Offene Immobilienfonds fallen in der Anlegergunst zurück
Anbieter offener Immobilienfonds bekommen die Auswirkungen der Krise am Immobilienmarkt zu spüren. In diesem Jahr dürften ihre Mittelzuflüsse weiter sinken.
Die Krise am Immobilienmarkt schlägt sich mehr und mehr auch bei den offenen Immobilienfonds nieder. Von Januar bis November 2022 sind die Mittelzuflüsse in diesem Segment gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereits um ein Drittel auf rund 4,7 Milliarden Euro zurückgegangen, wie die vier Akteure DWS, KGAL, Industria und Intreal in einer gemeinsamen Mitteilung vorrechnen. Und der Ausblick fällt eher gemischt aus: Aufgrund der Flaute am Transaktionsmarkt seien die Ankaufsprognosen der Fonds für 2023 mit größerer Unsicherheit behaftet.
Michael Schneider, ein Geschäftsführer der Kapitalverwaltungsgesellschaft Intreal, erwartet in diesem Jahr „eher geringere Mittelzuflüsse als 2022. Auch bei den Renditeerwartungen sind wir zurückhaltend. Die Wertänderungsrenditen werden nicht mehr den gleichen Beitrag zur Gesamtrendite leisten können wie in den letzten Jahren“, meint er. „Die Mieten steigen zwar deutlich, es ist aber fraglich, ob dies den ersten Effekt kompensieren kann.“
Ulrich Steinmetz, ein Geschäftsführer der DWS Grundbesitz GmbH, verweist ebenfalls auf die Unterstützung durch den Mietmarkt: „Diese federt die Folgen des angespannten wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeldes ab.“ Und auch bei der DWS erwarten sie steigende Mieten – und zwar „über alle Nutzungsarten hinweg. Am stärksten in den Segmenten Wohnen und Logistik.“ Die DWS managt Immobilien-Publikumsfonds mit einem Nettofondsvermögen von 15 Milliarden Euro.
Nachhaltigkeitskriterien und neue Berichtspflichten
Zudem betont Steinmetz, wie sich Nachhaltigkeitskriterien und neue Berichtspflichten in den offenen Immobilienfonds niederschlagen: „ESG steht bei den Publikumsfonds anhaltend im Fokus und wird auch 2023 prägend sein.“ So schreibe die Mifid-II-Novelle vom August 2022 vor, dass auch die negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen – die Principle Adverse Impact Indikators (PAIs) – erfasst werden. „Dazu zählen beispielsweise Immobilien im Portfolio mit schlechter Energieeffizienz“, erläutert Steinmetz.
Die meisten offenen Immobilien-Publikumsfonds sind den Angaben zufolge aktuell nach Artikel-8-Plus der Offenlegungsverordnung klassifiziert. Impact-Fonds beziehungsweise Artikel-9-Fonds für Privatanleger gebe es bislang nicht. Intreal-Chef Schneider rechnet nicht mit einem Impact-Produkt für Privatanleger im Jahr 2023. Er sagt, Artikel-9-Fonds seien aufgrund der vielen noch offenen Fragen und der Haftungsrisiken bei Publikumsfonds derzeit kaum realisierbar. „Wir führen aber Gespräche über mehrere Fondsneuauflagen von Artikel-8-Plus-Fonds“, so Schneider.
Immobilienfonds im Plus
Nach Angaben des deutschen Fondsverbands BVI zum Stichtag 31. Dezember 2022 hat die Fondsgruppe „Immobilienfonds“ im vergangenen Jahr im Durchschnitt eine Rendite von 2,6 Prozent erzielt. Damit war sie unter allen Fondsgruppe die zweitbeste nach den „Geldmarktfonds global“ mit 7,0 Prozent per annum. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg beträgt die Rendite der Fondsgruppe „Immobilienfonds“ 2,7 Prozent, über 30 Jahre 3,8 Prozent per annum.
Ganz anders dagegen das Bild der Fondsgruppe „Aktienfonds Deutschland“. Diese verbuchte 2022 ein Minus von 20,9 Prozent. Über zehn Jahre hinweg wird der Einbruch aber mehr als ausgebügelt mit einer Rendite von 5,3 Prozent beziehungsweise 6,6 Prozent p.a. über 30 Jahre hinweg.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Immobilienfonds
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar