Private Equity Barometer mit Druckabfall
Coller-Umfrage ergibt kleinen Dämpfer für Beteiligungsbranche. Optimistische Renditeerwartungen.
Investoren haben die Qual der Wahl: Anleihen locken mit endlich wieder attraktiven Renditen, alternative Anlagen mit geringen Schwankungen. Dem aktuellen Global Private Equity Barometer von Coller Capital lässt sich entnehmen, dass die Investoren weiter in Alternatives wie Private Equity investieren – drosseln allerdings das Tempo. Wie das Barometer anzeigt, wollen „nur“ noch 29 Prozent ihre Alternative Assets ausbauen. Vor sechs Monaten waren es noch 50 Prozent. Für Private Equity sinkt das Interesse von 42 auf 27 Prozent. Mit 37 beziehungsweise zwölf Prozent treffen unter den Alternatives nur Private Debt und Hedgefonds auf ein konstantes Interesse der LPs.
Laut dem Barometer bremst der Denominator-Effekt den Ausbau des Private-Equity-Engagements bei vielen institutionellen Investoren. Dieser Effekt ist bereits bei einer wachsenden Zahl größerer LPs und öffentlicher Pensionsfonds zu spüren, wobei zwei Drittel von ihnen dies als einen Faktor für die Verlangsamung ihres Engagements angeben. Auch Liquiditätsengpässe führen bei mehr als einem Viertel der Limited Partner zu einer Verlangsamung von Kapitalzusagen. Daneben drücken das makroökonomische Umfeld und die Inflation auf die Stimmung der Anleger. Diese werden als erhebliche Risiken für die Rendite von Private Equity angesehen.
Trotzdem: Ein Drittel der LPs prognostiziert jährliche Nettorenditen von 16 Prozent und mehr für ihre Private-Equity-Portfolios, was den höchsten Wert seit dem Winterbarometer 2011/2012 darstellt. 50 Prozent gehen von zweistelligen Renditen aus. Zu diesem Optimismus beitragen dürfte, dass sich weniger LPs über hohe Vermögenspreise Sorgen machen, nachdem die Bewertungen im Vergleich zum Barometer vom Winter 2019/2020 gesunken sind. Derzeit sehen 68 Prozent der Anleger hohe Einkaufspreise kritisch. Im Winter-Barometer von 2019/20 waren es noch 92 Prozent.
LPs schätzen Skandinavien und Energie
Regional betrachtet gehen die Ansichten der Anleger über die europäischen Märkte weit auseinander. Die einzige europäische Region, die in den Augen der LPs an Attraktivität gewinnt, sind die nordischen Länder. „Der Gegenwind in verschiedenen Ländern Europas hat sich spürbar auf die Ansichten der LPs über die Private-Equity-Märkte ausgewirkt“, so Michael Schad, Partner und Leiter von Coller Credit Secondaries. „Mittel- und Osteuropa sowie das Vereinigte Königreich erscheinen gegenüber der Zeit vor zwei bis drei Jahren weniger attraktiv, während die skandinavischen Länder an Attraktivität gewonnen haben.“
Sektoral betrachtet wird Energie immer beliebter. Im Vergleich zu vor vier Jahren entscheiden sich mehr LPs nicht nur für Private-Equity-Investitionen in Erneuerbare Energien, sondern auch in private Anlagen zur fossilen Energieerzeugung. Weniger LPs entscheiden sich dafür, ihre Investitionen in fossile Anlagen zu reduzieren. Dagegen hat die Volatilität auf den Technologiemärkten dazu geführt, dass 45 Prozent der LPs glauben, dass sich die Attraktivität von Venture Capital im Technologiesektor mittelfristig verringert hat. 28 Prozent der LPs sagen dasselbe über Technologieinvestitionen von Private Equity.
Bei Thoma Bravo ist schon Weihnachten
Teilgenommen haben an dem Barometer 112 Anleger weltweit. Überlappungen zum Kundenkreis der US-Größe Thoma Bravo sind offenbar gering: Das auf Software spezialisierte Beteiligungshaus konnte das Fundraising für den Thoma Bravo Fund XV bei 24,3 Milliarden Dollar abschließen. Laut Thoma Bravo ist dieser Fonds damit der größte Tech-fokussierte Buyout-Fonds, der jemals aufgelegt wurde. 2017 gelang Apollo ein Closing bei 24,6 Milliarden Dollar. 2019 sammelte Blackstone 26 Milliarden Dollar ein.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Private Assets | Private Equity
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