Pensionsvermögen im Dax steigt leicht
Zu verdanken ist dies vor allem Effekten aus Währungsumrechnungen. Schwäche bei Unternehmensanleihen und globalen Aktien belasteten die Rendite.
Das Kapitalanlagejahr 2015 kann rückblickend als durchwachsen bezeichnet werden. Das spiegelt auch die Entwicklung des Pensionsvermögens der Dax-Unternehmen wider. Wie Mercer in seiner neuen Analyse feststellt, für die die bereits erschienenen Geschäftsberichte von 25 Dax-Konzernen herangezogenen wurden, stieg das aggregierte Planvermögen 2015 von etwa 228 Milliarden Euro auf etwa 236 Milliarden Euro. Die Rendite lag bei etwa einem Prozent.
„Die erfreulichen Kursanstiege der Aktienmärkte bis zum Frühsommer wurden im August und September wieder aufgezehrt. Die anschließende Erholung im Herbst holte diese Verluste wieder auf, führte aber nur zu einem geringen Anstieg über das Niveau vom Jahresanfang hinaus“, resümierte Dr. Carl-Heinrich Kehr, Principal und Investmentexperte bei Mercer in Deutschland. Mit dem Börsenstand zum Jahresende ergab sich ein Performance-Beitrag aus Aktien von circa 1,8 Prozent, wobei europäische Aktien infolge der Ausweitung des Liquiditätsprogramms der Europäischen Zentralbank um rund sieben Prozent zulegten, während globale Aktien mit minus zwei Prozent aufgrund schwächerer US-Märkte leicht an Wert einbüßten.
Auch zinsbasierte Anlagen in Staatsanleihen hoher Bonität leisteten laut Mercer über das Gesamtjahr betrachtet mit circa 1,7 Prozent nur geringfügig positive Beiträge für die Wertentwicklung der Pensionsvermögen. Unternehmensanleihen haben mit minus 1,2 Prozent schwächer rentiert und damit die positiven Beiträge aus Aktien und Staatsanleihen wieder nach unten gedrückt. Dabei haben insbesondere Unternehmensanleihen mit niedriger Bonität, sprich High Yields, aufgrund einer gestiegenen Ausfallwahrscheinlichkeit in Bezug auf den Ölsektor mit rund minus vier Prozent am deutlichsten verloren.
Ein größerer Beitrag zum Anstieg der Pensionsvermögen ist wiederum auf Währungsumrechnungen für im Ausland gehaltenes Vermögen zu verzeichnen: Etwa sechs Milliarden Euro sind hierauf zurückzuführen. Damit werden die Effekte der Währungsumrechnungen bei den Verpflichtungswerten fast vollständig ausgeglichen. Neben dieser Veränderung sind die Pensionsvermögen durch die Änderung in der Zusammensetzung des Dax um etwa eine Milliarde Euro gesunken. Ohne die Effekte aus Rendite, Währungsumrechnung und geänderter Dax-Zusammensetzung wäre nach Einschätzung von Mercer das Pensionsvermögen nur unwesentlich gestiegen, weil sich Ein- und Auszahlungen in etwa die Waage halten.
Entspannung auf der Liability-Seite
Für Entspannung unter den Dax-Konzernen sorgte im vergangenen Jahr unterdessen die positive Zinsentwicklung. Nachdem im Jahr 2014 bis ins erste Quartal 2015 hinein ein deutliches Absinken des Rechnungszinses nach IAS 19 um über zwei Prozentpunkte zu beobachten war, entspannte sich die Lage in den folgenden Quartalen. Die Verpflichtungswerte (DBO) der Dax-Unternehmen sanken dadurch von etwa 372 auf rund 362 Milliarden Euro.
Mercer erläutert: Der Rechnungszins für gemischte Bestände nach der Mercer Yield Curve, einem Verfahren zur Herleitung des Rechnungszinssatzes nach IAS 19, ist im Jahr 2015 von etwa zwei auf etwa 2,4 Prozent gestiegen. In dieser Größenordnung lagen auch die Anpassungen beim Rechnungszins für die Dax-Unternehmen. Dadurch entstanden versicherungsmathematische Gewinne in Höhe von etwa 16 Milliarden Euro. Diese wurden erfolgsneutral vereinnahmt. Sie erhöhen zwar das Eigenkapital, verbessern aber nicht das Jahresergebnis. Ein zu diesen Erleichterungen gegenläufiger Effekt ergab sich 2015 vor allem aus den bereits erwähnten, rein bilanziellen Währungsumrechnungen. Durch den gesunkenen Eurokurs im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen wurden insbesondere Verpflichtungen in den USA, Großbritannien und der Schweiz höher bewertet. Ohne diesen Effekt wäre die DBO um weitere sieben Milliarden Euro gesunken.
Wie Mercer weiter feststellt, hat sich das Verpflichtungsvolumen zu einem kleineren Teil aufgrund der Veränderung im Dax verringert: Lanxess ist aus dem deutschen Leitindex ausgeschieden, Vonovia wurde neu aufgenommen. Dies habe zu einer Verringerung der Verpflichtungswerte um etwa zwei Milliarden Euro geführt.
Die deutliche Entlastung beim Verpflichtungsumfang sorgte dafür, dass der Deckungsgrad 2015 mit 65 Prozent wieder fast auf den Stand von 2013 anstieg. Im Vorjahr lag er bei rund 61 Prozent. Dieser Kennzahl ist in Deutschland jedoch weniger bedeutend als in anderen Ländern. Denn hierzulande sind keine Mindestdotierungen vorgeschrieben. Und so ist die Einstellung im Dax, ob und in welchem Umfang Pensionsvermögen zur Kapitaldeckung geschaffen werden soll, auch recht unterschiedlich. Laut Thomas Hagemann, Chefaktuar bei Mercer in Deutschland, findet sich fast das gesamte Spektrum von vollständiger Abdeckung bis hin zum Verzicht auf Pensionsvermögen.
Die Veränderung des Zinsniveaus hat auch Auswirkungen auf den Pensionsaufwand des Jahres 2016, wie Mercer herausstreicht. Der Dienstzeitaufwand für das Jahr 2015 (also der planmäßige Aufwand ohne Zinsaufwand) betrug laut der Hochrechnung des Beratungshauses gut sieben Milliarden Euro. Für das Jahr 2016 wird dieser Betrag um etwa eine halbe Milliarde Euro absinken.
Die vorliegende Analysevon Mercer basiert auf den Geschäftsberichten, die bis zum 17. März veröffentlicht wurden. Dazu gehören: Adidas, Allianz, BASF, Bayer, Beiersdorf, BMW, Commerzbank, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Eon, Heidelberg Cement, Henkel, Infineon Technologies, K+S, Linde Group, Lufthansa, Merck, Munich Re, RWE, Siemens, Thyssen-Krupp und Vonovia. Hiermit werden über 87 Prozent der Pensionsverpflichtungen und über 94 Prozent der Pensionsvermögen abgedeckt. Der Geschäftsbericht von Volkswagen wird mit deutlicher Verspätung veröffentlicht werden. Dadurch sei ein großer Einzelposten noch nicht in diese Hochrechnung eingeflossen.
portfolio institutionell newsflash 21.03.2016/Kerstin Bendix
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