Pfandgeld-Mops
Von Schlappschwänzen und Champions
Bevor in München am Sonntagabend die U30-Party der CSU steigt, konnte man sich zumindest bis zum vergangenen Wochenende bei einem entspannten Wiesn-Bummel kluge Gedanken machen. Kommt man beispielsweise beim Hau-den-Lukas vorbei, fragt man sich, warum es in der Finanzbranche eigentlich so komische Einteilungen wie BB- mit positivem Outlook oder Investment-Grade und non-Investment-Grade oder eligible und non-eligible-Assets gibt. Ginge nicht auch Champion, Casanova, Leichtmatrose, Anfänger und Schlappschwanz? Und könnten nicht beim Hau-den-Lukas, wo alle Halbstarken den Halbstärksten ermitteln, auch einmal die schlimmsten Finger im edlen Wettstreit den allerschlimmsten Finger ausmachen? Und so denjenigen küren, der sich am meisten um das Allgemeinwohl verdient gemacht hat?
Dann sieht man zum Beispiel Sara Netanjahu ihren Mann Bibi zum Hau den Lukas schicken. Die Gemahlin des israelischen Ministerpräsidenten ist angeklagt, rund 86.000 Euro zu viel für private Mahlzeiten in der offiziellen Residenz des Ministerpräsidenten ausgegeben zu haben. Außerdem soll die israelische First Lady gern Erlöse von Pfandflaschen, die der offiziellen Residenz gehörten, gemopst haben. Damit schafft es Bibi beim Hau-den-Lukas-Rating aber nur zum Schlappschwanz.
Den nächsten Auftritt hat ein ehemaliger Anlagechef der Zürcher Pensionskasse. Statt wie sonst Geschenke und Geld von Asset Managern zu bekommen, denen er dafür zum Dank Vermögensverwaltungsmandate zuschanzte, bekommt er nun den Hammer … tritt an … holt aus … und … Anfänger, Anfänger, Anfänger! Wer hätte das gedacht? Eigentlich jeder. Denn eine solche Korruptionsnummer ist einfach nichts Besonderes.
Etwas raffinierter ging der nächste Kandidat vor, Fred Buenrostro, ex-CEO von Calpers, dem größten US-Pensionsfonds. Er akzeptierte von einem Mandate-suchenden Placement Agent nicht nur wie gewöhnlich und profan Cash, sondern schätzte auch Casino Chips. So macht ein Ausflug nach Las Vegas doch gleich mehr Spaß. Fred bringt es beim Hau-den-Lukas mit dieser Nummer immerhin zum Leichtmatrosen. Nicht schlecht, aber es geht auch Besser.
Deutlich raffinierter und komplexer war das Vorgehen von Moon Hyung Pyo. Moon saß früher im Chefzimmer des südkoreanischen Pensionsfonds NPS und heute im Gefängnis. Grund ist, dass der Pensionsfonds als Großaktionär für eine Unternehmensfusion zweier Samsung-Töchter gestimmt haben soll. Diese Entscheidung soll NPS am Ende hunderte Millionen Dollar gekostet haben. Im Gegenzug für die Zustimmung sollen Samsung-Manager Millionen Dollar Stiftungen zukommen haben lassen, mit denen sich Politiker persönlich finanziell gesundstoßen können. Moon war früher Gesundheitsminister. Das macht beim Hau-den-Lukas: Casanova! Respekt!
Bleibt noch die Ermittlung des wahren Champions. Dafür braucht es die Cojones eines Recep Tayyip Erdoğan. Bei der Plünderung seiner Türkei erweist sich Erdo als wahrer Fuchs. Eine Nummer, die ihm erst einmal jemand nachmachen muss ist sein Krisenmanagement. Krise? Welche Krise? Solange niemand darüber schreibt, gibt es keine Krise. Also – nachzulesen in der FAZ – stellt man die in einem Arbeitslosenfonds eingesammelten etwa 1,5 Milliarden Euro nicht Arbeitslosen, sondern staatlichen Banken zur Verfügung. Diese können mit dem Geld wieder an befreundete Geschäftspartner Erdoğan Kredite vergeben, die mit dem Geld wiederum Medienunternehmen aufkaufen können. Chapeau Champion!
Ein hieb- und stichfestes Wochenende wünscht Ihre Redaktion von portfolio institutionell.
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