Papier ist geduldig
Neues zu Risikomanagement
„Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein!“, ist ein Klassiker unter den Filmzitaten. Gesprochen vom frisch geschassten Einkaufsdirektor Heinrich Lohse, alias Loriot als Pappa ante Portas, der nun auch im Supermarkt versucht, konsequent Mengenrabatte auszuhandeln. In die Frühpensionierung wurde Lohse von seinem Arbeitgeber geschickt, weil er für diesen Schreibpapier in einer Menge bestellte, die für 40 Jahre ausreicht. Long Duration würde man dazu im Portfoliomanagement sagen.
Ein ähnlicher Fall wurde nun aus Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech bekannt. Dort kam es zu einem Fat-Finger-Fehler, wie bei Wertpapierhändlern, die auf Grund einer falschen Eingabe einen ganzen Markt zum Abstürzen bringen. In Fuchstal hatte ein Gemeindemitarbeiter anno 2006 versehentlich einen ganzen Sattelschlepper voll mit Klopapier für die 4.000 Einwohner zählende Gemeinde bestellt. Nun sei die letzte Rolle verbraucht worden.
Offenbar werkeln in Fuchstal gute Risikomanager, die messerscharf erkannt haben, dass es kein effizientes Risiko ist, bezüglich dem Real Asset „Klopapier“ einen Deckungsgrad auch unter 100 Prozent zu erlauben. Falls ein Vertriebler der Deutschen Bank die Gemeinde einmal in hauseigene Spread-Ladder-Zins-Swaps reinberät, hätte man das Klopapier bestimmt als Collateral verwenden können. Weniger vorbildlich ist jedoch, dass die Gemeinde Fuchstal – wie an der Transaktion erkenntlich – über keine funktionierende Governance funktioniert. „Das ist eigentlich an mir vorbeigegangen. Das haben die Burschen alle sauber vertuscht. Der Kollege im Hause hat sofort unsere Bauhof-Mitarbeiter, unseren Wasserwart angerufen – und die haben das Ganze dann verräumt“, gestand Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg dem Bayerischen Rundfunk.
Für eine Auszeichnung für den Mitarbeiter des Monats sollte die Großbestellung trotzdem reichen. Denn die Preise für Toilettenpapier sind mit denen von Holz positiv korreliert. „Unterm Strich haben wir uns 1.000 Euro gespart“, so Karg.
Um eine noch größere Auszeichnung hat sich aber der Chefeinkäufer Heinrich Lohse verdient gemacht. Schließlich hedgte er sein Unternehmen gleich über 40 Jahre vor steigenden Papierpreisen. Ihm zu Ehren stiften sollte man zum Beispiel den Papyrus am papierenen Bande.
Ein aufgeräumtes Wochenende wünscht Ihnen portfolio institutionell!
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