Real-Money-Investoren ersetzen EZB am Pfandbriefmarkt
Der Pfandbriefmarkt verzeichnete im vergangenen Jahr den höchsten Absatz seit 2011. Marktstrukturen auf dem Weg der Normalisierung.
Der deutsche Pfandbriefmarkt verbuchte im vergangenen Jahr ein kräftiges Wachstum. Mit einem Emissionsvolumen in Höhe von 82,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 64,7 Milliarden Euro) verzeichnete er den höchsten Absatz seit 2011, berichtet der Verband deutscher Pfandbriefbanken. Als Wachstumstreiber erwies sich der Hypothekenpfandbrief, dessen Emissionsvolumen sich auf 68,1 Milliarden Euro (Vj.: 46,4 Milliarden Euro) ausweitete, ein Plus von 46,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Anteil des Hypothekenpfandbriefs am Absatz 2022 belief sich auf 82,7 Prozent. Der Anteil des sogenannten Öffentlichen Pfandbriefs, der ein Begebungsvolumen in Höhe von 14,2 Milliarden Euro (Vj.: 18,3 Milliarden Euro) erreichte, sank auf 17,3 Prozent.
Steigender Absatz auch im laufenden Jahr
Auch im laufenden Jahr sind nach Verbandsangaben steigende Absatztätigkeiten zu verzeichnen: Bis Mitte April wurden bereits großvolumige Pfandbriefe im Volumen von 17,5 Milliarden Euro emittiert, das höchste Absatzvolumen in diesem Zeitraum seit zehn Jahren. „Der Pfandbriefmarkt präsentiert sich weiter krisenfest und in starker Verfassung. Die Investorennachfrage nach Pfandbriefen ist ungebrochen hoch“, sagt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Pfandbriefbankenverbands.
Der Rückzug der EZB aus dem Markt und deren rückläufige Nachfrage werde erwartungsgemäß durch Real-Money-Investoren ersetzt, eventuell auch überkompensiert. „Endlich normalisieren sich die Marktstrukturen wieder“, so Tolckmitt weiter.
Absatz nachhaltige Pfandbriefe im Aufwind
Eine äußerst positive Entwicklung verzeichneten nach Verbandsangaben nachhaltige Pfandbriefe. Sie konnten im zurückliegenden Jahr das Absatzvolumen von 2021 von damals 2,8 Milliarden Euro auf nun 9,4 Milliarden Euro mehr als verdreifachen. Dadurch erhöhte sich auch der Umlauf grüner und sozialer Pfandbriefe spürbar auf 17,7 Milliarden Euro. Im Jahr zuvor waren Papiere im Wert von acht Milliarden Euro im Umlauf.
„Die Bedeutung von Wertpapieren mit ESG-Bezug wird weiter zunehmen. Wir rechnen in Zukunft mit weiteren Emittenten Grüner und Sozialer Pfandbriefe“, so Tolckmitt.
Der gesamte Pfandbriefumlauf erreichte am Jahresende 2022 ein Volumen von 393,5 Milliarden Euro. Die Summe lag knapp über dem Vorjahreswert von 391,4 Milliarden Euro.
Während der Hypothekenpfandbrief sein Volumen auf den neuerlichen Rekordwert von 283,4 Milliarden Euro (Vj.: 266,1 Milliarden Euro) steigerte, reduzierte sich der Umlauf Öffentlicher Pfandbriefe – unter anderem bedingt durch den nachlassenden Absatz im Jahr 2022 – auf 110,1 Milliarden Euro (Vj.: 125,3 Milliarden Euro).
Stabile Pfandbrief-Spreads
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken macht anlässlich der Bekanntgabe der Emissionszahlen für 2022 auf einen weiteren Aspekt aufmerksam, der für die Anlageklasse Pfandbriefe spricht. Im Gegensatz zu den Spreads unbesicherter Anleihen und Covered Bonds von Ländern wie Italien und Spanien hätten sich die Pfandbrief-Spreads erneut stabil präsentiert: Im volatilen Umfeld des Geschäftsjahres 2022 hätten sich die Spread-Ausweitungen gerade einmal im einstelligen Basispunkte-Bereich bewegt.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Pfandbrief
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