Rückstand durch Technik
Zum wiederholten Male war der Nasdaq lahmgelegt. Indexstände konnten nicht übermittelt werden. Vielleicht hat die NSA ein paar nützliche Tipps, wie eine reibungslose Datenübermittlung funktioniert.
Welch Ironie: Eine Technologiebörse fällt dem Faktor Mensch zum Opfer. So geschehen Anfang dieser Woche an der US-Technologiebörse Nasdaq. Während bei unseren amerikanischen Freunden die Datenübertragungen beim Geheimdienst NSA reibungslos zu funktionieren scheinen, konnten am Dienstag fast 45 Minuten lang einige Indexstände nicht berechnet und an die Öffentlichkeit übermittelt werden. Schuld war menschliches Versagen, wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die Börsenbetreiber berichtete. Bedienungsfehler sollen zu den Störungen in der Datenübertragung geführt haben. In Mitleidenschaft gezogen wurde auch der Optionshandel. Aufgrund fehlender Daten musste die in Philadelphia ansässige Optionsbörse PHLX den Handel aussetzen.
Wenn eine Technologiebörse die Technik nicht im Griff hat
Dass die Technologiebörse zwangspausieren muss, ist leider kein Ausnahmefall. Vielmehr scheint dies inzwischen zu einer gewissen Regelmäßigkeit zu werden. So hatte der Nasdaq erst im August an gleich zwei Tagen für mehrere Stunden unfreiwillig pausiert. Zunächst sorgte am 20. August ein Computerfehler bei der Investmentbank Goldman Sachs für die Handelsunterbrechung. Eine mit dem Vorgang vertraute Person erklärte gegenüber Reuters, dass bloße Interessensbekundungen irrtümlich als Order an die Handelsplätze versandt wurden. Dies versetzte den Markt in Aufruhr. Keine zwei Tage später folgte die nächste Panne. Abermals war die Technologiebörse Nasdaq für mehrere Stunden lahmgelegt. Später erklärten die Börsenbetreiber gegenüber den Medien, dass ein Verbindungsfehler im zentralen Nervensystem (!) der Börse Auslöser der Handelsunterbrechung gewesen sei. Eine Technologiebörse hat offenbar die Technik nicht im Griff. Das Gesundheitssystem in den USA ist aber ja eine andere Geschichte.
Ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckerte sich der Nasdaq im Übrigen beim Börsengang von Mark Zuckerbergs Facebook. Schon damals waren die Systeme der Technologiebörse an der Flut an Kauf- und Verkaufsaufträgen gescheitert. Dies ist eigentlich das beste Argument für eine Finanztransaktionsteuer, um den Börsenhandel zu reduzieren. Für diese Panne muss der Börsenbetreiber der Nasdaq nun blechen. Die Börsenaufsicht SEC verdonnerte das Unternehmen kürzlich zu einer Rekordstrafe von zehn Millionen Dollar. Vielleicht zeigt dies nun endlich eine Wirkung und die Technologiebörse bringt ihre Technik auf Vordermann. Mark Zuckerberg mag es verschmerzt haben, dass er etwas auf seine Milliarden warten musste. Schließlich hat Facebook zwar Probleme mit der Datensicherheit, nicht aber mit Datenübertragungen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein reibungslos laufendes Wochenende.
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