Alternative Anlagen
9. Mai 2018
Regulatorik macht Private Debt beliebt
Die Anlageklasse Private Debt profitiert von einem Momentum aus Regulierung, Niedrigzinsumfeld, einem attraktiven Rendite-Risiko-Profil und dem politischen Willen, marktbasierte Finanzierungen abseits von Banken zu etablieren.
Dies konstatiert eine umfassende Private-Debt-Studie des Research Center for Financial Services, für die man mit Unterstützung von Solutio und Pantheon im Dezember und Januar 131 deutsche Kapitalanleger – vornehmlich Versicherer und Banken – befragt und zusätzlich sieben Interviews geführt hat. Zum Punkt „Regulierung“ passt die Aussage von Georg Distler, Head of Infrastructure Debt der Versicherungskammer Bayern, zum Dealsourcing, das man unter anderem im Verbund bei den Sparkassen betreiben kann: „Wir sind das Ventil für deren langlaufende Finanzierungen, die Banken und Sparkassen derzeit aufgrund von Basel-III-Regelungen schwierig umsetzen können, während wir als Versicherung genau diese Laufzeiten suchen. Diese Nachfrage nimmt immer stärker zu.“ Perspektivisch vorstellbar ist, künftig stärker auf der Eigenkapitalschiene zu fahren, da viele Investments durch Solvency II begünstigt sind, so Distler im vergangenen Herbst auf einer Debt-Konferenz.
Politisch sorgt für Schwung, dass seit 2016 AIF-Kapitalinvestmentgesellschaften Debt-Fonds ohne Fronting-Bank auflegen dürfen. Zur Regulierung zählt einerseits, dass Solvency II Private Debt bezüglich Kapitalanforderungen bevorzugt. Im Vergleich zu Aktien- oder Immobilieninvestments werden für Private-Debt-Anlagen geringere Stressfaktoren gefordert. Andererseits werden Banken durch steigende Eigenkapitalanforderungen zum Verkauf risikoreicher Aktivpositionen bewegt. Laut den Studienergebnissen werden die Regulatorik sowie das fehlende Know-how in den Fachabteilungen von je zwei Dritteln der Befragten aber auch als Hemmnis bezeichnet. So bestehe ein hoher Grad an Unkenntnis über die vorherrschende Regulatorik in den Fachabteilungen. Die Befragten sind sich bei der Einordnung von Private Debt in eine Quotenklasse gemäß Anlageverordnung uneins, mehr als die Hälfte konnte keine Einschätzung darüber abgeben. Ein sachdienlicher Hinweis der Studienmacher: Private Debt Funds fallen bei aktiver Verwaltung unter die 15-Prozent-Beteiligungsquote des Paragrafen 13b der Anlageverordnung. Bei passiver Verwaltung gilt die Nummer 17.
Die deutschen Top4: Golding, Prime, Talanx und Eon
Insgesamt wiegen die Hemmnisse aber leichter. Heute halten 30 Prozent der Umfrageteilnehmer Private Debt im Portfolio, weitere 24 Prozent planen eine Investition in der Zukunft. Von den bereits investierenden Unternehmen streben auch auf Grund meist guter Erfahrungen annähernd zwei Drittel eine langfristige Erhöhung ihres Exposures an. Die befragten Investoren investieren durchschnittlich 1,3 Prozent in Private Debt. Markowitz empfiehlt für das effiziente Portfolio einer Muster-Versicherung sieben Prozent. Investiert wird im Hinblick auf das Underlying insbesondere in Corporates (88 Prozent) und Infrastruktur (74 Prozent), während lediglich 50 Prozent der Investoren sich bei Immobilien engagieren. Bezüglich der Bonität ist Senior der Favorit, wofür die durchschnittliche IRR-Erwartung 6,5 Prozent beträgt. Das deutlich höhere Risiko von Subordinated Debt wird mit einer durchschnittlichen Renditeerwartung von 13 Prozent bepreist. Einen Grund für diesen Unterschied sehen die Studienmacher in der Solvency-II-Richtlinie. Diese begünstigt Underlyings mit höherer Bonität durch deutlich geringere Stressfaktoren.
Primus nach Volumen war 2016 in Deutschland unter den Private Debt Fonds laut dem Researcher Preqin mit 332 Millionen Euro der Prime Capital Opportunities Fund vor Yielco Special Situations, Rantum Private Debt I und Novum Capital I. Als die vier größten Private-Debt-Investoren werden Golding mit 2,9 Milliarden Euro, Prime, Talanx und Eon (je 1,5 Milliarden Euro) aufgelistet. Die Liste der vier größten Private-Debt-Fondsmanager nach Kapitalbeschaffung in den vergangenen zehn Jahren zieren HSBC Trinkaus & Burkhardt, IKB, Golding und Orlando.
portfolio institutionell 08.05.2018/Patrick Eisele
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