3. April 2014

portfolio Awards 2014: knappe Entscheidungen und elf Gewinner

Mit jeweils zwei Awards sind die AEVWL und Evonik die großen Abräumer des Abends. In drei Kategorien gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Den Leserpreis nahm Jonathan Boersma persönlich entgegen.

Zwei auf einen Streich: Auf den diesjährigen portfolio institutionell Awards haben die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe (AEVWL) und die Evonik Industries AG jeweils zwei der insgesamt 13 Preise mit nach Hause nehmen können. Das Versorgungswerk aus Münster setzte sich in den Kategorien „Beste Portfoliostruktur“ und „Bester Immobilieninvestor“ durch, während der Essener Chemiekonzern mit seiner Pensionskasse Degussa und seinem CTA (Contructual Trust Arrangement) zu überzeugen wusste. 
Ausschlaggebend für den Sieg der AEVWL in der Kategorie „Beste Portfoliostruktur“ waren sowohl inhaltliche als auch organisatorische Aspekte der Asset Allocation. Lobend stellte die Fachjury in ihrer Laudatio heraus, dass das Versorgungswerk die langfristige Struktur seiner Verbindlichkeiten strategisch nutze und auch in unkonventionelle Asset-Klassen investiere. Abhängig von der Marktlage sei eine Quote von bis zu 30 Prozent erlaubt. „In diesem Zusammenhang spielen Infrastrukturinvestitionen eine bedeutende Rolle, die aufgrund ihrer Eigenschaften die Erzielung von Illiquiditätsprämien ermöglichen“, so die Jury. Positiv hob sie außerdem hervor, dass – wie in den Vorjahren – auch 2013 einige neue Projekte mit Pilotcharakter angestoßen wurden.
Auch die Fachjury in der Kategorie „Bester Immobilieninvestor“ kürte die AEVWL zum Sieger. Beeindruckt hat die Altersvorsorgeeinrichtung vor allem durch ihr langjähriges, deutliches Committment zu dieser Asset-Klasse, in der mit einer Core-Satellite-Strategie gearbeitet wird, die einen stabilisierenden Effekt für das Gesamtportfolio mit sich bringt. Zugleich habe das Versorgungswerk jedoch auch erkannt, dass Immobilieninvestments Renditetreiber sein können, und investiert antizyklisch – auch mit eigenen Projekten.  
In den beiden Award-Kategorien für Altersvorsorgeeinrichtungen setzte sich in diesem Jahr Evonik Industries durch. Die Jury für den Preis „bester Pensionsfonds/bester CTA“ lobte in ihrer Laudatio die Flexibilität des Investitionsvehikels CTA, die der M-Dax-Konzern nachhaltig ausschöpft, indem das Funding Level durch eine konzerneigene, nicht betriebsnotwendige Beteiligung des Trägerunternehmens erhöht wird. Darüber hinaus habe die ausgefeilte Strategie im Bereich liquide Assets ebenso überzeugt wie der Liability-Driven-Investment-Ansatz, der „nicht nur als bloße Immunisierungsstrategie, sondern auch als Maßstab für eine ganzheitliche Analyse mit dem Ziel der optimalen Portfoliostruktur“ verstanden wird. Auch bei den Jury-Mitgliedern aus der Kategorie „beste Pensionskasse“ hat Evonik durch ein „beeindruckendes Asset- und Risikomanagement“ den „besten Gesamteindruck“ aller Bewerber hinterlassen. Sie attestieren der Pensionskasse Degussa „sehr effiziente Entscheidungsprozesse und -strukturen, ausgerichtet auf eine flexible Reaktion und kurze Reaktionszeit bei sich ändernden Rahmenbedingungen“.   
Als bester Corporate Investor wurde in diesem Jahr die Vorwerk & Co. KG ausgezeichnet, deren Treasury der Jury zufolge konzernintern als „Bank“ agiert: „Die Gelder werden dabei zentral gepoolt, um die Effizienz zu steigern und Liquiditätsschwankungen besser zu absorbieren.“ Ein weiterer Aspekt, der bei der Jury Eindruck hinterlassen hat, ist der Prozess zum Aufbau der Asset Allocation. Dieser erfolge bei dem Staubsaugerhersteller auf mehreren Ebenen. Auf der ersten Ebene werde anhand von Risikoprämien beziehungsweise Renditetreibern eine grobe Allokation nach Asset-Klassen vorgenommen. Auf der zweiten Ebene werde die Strategieausprägung bestimmt. Und schließlich finde auf der dritten Ebene die Ausgestaltung der einzelnen Mandate statt. 
Mehr Fotos zu den Gewinnern finden Sie hier.
Spitz auf Knopf: VW-Stiftung, Robert Bosch und Signal Iduna setzen sich durch
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich wie in den Vorjahren wieder die Kandidaten um den Award „Beste Stiftung“. Als Gewinner setzte sich letztendlich die Volkswagen-Stiftung durch, deren Investmentprozess laut Jury klar strukturiert ist und auf verständlichen und transparenten Anlageinstrumenten, wie Aktien, Renten und Immobilien, basiert. „Mit ihrer bemerkenswerten Portfoliostruktur konnte die Einrichtung insbesondere in dem für Stiftungen schwierigen Jahr 2013 bei sehr geringer Volatilität eine Rendite von knapp fünf Prozent erzielen. Der reale Werterhalt als eine der wichtigen Prämissen in der Anlagephilosophie war zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt“, lobte die Fachjury.
