Alternative Anlagen
7. Dezember 2015

Private-Equity-Investoren plagen Selbstzweifel

Für direkte Beteiligungen fehlt es an Know-how und Erfahrung. Insbesondere kleinere Investoren sehen sich benachteiligt. Dennoch sind die Renditeerwartungen im zweistelligen Bereich.

Co-Investments und direkte Beteiligungen liegen in der Private-Equity-Branche weiter im Trend. An den dafür notwendigen Kompetenzen mangelt es den institutionellen Investoren jedoch zumeist noch. Diese Erkenntnis ergibt sich aus dem neuen Coller Capital Global Private Equity Barometer, für das 114 institutionelle Private-Equity-Investoren weltweit befragt wurden. Fast die Hälfte stammt aus Europa. Laut dieser Befragung sind 84 Prozent der befragten Limited Partner (LP) der Auffassung, dass ihnen die Fähigkeiten, Erfahrungen und Prozesse fehlen, um direkt in Unternehmen zu investieren. Die Gründe dafür sind mehrschichtig. Rund drei Viertel geben an, dass es ihnen schwerfällt, die knappen Fristen einzuhalten, die Fondsmanager für parallele Direktinvestments in ihre Portfoliounternehmen setzen. Die Hälfte sieht sich nicht in der Lage, Mitarbeiter mit den notwendigen Fachkenntnissen zu finden. Als weiteren Grund nennen 55 Prozent der Befragten Unzulänglichkeiten im Verstehen der Faktoren, die die Wertentwicklung von Co-Investments bestimmen.
Obwohl die befragten LPs selbst ein schlechtes Zeugnis in puncto Private-Equity-Know-how ausstellen, wird der Asset-Klasse eine hohe Attraktivität bescheinigt. Das spiegelt sich unter anderem darin wider, dass 41 Prozent eine Erhöhung ihrer Zielallokation für diese Asset-Klasse im Laufe der nächsten zwölf Monate planen. Nahezu die Hälfte der LPs hat vor, den Anteil ihrer Infrastrukturbeteiligungen zu erhöhen. Mehr als ein Drittel plant eine Aufstockung ihres Engagements in Private Equity (PE). Dabei werden immer häufiger Managed Accounts genutzt. Laut Coller Capital stieg der Anteil an LPs mit Managed Accounts von 13 Prozent im Sommer 2012 auf inzwischen 35 Prozent. Interessanterweise findet nicht jeder Investor diese Entwicklung gut. Immerhin 43 Prozent der befragten LPs sind der Meinung, dass dieses Wachstum an Sonderkonten eine negative Entwicklung für die Branche darstellt, da es zu potenziellen Interessenkonflikten führt. 
Ungeachtet solcher Bedenken ist der Trend zu direkten Beteiligungen ungebrochen und wird sich weiter fortsetzen. Laut dem Coller-Barometer plant etwas mehr als ein Drittel der Investoren in den nächsten zwei bis drei Jahren die Einstellung von Investmentspezialisten mit Kompetenzen und Erfahrung in diesem Bereich. Darüber hinaus zeigt sich: Mit acht Prozent gehen nur wenige Investoren davon aus, dass Direktbeteiligungen gemischte Fonds jemals ganz ablösen werden; drei Viertel erwarten, dass beide Anlageformen auch künftig ein wichtiger Bestandteil im Instrumentarium der Limited Partner bleiben. 
Mit Blick auf den deutschsprachigen Markt erklärt Michael Schad, Partner bei Coller Capital: „Der relativ neue Trend zu Co-Investments und direkten Beteiligungen bei Limited Partnern hält an. Die Branche sieht sich jedoch selbstkritisch und plant deswegen folgerichtig, in den nächsten Jahren verstärkt Personal für diese Bereiche einzustellen.“
Größe gereicht zum Vorteil
Wie aus dem Coller-Barometer weiter hervorgeht, sehen sich kleinere Limited Partner gegenüber ihren größeren Pendants zunehmend im Nachteil, der sich auch in den zu erwartenden Renditen niederschlägt. Die Benachteiligung ergebe sich durch die hohen Beträge, mit denen sich die größeren LPs in einzelnen Fonds engagierten, während kleine weniger Verhandlungsmacht und nur beschränkt Zugang zu den besten Fonds hätten. Darüber hinaus sei es Investoren mit einem größeren operativen Handlungsspielraum erlaubt, Direktinvestments zu tätigen, ausländische Niederlassungen zu eröffnen oder ihr eigenes Vergütungsniveau zu bestimmen. Das wiederum lasse sie höhere Erträge aus Beteiligungen erzielen als Investoren mit stärkeren Restriktionen. 
Mittelfristig sind die Erwartungen der Investoren an die Rendite in der Asset-Klasse „Private Equity“ nach wie vor hoch: 86 Prozent der Limited Partner rechnen in den nächsten drei bis fünf Jahren mit Nettojahresrenditen von mindestens elf Prozent für ihre PE-Portfolios. Fast ausnahmslos geben sie an, dass die größte Gefahr für dieses Szenario von den derzeit übersteigerten Asset-Preisen ausgeht. Die Mehrheit hält es für möglich, dass zumindest die besonders cleveren Limited Partner auch über den drei- bis fünfjährigen Horizont hinaus weiterhin ein solches Renditeniveau für sich beanspruchen können. Sie gehen dabei davon aus, dass sich auch nach Reifung der etablierten Teile des Private-Equity-Marktes neue Anlagemöglichkeiten eröffnen werden.
Unzufrieden sind die befragten Investoren mit der Performance ihrer Private-Equity-Investments in den Schwellenländern. 41 Prozent gaben an, dass diese hinter ihren Erwartungen zurück blieb. Nur drei Prozent sagten, dass ihre Erwartungen übertroffen worden. Trotz dieser Enttäuschung wollen die Investoren ihre Marktpositionen in den Schwellenländern ausbauen. In den nächsten drei bis vier Jahren wird der Anteil der LPs, die mit mehr als einem Zehntel ihrer Private-Equity-Investments in Schwellenmärkten engagiert sind, von 27 auf 44 Prozent steigen. Die Aussichten in China schätzen Limited Partner weiterhin positiv ein: 37 Prozent gaben an, dass China als Standort für Private-Equity-Investments in fünf Jahren attraktiver sein wird, während nur 17 Prozent glauben, dass es wohl weniger attraktiv sein wird. 
Da sich viele Anleger seit der Finanzkrise an Debüt-Fonds neuer GPs beteiligt haben, hat das Barometer untersucht, worum es den LPs bei diesen Investments geht. Die Investoren wiesen auf eine Reihe von Faktoren hin, die sie beeinflussten. Fast durchweg wurde das GP-Team genannt. So führten 94 Prozent an, dass in dem neuen GP-Team, in das sie investiert haben, Fondsmitarbeiter tätig sind, die sich bereits in anderen Positionen erfolgreich bewährt hatten.
portfolio institutionell newsflash 07.12.2015/Kerstin Bendix
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