Norwegens Ölfonds stoppt Aktienzukäufe
Der weltgrößte Staatsfonds warnt vor eine Korrektur an den Aktienmärkten und lässt die Finger von weiteren Zukäufen. Immobilien stehen dagegen hoch im Kurs. Noch gut 23 Milliarden Euro hat der Fonds zu vergeben.
Norwegens Staatsfonds hat seinen Glauben an Aktien geht offenbar verloren. Mit einem Aktienanteil von fast 64 Prozent ist der Ölfonds zwar nach wie vor Europas größter Aktieninvestor, doch weitere Zukäufe in dieser Asset-Klasse wird es vorerst nicht geben. „Unser Anteil am Aktienmarkt ist stabil geblieben, obwohl die Märkte gestiegen sind. Das bedeutet, dass wir die Zuflüsse nicht für Aktienkäufe nutzen“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg den Chefanleger des rund 580 Milliarden Euro schweren Fonds, Yngve Slyngstad, der eine Korrektur an den Aktienmärkten erwartet. „Im Allgemeinen betrachten wir Marktkorrekturen eher als Chance denn als Bedrohung, daher ist das nichts, was uns beunruhigt“, fügte er allerdings sogleich hinzu. Trotzdem stehen Aktien derzeit nicht auf dem Einkaufszettel ganz oben.
„Statt Aktien kaufen wir Anleihen oder behalten Liquidität“, so Slyngstad gegenüber der Nachrichtenagentur. Grundsätzlich würde er gern stärker in Immobilieninvestoren, immerhin peilt er eine strategische Quote von fünf Prozent an. Doch das brauche seine Zeit. Nach einer rastlosen Einkaufstour ist es ihm zumindest gelungen, die Immobilienquote seit Ende vergangenen Jahres von 0,3 auf 0,9 Prozent zu steigern. Im Vergleich mit deutschen Anlegern, die im Durchschnitt eine Immobilienquote von sieben Prozent haben, mutet der Immobilienbestand des Fonds ziemlich mager an, stellt absolut betrachtet mit 5,2 Milliarden Euro aber einen gewaltigen Betrag dar. Um die Zielquote von fünf Prozent zu erreichen, bleiben noch rund 23 Milliarden Euro zu investieren. Ein Schritt in diese Richtung wurde jüngst unternommen. Mitte Oktober ist der Ölfonds ein Joint Venture mit Axa Real Estate eingegangen. Dahinter verbirgt sich den Angaben zufolge ein Real-Estate-Debt-Programm mit einem Volumen von 600 Millionen Euro.
Der Chefanleger Slyngstad hat aber nicht nur Immobilien auf seinem Radar. Um mehr am globalen Wachstum teilzuhaben, unterzieht er Norwegens Staatsfonds einem Strategiewechsel, wie Bloomberg berichtete. Dahinter verbirgt sich eine Verlagerung von Investments weg von Europa hin zu asiatischen und südamerikanischen Schwellenländern. Wie es hieß, wurde im Rentenportfolio die Marktgewichtung zugunsten einer Gewichtung nach der Wirtschaftskraft aufgegeben, um Länder mit steigender Schuldenlast zu meiden. Im Moment sind die USA, Japan, Deutschland und Großbritannien die vier Schwergewichte im Fixed-Income-Portfolio des Ölfonds, wie aus dem aktuellen Quartalsbericht hervorgeht. Unter den Top-Ten-Emittenten finden sich aber auch Mexiko, Brasilien und Südkorea. Insgesamt machen Renten derzeit 35,5 Prozent der Kapitalanlagen des Ölfonds aus, wobei fast zwei Drittel Staatsanleihen sind. Im dritten Quartal erzielten die Renten 0,3 Prozent. Der Gesamtertrag der Kapitalanlage lag bei fünf Prozent, wobei die Aktieninvestments mit 7,6 Prozent den größten Anteil dazu beitrugen. Die Immobilien des Fonds kamen auf 4,1 Prozent.
portfolio institutionell newsflash 30.10.2013/ Kerstin Bendix
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