Traditionelle Anlagen
16. Mai 2023

Private Equity in Europa verbucht Rekordjahr

Europäische Private-Equity-Fonds blicken auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 zurück. Pensionsfonds sind ihre eifrigsten Geldgeber.

Das Anlagejahr 2022 wird vielen institutionellen Investoren noch lange im Gedächtnis bleiben. Mehrfach ging es sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihemärkten gleichzeitig abwärts. Ein ungewöhnliches Phänomen – den Kapitalanlegern fehlte es in diesen Phasen an Fluchtmöglichkeiten, während sich die Stimmung auch bei Immobilieninvestoren im Zuge der Zinswende der großen Notenbanken und infolge steigender Energie- und Materialkosten mehr und mehr eintrübte. Eine Anlageklasse hat sich von der Talfahrt bei Anleihen und Immobilien und dem Auf und Ab bei Aktien abgekoppelt: Europäische Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds verbuchten nach einer im Jahr 2009 eingeläuteten Serie strammen Wachstums ein weiteres Rekordjahr.

Nach Angaben des Verbands Invest Europe, ehemals EVCA (European Private Equity & Venture Capital Association), belief sich das gesamte Fundraising in Europa im Jahr 2022 auf 170 Milliarden Euro. Das waren 30 Prozent mehr gegenüber dem Wert von 2021 und der höchste jemals gemessene Stand. Die europäische Venture-Capital-Industrie sammelte 23 Milliarden Euro für die Start-up-Szene ein. Auch das ist ein Rekordwert. „Diese Zahlen spiegeln die langfristige Zuversicht von Investoren in die Fähigkeit europäischer Manager wider, Erträge zu erwirtschaften, die die Renten und Ersparnisse der Bürger weltweit steigern können“, kommentiert Eric de Montgolfier, CEO von Invest Europe.

Pensionsfonds sind die eifrigsten Geldgeber

Im Jahresverlauf 2022 sammelten 801 Private-Equity-Fonds Kapital ein. Das war die zweithöchste jemals verzeichnete Anzahl an Fonds, wie Invest Europe zu berichten weiß. Pensionsfonds bildeten die größte und eifrigste Anlegergruppe, die an eine weiterhin blühende Private-Equity-Landschaft glaubt. Sie stellten 27 Prozent der eingeworbenen Mittel bereit, gefolgt von Dachfonds und anderen Vermögensverwaltern mit zusammen 18 Prozent. Wachsendes Interesse zeigte sich im vergangenen Jahr auch von Sovereign Wealth Funds mit einem Anteil von 15 Prozent.

Der Gesamtbetrag des Eigenkapitals, das 2022 in europäische Unternehmen investiert worden ist, beläuft sich auf 130 Milliarden Euro – der zweithöchste Stand in einem Jahr. Er liegt 30 Prozent über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, betont Invest Europe. Das Mittelaufkommen stammt keineswegs nur aus Europa. Vielmehr entfällt der höchste Anteil auf Kapital aus Nordamerika (24 Prozent), gefolgt von Asien und Australien (22 Prozent). Insgesamt wurde 48 Prozent des Kapitals von außereuropäischen Investoren zugesagt.

Versicherungsunternehmen allokieren Corporate Private Equity

Laut einer Publikation des Bundesverbands Alternative Investments (BAI) mit dem Titel „German Alternative Investor Landscape“ sind alternative Anlagen wie Private Equity für Endanleger aus dem Lager der Versicherungen etwas Selbstverständliches. Demnach allokiert ein Großteil der deutschen Versicherungsunternehmen Corporate Private Equity. Die Allianz beispielsweise hat im vergangenen Jahr 5,1 Milliarden Euro in Private Equity, Infrastruktur, Erneuerbare Energien und Immobilien investiert. Das entspricht einem Rückgang um 1,2 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreswert.

Laut BAI wollen die Versicherungsunternehmen bestehende Allokationen von Corporate Private Equity aber weiter aufstocken. Die Anleger der Assekuranz begründen das mit der vorteilhaften Risiko-Rendite-Struktur, der Diversifikation sowie der Aussicht auf Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien.

Die hiesige Private-Equity- und Venture-Capital-Branche gehört zu den Größten in Europa. Das von in Deutschland ansässigen Fondsmanagern verwaltete Vermögen ist im Laufe des vergangenen Jahrzehnts kontinuierlich gewachsen – von 18,6 Milliarden US-Dollar per Ende 2012 auf 58,5 Milliarden US-Dollar per Ende 2021, wie Zahlen des Datenanbieters Preqin zeigen.

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