Nomen est omen: Umweltstiftung beginnt Dekarbonisierung
Die DBU bereinigt ihre Kapitalanlage: Es geht um Bestände von knapp 40 Millionen Euro. Auch dem Niedrigzinsumfeld trotzt die DBU erfolgreich.
Die Dekarbonisierung institutioneller Portfolios schreitet voran. Immer mehr Großanleger weltweit entschließen sich dazu, ihre Investitionen in fossile Energieträger abzustoßen und stattdessen in klimafreundliche Lösungen zu investieren. Diesen Schritt geht auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wie die Stiftung Ende vergangener Woche bei der Vorstellung des Jahresberichts 2015 bekannt gab, werden seit Jahresbeginn keine Investitionen mehr in Unternehmen getätigt, deren Geschäftsmodell zu einem erheblichen Teil auf Kohle basiere.
„Als langfristiger Kapitalanleger glauben wir nicht, dass Kohleinvestments sowohl ökonomisch als auch ökologisch noch sinnvoll sind. Bestehende Anleihen lassen wir auslaufen und Aktien werden nach und nach abgebaut“, erklärte der DBU-Finanzchef Michael Dittrich. Seit Ende 2015 seien die Bestände von ehemals knapp 40 Millionen Euro bereits um drei Viertel auf unter zehn Millionen Euro verringert worden. Derzeit arbeite die DBU zudem an einer Bewertung des Kohlendioxid-Ausstoßes ihrer Kapitalanlagen.
Zur Begründung ihrer Entscheidung, Kohle aus dem Portfolio zu verbannen, verweist die DBU auf den Beschluss des G7-Gipfels in Elmau im Juni 2015, die Weltwirtschaft bis zum Ende des Jahrhunderts zu dekarbonisieren. Damit sei ein deutliches Signal gesetzt worden. Die DBU geht davon aus, dass dies vor allem für Unternehmen aus dem Bereich Kohle mittel- und langfristig zum Problem wird. Aktuell würden diese Unternehmen zudem unter den niedrigen Rohstoffpreisen leiden. So habe der ehemals größte Kohleförderer in den USA, Peabody, im Frühjahr 2016 Insolvenz angemeldet und auch andere US-Kohleunternehmen seien bereits in die Insolvenz gegangen. Die DBU sei davon jedoch nicht betroffen, weil sie keine Investments in US- Kohleunternehmen hält. Darüber hinaus verweist die Stiftung in ihrer Begründung darauf, dass insbesondere die Kohlverstromung unter Klimaaspekten deutlich problematischer als die Energiegewinnung aus Öl und Gas ist.
Reserven im Stiftungsvermögen weiter ausgebaut
Zur Finanzsituation erklärte Dittrich, dass die DBU auch in der sehr schwierigen Situation an den Kapitalmärkten aufgrund ihrer langfristigen Anlagestrategie ausreichende Mittel erwirtschafte. So habe sie 2015 einen Ertrag von 96,1 Millionen Euro (2014: 126,8) nach Abschreibungen und Verwaltungsaufwendungen erzielt, wobei das Vorjahresergebnis das beste finanzielle Jahresergebnis in der Geschichte der DBU gewesen sei. „Obwohl Anlagen bester Bonität inzwischen in erheblichem Umfang negative Zinsen verzeichnen und damit überhaupt kein Geld mehr zu verdienen ist, erzielen wir noch immer so hohe Erträge, dass wir unsere Reserven ausbauen können“, erklärte Dittrich. So konnten dem Stiftungskapital im vergangenen Jahr 38 Millionen Euro als Rücklage zugeführt werden. Das Stiftungskapital betrage damit jetzt 2,15 Milliarden Euro. „Wir werden auch in den nächsten Jahren unverändert Fördermittel von rund 50 Millionen Euro ausschütten können“, so Dittrich weiter.
„Wir wissen, dass unsere heutigen Lebensformen nicht mehr im Einklang mit Umwelt und Natur stehen. Wenn wir auf eine Zukunft setzen, die uns und folgenden Generationen gerecht werden soll, müssen wir umsteuern. Wie wir mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen umgehen, ob wir aus vermeintlichem Müll neuen Wertstoff gewinnen und nutzen, wie wir im Alltag Öl und Kohle durch klimaschonende Alternativen ersetzen, ist entscheidend, wenn wir die Belastungsgrenzen unseres Planeten nicht überstrapazieren wollen. Die politischen Rahmenbedingungen sind international gesetzt. Jetzt müssen sie endlich in praktisches Handeln umgesetzt werden“, so auch der Appell von Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der DBU.
portfolio institutionell newsflash 18.07.2016/Kerstin Bendix
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