Nur 25 Prozent der Mandat-Vergabe läuft über Consultants
Zum 20-jährigen Jubiläum blickt der Consultant Faros auf den institutionellen Beratermarkt. Insbesondere Pensionskassen stünden vor Konsolidierungsprozess.
Aus Anlass seines 20-jährigen Bestehens gibt der Investment-Consultant Faros Einblick in aktuelle Trends im institutionellen Beratermarkt und seine Geschäftsbereiche. Demnach liegt Deutschland als Beratermarkt im internationalen Vergleich im hinteren Drittel. Angeführt wird das Ranking nach wie vor und wenig überraschend von Großbritannien, gefolgt von den USA und Kanada. „Während in angelsächsischen Ländern Investment-Consultants etabliert sind und rund 90 Prozent der neuen Vermögensverwaltungsmandate über Consultants vergeben werden, besteht in Deutschland mit einem Anteil von rund 25 Prozent weiterhin Aufholpotenzial“, so Faros Consulting. Als einen der wesentlichen Gründe für diese Position seien die hierzulande immer noch hohen Quoten etablierter Anlageklassen wie Anleihen und Immobilien sowie die geringen Allokationen in komplexe Anlageformen wie alternative Anlagen zu nennen. Auf den letzten Plätzen nach Deutschland liegen im Ranking Frankreich (21 Prozent), Schweden mit 17 Prozent und „Asien“ mit 14 Prozent und Finnland mit null Prozent.
Neben den Big-3 auch Spezialisten
Neben den drei großen, internationalen Häusern wie Aon, Mercer und WTW seien deutsche Player wie neben Faros RMC, Alpha Portfolio Advisors und Telos sowie Taunus Trust getreten, in der Schweiz Häuser wie Complementa und PPC Metrics. Ergänzt würden diese durch auf bestimmte Asset-Klassen spezialisierte Berater wie zum Beispiel Mackewicz & Partner, Yielco, Palladio Partners oder Feri.
Auf der institutionellen Anlegerseite stünden insbesondere Pensionskassen vor einem Konsolidierungsprozess. Besonders kleinere Pensionskassen ächzten unter der zunehmenden Regulatorik, Bafin-Stresstests und prüften demnach verstärkt Bestandsübertragungen. Aber auch unter den berufsständischen Versorgungswerken gäbe es mitunter einzelne schwierige Kandidaten.
Nackenschmerzen durch Nachhaltigkeitsregulatorik
Auch die Nachhaltigkeitsregulatorik unter anderem in Form der Offenlegungsverordnung sei für viele institutionelle Anleger inzwischen „Pain in the neck“, so Uwe Rieken, Gründer, Geschäftsführer und Vorstand bei Faros auf einem Pressefrühstück am Donnerstag. Man sei 2011 als erster Berater den UN PRI beigetreten und sei seit jeher der Meinung, „dass ESG nur mit regulatorischem Druck vorangebracht werden kann“, so Rieken. KVGen dominierten das Thema Nachhaltigkeit inzwischen – auch mitunter entgegen den Wünschen einzelner Anleger, die ihre Prioritäten nicht oder noch nicht auf ESG legen wollen. „Der politische Druck bei Nachhaltigkeit ist inzwischen so groß geworden, dass institutionelle Anleger am Thema ESG nicht mehr vorbeikommen“, zieht Rieken Bilanz.
OCIO international wachsender Markt
Aber nicht nur die Regulatorik, auch die Kapitalmärkte selbst haben an Komplexität gewonnen und hätten inzwischen den Trend zu mehr Arbeitsteilung und zu professioneller Beratung beschleunigt, so Faros. So würden in Deutschland inzwischen immer häufiger die Dienste von Consultants im Rahmen eines Treuhandverhältnisses genutzt, das als Fiduciary Management oder Outsourced CIO (OCIO) bezeichnet wird. Nach eigenen Angaben verwaltet das Fiduciary Management von Faros derzeit Assets under Management von über zwei Milliarden Euro. Dafür hat Faros vor kurzem mit Jens Kummer als Chief Investment Officer neues Führungspersonal gewonnen. Das Fiduciary Management auch international an Bedeutung gewinnt, zeigen die Zahlen: Während weltweit im Jahr 2013 noch circa 941 Milliarden US-Dollar in OCIO-Lösungen verwaltet wurden, waren es 2020 circa 1,961 Billionen US-Dollar, also ein mehr als doppelt so großes Vermögen.
Managerwechsel oft nach schlechter Performance
Bei Faros nimmt die Managerselektion mit etwas über 500 Millionen Euro in 2022 und 250 Millionen Euro in 2023 nur einen kleinen Teil der Services ein. Gründe dafür, warum institutionelle Anleger den Asset Manager wechseln, lägen meist in der Unzufriedenheit mit der Performance, so Faros. Eine wichtigere Rolle spielten insbesondere im vergangenen Jahr SAA- und ALM-Studien im Volumen von über vier Milliarden Euro. Die fortlaufende Betreuung von Mandanten liege aktuell bei einem Kapitalanlagevolumen von 20 Milliarden, verarbeitete Projektaufträge beliefen sich auf 180 Milliarden Kapitalanlagevolumen.
Mehr Professionalisierung
„Wir wollen Licht in alle Bereiche der Investmententscheidung bringen – mit diesem Anspruch ist Faros 2003 in Frankfurt an den Start gegangen“, sagt Uwe Rieken. „In der lange beschaulichen Welt der institutionellen Kapitalanlage hat sich schon damals abgezeichnet, dass mehr Professionalität die einzige Antwort auf anspruchsvolle Kapitalmärkte und wachsende Regulationsanforderungen sein kann. Heute, 20 Jahre und einige Finanzmarktkrisen später, gibt es nur wenige institutionelle Investoren, die auf professionellen Support verzichten wollen. Inflation, neue Anlageklassen und der massive Zinsumschwung sind nur einige Stichworte, die Weichenstellungen für die Zukunft erfordern und die Nachfrage nach Fiduciary Management wachsen lassen.“
Autoren: Daniela Englert In Verbindung stehende Artikel:
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