Traditionelle Anlagen
4. Mai 2016

Rückkehr zur Bescheidenheit

Die vergangenen 30 Jahre waren ein goldenes Zeitalter für institutionelle Investoren, doch damit ist es nun vorbei. Das Beratungsunternehmen McKinsey wagt eine düstere Prognose für die nächsten zwei Dekaden.

Die fetten Jahre sind vorbei. Für die nächsten 20 Jahre müssen institutionelle Investoren ihre Erwartungen nach unten schrauben. Mit dieser Warnung warten die Berater von McKinsey in einem kürzlich veröffentlichten Report auf. Wirklich neu ist daran im Grunde nichts, bedenkt man das Zinsumfeld, das nie geahnte Tiefen erreicht. Das Bundesfinanzministerium sah sich aufgrund dessen sogar dazu veranlasst, den Garantiezins für Lebensversicherungen schon ab 2017 von derzeit 1,25 auf 0,9 Prozent zu senken. Doch in dem Report von McKinsey mit dem Titel „Diminishing returns: why investors may need to lower their expectations“ geht es nicht nur um die Zinsseite, sondern auch um Aktien. 
Die vergangenen 30 Jahre beschreibt das Beratungshaus als das „goldene Zeitalter für Investoren“, auch wenn dies auf den ersten Blick angesichts verschiedener Krisen – Neuer Markt 2000 und Finanzmarktkrise 2008 – eigenartig klingen mag. „Doch die Realität ist, dass die Gesamtrenditen auf Aktien und Bonds in den USA und Westeuropa zwischen 1985 und 2014 deutlich höher waren als der langfristige Durchschnitt“, merken die McKinsey-Analysten an. So erzielten europäische und US-amerikanische Aktien in den vergangenen 30 Jahren eine jährliche Rendite von 7,9 Prozent, während es über die vergangenen 100 Jahre nur 4,9 beziehungsweise 6,5 Prozent per annum gewesen sind. Ein ähnliches Bild zeigt sich auf der Rentenseite. So kamen europäische Staatsanleihen mit einer 20-jährigen Laufzeit zwischen 1985 und 2014 auf 5,9 Prozent pro Jahr und US-amerikanische Treasuries mit zehn Jahren Laufzeit auf 5,0 Prozent pro Jahr. Über einen Zeitraum von 100 Jahren waren es hingegen nur 1,6 beziehungsweise 1,7 Prozent. Als Treiber der starken Renditen in den vergangenen 30 Jahren macht McKinsey „ein ungewöhnliches Zusammentreffen einer guten Konjunktur und Geschäftsgrundlagen“.
Doch diese goldenen Jahrzehnte sind vorerst vorbei. In den kommenden zwei Dekaden müssen sich Investoren mit weniger zufrieden geben. „Die Kräfte, die zu den außergewöhnlichen Renditen geführt haben, schwächen sich ab und kehren sich in manchen Fällen um“, heißt es in dem McKinsey-Report. Das Beratungshaus schätzt, dass die Renditen für Aktien sowohl in den USA als auch Westeuropa im Schnitt zwischen 150 und 400 Basispunkten niedriger ausfallen werden als in den vergangenen 30 Jahren. Auf der Rentenseite könnte die Lücke noch größer sein. Die Schätzungen von McKinsey liegen zwischen 300 und 500 Basispunkten. 
Die niedrigeren Renditen werden für alle Investorengruppen tiefgreifende Auswirkungen mit sich bringen. McKinsey macht es am Beispiel der öffentlichen Pensionsfonds der USA deutlich, die für ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Renten eine nominale Rendite von acht Prozent und real zwischen fünf und sechs Prozent pro Jahr annehmen. Das würde Aktienrenditen zwischen sechs und acht Prozent beinhalten – deutlich mehr als die von McKinsey durchgeführten Projektionen. „Diese Pensionsfonds könnten einer deutlich größeren Finanzierungslücke gegenüberstehen als der, mit der sie sich heute abmühen“, so die McKinsey-Berater. Auch die Asset Manager sind betroffen, da die Fees in einer langwierigen Periode niedriger Renditen unter Druck geraten. „Auf beiden Seiten des Atlantik müssen sich Politiker auf eine spätere Rentengeneration mit weniger Einkommen vorbereiten“, heißt es in dem Report.   
portfolio institutionell newsflash 04.05.2016/Kerstin Bendix
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