorgenliste. Diese beiden Aspekte werden von den Unternehmen als längerfristige Herausforderungen gesehen.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Immobilien
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