Queen of Cash
Gold? Euros? Amazon-Gutscheine!
Wenns um Gold geht – Sparkasse! Konsequenterweise hat darum ein 18-jähriger bei der Sparkasse Göttingen seit 2016 mit mehreren Transaktionen mehr als 200 Goldbarren gegen insgesamt etwa 300.000 Euro eingetauscht. Große Trennungsschmerzen dürfte der Verkäufer nicht gehabt haben, schließlich handelte es sich lediglich um Goldbarren aus manueller Fabrikation. Für die Sparkasse war dies zunächst kein Problem, da man das Fake-Gold problemlos an die Nord-LB weiterverkaufen konnte. Wie im Prozess ans Licht kam, kontaktierte die Sparkasse Göttingen den jungen Mann sogar und fragte ihn nach weiterem Gold. Aufgeflogen ist der Schwindel dann erst durch das Risikomanagement der Landesbank Baden-Württemberg. In Stuttgart hat wohl ein misstrauischer Mitarbeiter im Rahmen der Due Diligence etwas an dem Barren gekratzt, worauf normales Metall zum Vorschein kam. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Aber gut, dass es mehrere Landesbanken gibt. Dem „Gold“-Verkäufer wird derzeit der Prozess gemacht.
Dann doch lieber Bargeld. Cash is King, bezeugt der in Finanzdingen bekanntlich erfahrene Boris Becker – zumindest in einem Werbespot für Saturn. In diesem frägt ein junger Mitarbeiter den gefallenen Tennisstar an der Kasse: „Wie sieht´s denn mit dem Bezahlen aus?“ Boris kontert mit Scheinen: „Zurzeit am liebsten bar.“
Ein 10.000-Euro-Schein
Immer öfter wird jedoch mit Karte bezahlt. Bargeld hat aber immer noch seinen Charme – und zwar im Negativzinszeitalter immer mehr zur Wertaufbewahrung. So wie man heute Anleihen wegen der Wertsteigerungen und Aktien wegen der Ausschüttungen kauft, mutiert Bargeld zum Wertaufbewahrungsmittel. Darum plädieren Aloys Prinz, Direktor des Instituts für Finanzwirtschaft an der Universität Münster, und Hanno Beck, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim dafür, dass die Zentralbank Banknoten zu 1.000, 5.000 und 10.000 Euro druckt.
Die EZB dürfte von diesem Vorschlag nicht überzeugt sein. Schließlich wurde die Ausgabe des 500-Euro-Scheins eingestellt. Wie die Welt schreibt, postulieren darum die beiden Ökonomen dafür, dass diese Scheine nur der Wertaufbewahrung dienen. Für Transaktionszwecke sollten diese dagegen nicht zugelassen werden. Damit würde verhindert, dass sie zur Geldwäsche oder für kriminelle Zwecke eingesetzt werden. Denn wer das Geld zur Bezahlung nutzen möchte, müsste die großen Scheine zunächst in kleinere umtauschen, und zwar bei einer Bank. Und an dieser Stelle kann die legale Herkunft überprüft werden, so die „Welt“.
Leserbriefschreiber sind über den Vorschlag geteilter Meinung. Ein Leser kann sich für einen 10.000-Euro-Schein begeistern: „Dann drücken mich die Hunderter nicht immer so im Geldbeutel. Ich find´s super!!!“ Dagegen erwarten andere, dass sich die Banken beim Kleinmachen der großen Scheine schadlos halten. Und die Mehrheit sieht sich schon mit einem mit ganz vielen Geldscheinen mit ganz vielen Nullen gefüllten Leiterwagen beim Bäcker einkaufen.
Die Akzeptanz eines 10.000-Euro-Scheins wäre also ein großer Vertrauensbeweis für die Einheitswährung. Ein guter Grund also für die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die Notenpresse anzuschmeißen und neue Gelscheine – vielleicht mit dem eigenen Konterfei? – zu drucken. Ansonsten kommen die Leute nämlich auf die Idee, Bargeld durch Amazon-Gutscheine zu ersetzen. Dafür spricht, dass breite Bevölkerungskreise Amazon mehr als der EZB vertrauen.
Ein schönes Wochenende wünscht die Redaktion von portfolio institutionell allen Sparern!
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