Digitale Infrastruktur aus Investorensicht

Andreas Rothacher (l.) ist Senior Investment Consultant / Leiter Investment Research, Eberhard Schwarz ist Geschäftsführer der Complementa GmbH.
Als digitale Infrastruktur wird der technologische Unterbau für den Datenaustausch bezeichnet, wie zum Beispiel Rechenzentren, Glasfasernetze und Mobilfunkmasten. Diese Infrastruktur bildet somit die Grundlage für die effiziente Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Informationen. Mit dem Megatrend der Digitalisierung steigen die Anforderungen deutlich. Die steigende Nachfrage nach Cloud-Diensten und Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz führen zu einem erheblich erhöhten Bedarf an Rechenleistung und Speicherkapazität.
Unternehmen verlagern ihre Rechenressourcen in die Cloud, wodurch der Bedarf an Rechenzentren wächst. Auch der Übergang von 4G zu 5G und die zunehmende mobile Datennutzung erhöhen die Anforderungen an die Datenübertragungskapazität und damit den Bedarf an Mobilfunkmasten. Auch bei Glasfasernetzen ergibt sich dadurch Ausbaubedarf. Es ist folglich wenig überraschend, dass die Investitionen in die digitale Infrastruktur in den letzten Jahren zugenommen haben.
Investments in digitale und traditionelle Infrastrukturarten weisen eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf. Dazu zählen hohe Investitionskosten, lange Lebensdauer und hohe Markteintrittsbarrieren. Andererseits ist bei Rechenzentren auf den hohen Energiebedarf hinzuweisen. Investoren müssen im Einzelfall prüfen, inwieweit ein geplantes Investment mit ihren ESG-Vorgaben vereinbar ist.
Bei bestehenden Rechenzentren können je nach Vertragswerk die Preise langfristig festgelegt und somit das Mengen- und Preisrisiko reduziert werden. Der Betreiber des Rechenzentrums stellt in der Regel das Gebäude sowie Kühlsysteme und physische Sicherheitsmaßnahmen zur Verfügung, während der Abnehmer die Servereinheiten selbst bereitstellt. Die Energiekosten können je nach Vertrag weiterverrechnet werden.
Durch den hohen Investitionsbedarf ergeben sich zahlreiche Anlagemöglichkeiten. So gibt es eine hohe Anzahl an Greenfield-Projekten. Daraus ergeben sich einerseits höhere Renditeerwartungen, andererseits gehen Investoren hier auch Entwicklungsrisiken ein. Für institutionelle Investoren können sich im Bereich der digitalen Infrastruktur interessante Anlagemöglichkeiten ergeben. Aus Diversifikationsüberlegungen empfiehlt es sich jedoch, eine Infrastrukturallokation breit über verschiedene Sektoren und Regionen abzustützen. Digitale Infrastrukturen können in diesem Kontext einen Teil eines Multi-Sektor-Portfolios bilden. Eine Allokation ist immer so zu gestalten, dass sie den spezifischen Bedürfnissen und dem Portfoliokontext des Investors gerecht wird.
Autoren: Andreas Rothacher und Eberhard Schwarz In Verbindung stehende Artikel:
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