Schwarzer Schwan
9. November 2012

Oh weh, oh weh, W&W

Erfahren Sie in dieser Ausgabe des Schwarzen Schwan der Woche, was der W&W-Konzern unter SNS versteht.

Einfallsreichtum gehört wohl nicht zu den Kernkompetenzen der Konzernverantwortlichen bei der Wüstenrot & Württembergischen. Im Drei-Jahres-Rhythmus verpasst das Unternehmen seinen Sparprogrammen immer einen ähnlichen Titel. Begonnen hatte alles 2006, als Alexander Erdland mit dem Sparpaket „W&W 2009“ seinen Einstand als Vorstandsvorsitzender beim W&W-Konzern gab. Es folgten die Sparpakete „W&W 2012“ und nun „W&W 2015“. Dabei deuten die Jahreszahlen auf das Zieljahr hin, in dem die Sparvorgaben erfüllt sein sollen. Wie wohl das nächste Sparprogramm heißen wird? Intern möglicherweise: „Oh weh, oh weh 2018“.
Insgesamt spart der Versicherungskonzern nun schon seit sechs Jahren, 2015 sind es dann neun. Allerdings bestand die Geschäftsleitung Anfang 2010 ausdrücklich darauf, dass W&W 2012 kein Sparprogramm sei. Ab sofort galt die Sprachregelung „Wachstumsprogramm“. Egal welchen Namen man dem Kind nun gibt, am Ende steht eines fest: Alle drei bisherigen Maßnahmenpakete sind mit Sparelementen gespickt. Noch in diesem Jahr sollen laut Erdland Sofortmaßnahmen greifen. Dazu zählen ein „differenzierter“ Einstellungsstopp, restriktivere externe Auftragsvergaben sowie Optimierungen beim Einkauf von Drittleistungen. „Differenziert“ muss man dann auch die schwäbische Managementphilosophie SNS bei der W&W interpretieren. Eigentlich steht dieses Kürzel für „Schaffe, net schwätze“. Bei der W&W wohl eher für „Spare, net schwätze“. 
Wie fühlen sich eigentlich die Mitarbeiter all die Jahre, wenn ihnen ihr Vorstandsboss permanent Reizwörter wie „Optimierung“, „Kostensenkung“ oder „Umstrukturierung“ um die Ohren wirft, obwohl die W&W-Gruppe in den vergangenen Jahren immer wieder einen Konzernüberschuss erwirtschaftete? Und was bedeutet dies für die Incentivierung der besten Mitarbeiter durch umtriebige Betriebsausflüge wie die Belohnungsreise nach Brasilien im April 2010? Klingt doch alles eher nach Schluckimpfung als nach Copacabana. Im vergangenen Jahr lag der Konzernüberschuss bei rund 192 Millionen Euro, 2010 bei 180 Millionen Euro und im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits bei 131 Millionen Euro. Neutrale Beobachter gewinnen von außen langsam, aber sicher den Eindruck, dass sich der Konzern in einer Dauersanierung befindet. 
Da darf es in der Unternehmensführung keinen ärgern, wenn bald Wetten abgeschlossen werden, wer denn eher fertig ist: der neue Berliner Flughafen, der Stuttgarter Bahnhof oder das Sparmaßnahmenpaket „W&W 2015“? Was ist Ihre Meinung? Hier können Sie abstimmen:alexander.erdland@ww-ag.com. Die Redaktion von portfolio institutionell wünscht Ihnen ein schönes Wochenende.

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