Reiches, armes Norwegen
Lausig verzinste Bonds sind beim 726 Milliarden Dollar schweren norwegischen Ölfonds in Ungnade gefallen. Chefanleger Yngve Slyngstad hat es stattdessen auf Immobilien abgesehen.
Wer will es ihm verdenken, gelten Real Assets doch als idealer Ausweg, um dem Niedrigzinstal zu entfliehen. Nach einer rastlosen Einkaufstour sprang die Immobilienquote der Norweger innerhalb der vergangenen sechs Monate von 0,3 auf 0,9 Prozent. Im Vergleich mit deutschen Anlegern, die im Durchschnitt eine Immobilienquote von sieben Prozent haben, mutet der Immobilienbestand des Fonds zwar noch immer ziemlich mager an, stellt absolut betrachtet mit 6,5 Milliarden Dollar aber einen gewaltigen Betrag dar. Nach dem Kauf von diversen US-Bürogebäuden hat Slyngstad sich jüngst auch das Hauptquartier von Credit Suisse in Zürich geangelt. Hinzu kamen Einkaufszentren und Gewerbeobjekte, die für ihn aber bestenfalls „Peanuts“ sein dürften.
Wollte Slyngstad die hierzulande übliche Immobilienquote anpeilen, müsste er zusätzlich nicht weniger als 44 Milliarden Dollar bewegen. Doch das dürfte angesichts des leergefegten Marktes an hochwertigen Immobilien verdammt schwierig werden. Bei der Objektauswahl darf der wohl bekannteste Vermögensverwalter Norwegens nicht zimperlich sein. Und das ist er wohl auch nicht.
Wie schwer es fällt, 44 Milliarden Dollar im Immobiliensektor unterzubringen, zeigt folgende Rechnung: Slyngstad könnte das neue und rund 3,8 Milliarden Dollar teure „One World Trade Center“ ins Fondsvermögen aufnehmen und hätte immer noch einen Anlagenotstand, der bestenfalls mit 57 Wolkenkratzern im Format des Frankfurter Opernturms (Stückpreis etwa 700 Millionen Dollar) zu tilgen wäre.
Doch selbst wenn es gelingt, Objekte in diesem Volumen zu ergattern, hat Slyngstad erst recht ein Problem: Sollte die Immobilienrendite nur fünf Prozent betragen, bedeutet dies noch immer einen Neuanlagebedarf von jährlich 2,5 Milliarden Dollar!
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein sorgenfreies Wochenende.
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