Strategien
27. Mai 2015

Pflicht statt Kür: Klimarisiken im Portfolio sollen veröffentlicht werden

Institutionelle französische Investoren sollen in Zukunft eine Art Klimabilanz aufstellen. Umschichtungen im Aktienportfolio dürften die Folge sein.

Strengere Maßnahmen zum Klimaschutz sind längst nicht nur ein Thema für Länder mit ambitionierter Klimapolitik, sondern auch für institutionelle Investoren. Wie das US-Nachrichtenportal Pensions & Investments berichtet, will die französische Regierung institutionelle Investoren dazu verpflichten, ihre Portfolien auf klimaschädliche Investments abzuklopfen und regelmäßig darüber zu berichten. 
Anlässlich eines Branchentreffens, bei dem institutionelle Investoren, Banken und Regulierungsbehörden vertreten waren, erläuterte der französische Finanzminister Michel Sapin jüngst derartige Pläne. In seiner Rede sagte er nach Angaben von Pensions & Investments, dass das gesamte Finanzsystem Klimarisiken berücksichtigen müsse. Seiner Einschätzung nach gehe es für Investoren ganz konkret darum, das Exposures ihrer Portfolio im Hinblick auf Klimarisiken zu kennen und eine Strategie zu implementieren, um bestehende Emissionen zu reduzieren. Eine solche Strategie könnte beispielswiese mit Desinvestitionen bestimmter Sektoren einhergehen, sprich dem Verkauf von Aktien jener Unternehmen, die mit ihren Emissionen den Klimawandel antreiben. Denkbar sei aber auch, den Dialog mit kritischen Unternehmen zu suchen. 
Umschichtungen setzen Zeichen 
Der Vorstoß der französischen Regierung trifft in der französischen Pensionsfondsbranche auf offene Ohren. Philippe Desfosses, CEO des mit einem Kapitalanlagevolumen von 23 Milliarden Euro hantierenden Pensionsfonds für den öffentlichen Sektor (retraite additionnelle de la fonction publique, ERAPF) lässt sich mit folgenden Worten zitieren: „Wir sind der Ansicht, dass Kohlenstoff ein Risiko darstellt. Und wenn man als Pensionsfonds dieses Risiko trägt, ist es aus unserer Sicht nachzollziehbar, dass damit eine fiduziarische Pflicht einhergeht. Das heißt, man sollte dieses Risiko beurteilen und abschwächen.“ In dem Zusammenhang orientieren sich die Anleger an der sogenannten Kohlenstoffintensität. Dabei handelt es sich um die Kohlendioxidemission pro Energieeinheit oder wirtschaftlichem Ertrag. Wie Desfosses ausführt, veröffentlicht der schlagkräftige ERAPF seit 2014 eine CO2-Bilanz. Seinerzeit lag die Kohlenstoffintensität des Aktienportfolios bei 19 Prozent und damit laut Pensions & Investments unter der des MSCI All World Index. In diesem Jahr soll die Kohlenstoffintensität auf etwa 16 Prozent reduziert werden. Man habe zunehmend in Unternehmen aus Amerika investiert, so Desfosses. Sie seien vergleichsweise weniger klimaschädlich. 
Hierzulande sind derartige Pläne noch nicht spruchreif. Das hindert institutionelle Investoren allerdings nicht daran, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Allianz beispielsweise tätigt seit geraumer Zeit Klimaschutzinvestments in Schwellenländern. So investierte die Münchner Versicherung beispielsweise 2013 in das sogenannte Projekt „Rimba Raya“, das ein 640 Quadratkilometer großes Urwaldgebiet im Süden von Borneo vor der Abholzung durch die Palmölbranche schützt. Über einen Zeitraum von 30 Jahren soll der Ausstoß von 90 Millionen Tonnen Kohlendioxid verhindert werden. 
Ambitionierte Vorreiter
Auf globaler Ebene hat sich das Carbon Disclosure Project (CDP) etabliert  eine international tätige gemeinnützige Organisation. Sie wurde im Jahr 2000 in London mit dem Ziel gegründet, qualitativ hochwertige klimabezogene Unternehmensdaten zu sammeln und Investoren, Unternehmen und Regierungen dazu zu motivieren, auf Grundlage dieser Daten aktiv gegen den Klimawandel vorzugehen. Einmal jährlich erfragt das CDP im Auftrag der Signatory Investors Daten und Informationen zu Chancen und Risiken des Klimawandels, CO2-Emissionen und relevanten Strategien und Maßnahmen von Unternehmen. Der standardisierte Fragebogen wird an die größten börsennotierten Unternehmen weltweit versendet, wobei die Mehrzahl dieser Unternehmen die Fragen auch beantwortet. Die jährlichen CDP-Berichte sind auf der Internetseite des CDP für alle Interessenten frei verfügbar. Investoren, die das CDP unterstützen, haben darüber hinaus auch Zugang zu nicht-öffentlichen Unternehmensantworten. Insgesamt unterstützen rund 800 institutionelle Investoren als Signatory Investors die Initiative, darunter die Bayern-Invest. 
Im September 2014 wiederum ist im Rahmen einer Konferenz der von den Vereinten Nationen unterstützten Principles for Responsible Investment (PRI) der Montreal Carbon Pledge ins Leben gerufen worden. Mit der Unterzeichnung der Erklärung verpflichten sich Investoren, den CO2-Verbrauch ihrer Portfoliounternehmen anzugeben. Zu den Signatoren zählt beispielsweise der eingangs erwähnte französische ERAPF. Der Montreal Carbon Pledge stellt einen ersten Schritt dar, das Thema Kohlenstoffreduzierung auf die Tagesordnung von Investoren zu rücken und liefert einen wichtigen Startpunkt auf dem Weg in einen CO2-ärmere Wirtschaft. 
portfolio institutionell newsflash 27.05.2015/Tobias Bürger
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