Strategien
18. November 2013
Renditezwang schlägt auf Treasurer durch
Das Niedrigzinsumfeld sorgt im Treasury institutioneller Investoren für einen Paradigmenwechsel. Sicherheit bietende Liquiditätsbestände werden rigoros abgebaut. So lautet eine der wesentlichen Erkenntnisse einer portfolio-Gesprächsrunde.
Die mageren Zinsen veranlassen immer mehr Sparkassenkunden dazu, sich bei der Geldanlage auf kürzere Laufzeiten zu fokussieren. Nach Angaben von Ronny Graupeter, Abteilungsleiter Treasury Handel bei der Sparkasse Mittelthüringen, stellen sie dem Finanzinstitut Gelder in erster Linie kurz- bis mittelfristig zur Verfügung. „Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, dass sich die Kunden aufgrund des niedrigen Zinsniveaus auf kürzere Laufzeiten fokussiert haben“, so Graupeter. Im Gegensatz zu diesem risikoaversen Anlageverhalten wollen institutionelle Anleger, die ihre Cashquoten mit Hilfe von Geldmarktfonds oder Tagesgeldkonten steuern, ihre liquiden Mittel lieber auf ein Mindestmaß reduzieren. Der Grund dafür liegt auf der Hand.
Auf der Suche nach Rendite
Auf der Suche nach Rendite
Einen interessanten Ansatz für mehr Rendite diskutierte Dr. Peter-Henrik Blum-Barth, seines Zeichens Abteilungsleiter Unternehmensplanung und Controlling bei der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse Rheinland-Westfalen (KZVK) und der Gemeinsamen Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte (VKPB) anlässlich einer aktuellen portfolio-Gesprächsrunde: „Eines unserer wesentlichen Ziele besteht heute darin, die Liquidität auf unter ein Prozent der Kapitalanlagen zu senken.“ Zur Begründung sagt er: „Wir können uns üppige Liquiditätsbestände nicht mehr leisten und müssen unsere freien Mittel reduzieren, um über die Gesamtanlagen hinweg mehr Ertrag zu generieren.“ In eine ähnliche Kerbe wie Blum-Barth schlägt Jens Güldner, der das Vermögensmanagement beim Evangelischen Johannesstift in Berlin leitet: „Beim Thema Liquiditätsmanagement muss eine Stiftung aktuell besonders aufpassen, weil die Ertragslage sehr angespannt ist.“
Auszüge aus dem Gespräch
portfolio: Herr Dr. Blum-Barth, wie sind die Assets von KZVK und VKPB organisiert?
Peter-Henrik Blum-Barth: Im Finanzressort haben wir drei operative Kapitalanlageabteilungen. Und zwar für Wertpapiere und Fonds sowie zweitens für Immobilien und drittens für Real-Kredite. Daneben gibt es meine Abteilung für Unternehmensplanung und Controlling, die neben Steuerungsaspekten unter anderem auch Liquiditätsprognosen und damit auch die Liquiditätsvolumina zur Disposition an die drei operativ anlegenden Kapitalanlageeinheiten weitergibt. Was die Marktwerte unserer Kapitalanlagen betrifft, laufen wir zum Jahresende 2013 auf neun Milliarden Euro zu. Eines -unserer wesentlichen Ziele besteht heute darin, die Liquidität auf unter ein Prozent der Kapitalanlagen zu senken. Denn Liquidität stellt für uns einen Kostenfaktor dar.
portfolio: Absolut betrachtet ist das noch immer eine erhebliche Summe.
Blum-Barth: Dennoch ist es sehr anspruchsvoll, das Liquiditätspolster weiter zu reduzieren. Den Opportunitätsverlust, den man in dem Zusammenhang mit praktisch unverzinster Liquidität nun einmal hat, müssen die anderen Anlagen ausgleichen. Wir können uns üppige Liquiditätsbestände nicht mehr leisten und müssen unsere freien Mittel reduzieren, um über die Gesamtanlagen hinweg mehr Ertrag zu generieren.
portfolio: Die Sparkasse Mittelthüringen hat mit Pfandbriefemissionen wiederholt von sich reden gemacht. Wie kam es dazu?
Ronny Graupeter: Wir sind die erste ostdeutsche Sparkasse mit einer Pfandbrieflizenz und haben im Oktober 2012 den ersten Pfandbrief begeben. Für uns ist der Pfandbrief ein strategisches Instrument, um das Auseinanderklaffen zwischen der Fristigkeit auf der Aktiv- und Passivseite zu reduzieren. Diese Lücke machen wir ein Stückweit kleiner, indem wir lang laufende Pfandbriefe emittieren.
portfolio: Herr Güldner, ist es von Vorteil, dass das Stiftungsvermögen des Evangelischen Johannesstiftes primär aus 75 Hektar Grund und Boden in Berlin Spandau besteht, auf dem inzwischen 60 Gebäude errichtet wurden?
Güldner: Vielleicht haben wir im Moment einen kleinen Vorteil auf der Kreditseite. Da freut sich unser Leiter Unternehmenscontrolling mit Blick auf die Kreditrefinanzierung. Ich muss zwar die „bittere Pille“ schlucken, weil ich auf der Anlageseite nicht das erreichen kann, was man sich zur entsprechenden Haushaltsdeckung der Stiftung wünscht. Aber wir arbeiten im Unternehmenscontrolling und beim Vermögensmanagement heute viel enger zusammen, um diesen Prozess des Liquiditätsmanagements mit einer geringeren Sockelliquidität zu ermöglichen.
Das vollständige Interview finden Sie in der November-Ausgabe von portfolio institutionell, die am 22. November erscheint.
portfolio institutionell newsflash 18.11.2013/Tobias Bürger
Autoren:
portfolio institutionell
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