Ähnlich eng ging es in der neu geschaffenen Kategorie „Bester Investor traditionelle Asset-Klassen“ zu. Die „sehr guten Bewerbungen“ machten der Jury die Entscheidung nicht einfach, am Ende fiel diese aber zugunsten der Robert Bosch GmbH aus. „Mit einer ebenso einfachen wie klaren Struktur gelingt es dem Unternehmen, seine ambitionierten Zielrenditen langfristig und nachhaltig zu erreichen“, hieß es in der Laudatio.  
Bei der Suche nach der besten Versicherung fiel die Wahl einstimmig auf die Süddeutsche Krankenversicherung, die über rund 4,6 Milliarden Euro an Kapitalanlagen verfügt. In ihrer Begründung lobte die Fachjury den klaren und systematischen Anlageprozess, die gute Diversifikation, das Risikomanagement und die überdurchschnittlichen Reserven. „Beindruckend – trotz mancher Krise – sind die Performance-Zahlen der vergangenen drei Jahre“, führte die Fachjury aus. Auch die Mitarbeiterstruktur im Kapitalanlagemanagement nahmen die Jury-Mitglieder als vorbildlich wahr. Sie lobten unter anderem die flachen Strukturen, die bei Bedarf zu schnellen Entscheidungen führen.
Auch in der Kategorie „Bestes Risikomanagement“ siegte eine Versicherungen. In einem knappen Rennen setzte sich die Signal Iduna durch. Für die Entscheidungen waren mehrere Punkte ausschlaggebend. Unter anderem lobte die Jury die ausgeprägte Kommunikation zwischen dem strategischen und dem operativen Risikomanagement, was den ganzheitlichen Blick fördert. Außerdem sei das Risikomanagement sowohl technisch als auch personell angemessen ausgestattet und die verantwortlichen Risikomanager über eine Risikodatenbank und einen hierarchischen Aufbau miteinander verbunden. „Dadurch gehen relevante Informationen nicht verloren“, so die Fachjury.  
Anders als in den Vorjahren entschied die Jury in der Kategorie „Bester Investor alternative Asset-Klassen“, den Award in diesem Jahr erstmalig für die Expertise in nur einem spezifischen Teilbereich der Alternatives-Welt zu vergeben. Die Wahl fiel auf die Württembergische Lebensversicherung und ihr bereits zwei Jahrzehnte andauerndes Committment zu Private Equity. „Das Portfolio ist breit gefächert und erstreckt sich über Venture Capital, Buyouts und Special Situations in Europa, den USA sowie den Emerging Markets. Seit 2007 werden die Investitionen nur noch direkt in den jeweiligen Zielfonds vorgenommen. Die vorhandenen Ressourcen erlauben nicht nur eine entsprechende Due Diligence, sondern auch ein fortlaufendes Controlling“, hieß es in der Laudatio. Außerdem lobte die Jury, dass die Versicherung derzeit zur operativen Effizienzsteigerung ein einheitliches administratives Vehikel plane.
Der Award „Beste Bank“ ging in diesem Jahr erneut nach Süddeutschland. Mit der Volksbank Kraichgau Wiesloch-Sinsheim wurde angesichts einer Bilanzsumme von rund 3,2 Milliarden Euro ein eher kleines Institut der Bankenbranche ausgezeichnet. „Die Risiken der Eigenanlagen sind mit den Gesamtbankrisiken sinnvoll und passend verknüpft“, lobte die Jury. Außerdem seien die Diversifikation des Portfolios, die innerhalb der einzelnen Asset-Klassen gewählten Strategien, die Methoden zur Risikoanalyse sowie die zum Einsatz kommenden Stresstests sinnvoll gewählt.   
Ebenfalls an eine Bank ging der Award „bester nachhaltiger Investor“. Die Wahl fiel auf die Evangelische Kreditgenossenschaft. Ausschlaggebend für die Entscheidung war der detailliert dokumentierte und transparente Investmentprozess, der vollständig an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet ist und die gesamte Klaviatur von Nachhaltigkeitstreibern nutzt. Zudem engagiere sich die Bank in verschiedenen Gremien und Organisationen, um den Nachhaltigkeitsgedanken bei der Investmentstrategie institutioneller Investoren weiter zu verankern.   
Last but not least wurde auf den portfolio institutionell Awards in diesem Jahr der Leserpreis „Industry Achievement“ verliehen. Als Nachfolger von Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmann ging aus einem Kandidatenpool von acht Persönlichkeiten Jonathan Boersma hervor. Als Executive Director der Global Performance Standards beim CFA-Institute verschreibt er sich dem Anlegerschutz. Denn mit den globalen Best-Practise-Standards zu Performance-Messung und Reportings der Asset Manager haben Anleger bessere Vergleichsmöglichkeiten an der Hand. Dies dürfte den Ausschlag für seine Wahl gegeben haben.
Text geändert am 04.04.2014
Mehr Fotos zu den Gewinnern finden Siehier.
portfolio institutionell newsflash 03.04.2014/Kerstin Bendix

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