Pensionsfonds droht Russland
Akademiker Pension will Russland ausschließen. Konsequente ESG-Strategie auch bezüglich Kohle und China.
Der dänische Pensionsfonds Akademiker Pension zeigt beim Thema Nachhaltigkeit weiter eine klare Kante. In diesen Tagen positionierten sich die Verantwortlichen der Pensionseinrichtung gegen Russland und Versorgungsunternehmen mit einem zu großen Kohleanteil.
Mit Blick nach Osten sagte Direktor Jens Munch Holst, dass man eine klare Position habe: „Wenn Russland die Ukraine angreift und/oder einmarschiert, werden wir das Land sofort ausschließen.“ Dies würde bedeuten, dass Akademiker Pension alle Staatsanleihen sowie Anleihen und Anteile an Unternehmen ausschließt, an denen der russische Staat mehr als 50 Prozent hält.
Leicht hat sich Akademiker Pension diese Entscheidung offenbar nicht gemacht. Munch Holst bezeichnete den Ausschluss eines Landes als sehr komplexen Prozess mit vielen Einschätzungen. „Aber insgesamt versuchen wir, die Länder auszuschließen, die in Bezug auf Menschenrechte und so weiter am schlechtesten abschneiden. Gleichzeitig versuchen wir, transparent zu sein, wo wir Kompromisse eingehen müssen, um die Renten der Anspruchsberechtigten zu schützen und verantwortungsvoll zu investieren.“ Dies entspreche dem, was nach den internationalen Richtlinien für verantwortungsvolles Investieren erwartet werde.
Die Grenzen zu ziehen, ist für den CEO jedoch eine Herausforderung: „Jedes Mal, wenn wir ein Land ausschließen, gibt es eines, das nebenan fast genauso schlimm ist. Werden wir also dieses Land auch ausschließen?“
China auf der schwarzen Liste
Neben Russland gebe es noch weitere Länder, die künftig auf der schwarzen Liste stehen könnten. „Russland ist eines von mehreren Ländern, die seit langem Kandidaten für den Ausschluss sind.“ Bereits gebannt wurde China. Im Jahr 2020 verkaufte Akademiker Pension chinesische Staatsanleihen und Aktien im Wert von etwa 54 Millionen Euro wegen systematischer Menschenrechtsverletzungen.
Jüngst trennte sich das Board von Versorgungsunternehmen, bei denen mehr als 25 Prozent des Energiemixes aus thermischer Kohle stammen. „Die Ziele des Pariser Abkommens erfordern einen raschen Kohleausstieg. Und deshalb glauben wir, dass Unternehmen, die große Kohleverbraucher sind, ein Risiko für uns als langfristige Investoren darstellen. Gleichzeitig kann ein Ausschluss von uns und anderen Investoren dazu beitragen, die Unternehmen dazu zu bringen, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, und daher liegt es auch in der Verantwortung“, so Jens Munch Holst. Insgesamt wurden mehr als 200 Unternehmen auf die Ausschlussliste gesetzt. Veräußern müssen die Dänen nun Unternehmen, im Wert von umgerechnet 83 Millionen Euro.
Ausschlüsse gut für Rendite
Der russische Aktienmarkt hat einen Energiefokus. Die Abkehr auch anderer Investoren von Russland und CO₂-intensiven Unternehmen trifft den russischen Markt also doppelt. Wie die Finanzwoche von DJE berichtet, weist der russische Aktienmarkt ein KGV von lediglich fünf und eine Dividendenrendite von etwa elf Prozent auf. Wer jetzt verkauft, trennt sich womöglich auf dem Tiefpunkt von russischen Aktien. Trotzdem sagt Munch Holst: „Diese Veräußerung ist gut für die Rendite und bedeutet, dass wir in eine noch grünere Richtung gehen werden, um unsere neuen Klimaziele zu erreichen.“ Zum Schaden der Versicherten war der nachhaltige Kurs von Akademiker Pension, nicht. von 2009 bis 2021 betrug die jährliche Rendite 9,1 Prozent. Der Pensionsfonds bewirtschaftet etwa 22 Milliarden Euro.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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