Alternative Anlagen
25. Februar 2013
Private Equity in Zeiten der Krise
Golding Capital und die HEC School of Management haben eine Studie erarbeitet, die sich mit den Auswirkungen der Finanzkrise auf die relative Performance von Private Equity beschäftigt. Die Analyse basiert auf Zahlenmaterial von mehr als 5.000 Einzeltransaktionen.
Private-Equity-Transaktionen konnten auch während der Finanzkrise eine deutliche Überrendite gegenüber vergleichbaren Investments am Aktienmarkt erzielen. So lautet ein Ergebnis der jüngsten und mittlerweile dritten Private-Equity-Studie von Golding Capital Partners und der HEC School of Management in Paris. Die Analyse trägt die Überschrift „Im Auge des Sturms“, die ihrerseits Raum für Spekulationen über die weitere Entwicklung des Sektors lässt. Nach Angaben der Studienautoren um Professor Oliver Gottschalg, der die Ergebnisse in Frankfurt am Main präsentierte, handelt es sich um die erste empirische Studie zur relativen Performance von Private Equity während der Finanzkrise.
Die Studienautoren haben über 5.200 relevante Transaktionen aus den Jahren 1977 bis 2011 ausgewertet. Darunter befanden sich auch jeweils über 300, die insbesondere während der Finanzkrise aktiv waren, und solche, die konkret zwischen 2006 und 2008 eingegangen wurden. Datenbasis für die wohl bis dato umfassendste Performance-Darstellung im Private-Equity-Sektor ist die Transaktionsdatenbank des Münchner Investment Managers Golding Capital Partners. Noch nicht realisierte Transaktionen wurden aus der Analyse ausgeschlossen.
Ein Sturm zieht auf
Die Performance von Private Equity während der jüngsten Finanzkrise wurde in der Studie aus zwei Perspektiven gemessen. In einem ersten Schritt wurden 345 Private-Equity-Investments analysiert, die zum Zeitpunkt der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers aktiv waren. Dabei handelt es sich konkret um Transaktionen, die vor September 2008 investiert und bis 2011 realisiert wurden. In einem zweiten Schritt wurden 303 Investments untersucht, die in den Jahren 2006 bis 2008 getätigt und ebenfalls bis 2011 realisiert wurden. Die Ergebnisse: Private-Equity-Investments, die zum Zeitpunkt der Insolvenz von Lehman Brothers aktiv waren, konnten durchschnittlich ein Alpha von 5,1 Prozent gegenüber vergleichbaren Investments am Aktienmarkt erzielen.
Transaktionen, die zwischen 2006 und 2008 getätigt wurden, erreichten indessen ein außerordentlich positives Alpha von 20,5 Prozent. Auch die absoluten Renditen dieser Transaktionen liegen mit 2,7 Prozent beziehungsweise 5,1 Prozent im positiven Bereich, während die vergleichbaren Aktienrenditen beim Dax mit -2,4 beziehungsweise -15,4 Prozent negativ waren. Nach Angaben der Studienautoren wird die Vermutung, dass Private-Equity-Investments während der Finanzkrise auch im Vergleich zu anderen Anlageklassen eine eher schwache Performance geliefert hätten, in der Studie zurückgewiesen.
Der langfristige Durchschnitt des Alphas von Private Equity liegt der aktuellen Studie zufolge übrigens bei 9,7 Prozent. Dieser Durchschnittswert errechnet sich aus den Daten von mehr als 5.200 abgeschlossenen, relevanten Transaktionen zwischen 1977 und 2011. „Die Ergebnisse von Private Equity in den Krisenjahren liegen erwartungsgemäß unter dem langfristigen Durchschnitt der Anlageklasse. Gegenüber der vergleichbaren Aktienmarktrendite konnte dagegen ein deutlich positives Alpha erzielt werden“, erläutert Oliver Gottschalg, Professor an der HEC School of Management, der nachdrücklich darauf hinweist, dass es sich bei der vorliegenden Untersuchung nicht um eine bezahlte Studie handelt.
Jeremy Golding, seines Zeichens Gründer und Geschäftsführer von Golding Capital Partners, lässt sich indessen mit den Worten zitieren: „Die Studie zeigt, dass sich Private Equity als robuste Alternative zu Investments am Aktienmarkt in Krisenzeiten bewährt hat und stabilisierend auf ein Gesamtportfolio wirkt.“ Die Ergebnisse seien ein klarer Beleg für die Krisenfestigkeit von Private Equity, so Golding. Sein Resümee: „Die Professionalisierung der Branche und die Erfahrungen mit erfolgreichem Krisenmanagement nehmen sichtbar zu.“ Private Equity sei auch angesichts der nach wie vor schwierigen Wirtschaftsentwicklung und des anhaltenden Niedrigzinsumfelds eine attraktive Option für institutionelle Investoren, ist Golding überzeugt.
Äpfel nicht mit Birnen vergleichen
Die Renditen von Aktien und Private Equity sind nicht direkt miteinander vergleichbar. Der einfache Vergleich der Private-Equity-Renditen mit der Aktienrendite über die Transaktionslaufzeit im Sinne von „buy and hold“ führe zu irreführenden Ergebnissen, heißt es in der Untersuchung. Um die Renditen direkt miteinander vergleichen zu können, haben die Studienautoren Anpassungen bei den jeweiligen Renditen vorgenommen. Bei Aktien wurde das Timing, also die jeweiligen Zeitpunkte der Ab- und Zuflüsse, der Einfluss der Branchenentwicklung auf das jeweilige Unternehmen sowie der Verschuldungsgrad eines Private-Equity-Investments im Vergleich zum börsennotierten Unternehmen berücksichtigt. Auch die Rendite der Private-Equity-Transaktionen wurde für Vergleichszwecke angepasst. Zinsfaktor für die Wiederanlage ist dabei ein Aktienindex und nicht, wie für den Standard-IRR, der interne Zinsfuß. Die Differenz aus beiden Renditen ist das Alpha von Private Equity.
portfolio institutionell newsflash 20.02.2013/tbü
Autoren:
portfolio institutionell
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar