Versicherungen
22. Juni 2015
Noch mehr Wind fürs Portfolio
Die Allianz Deutschland will pro Jahr mehrere hundert Millionen Euro in Erneuerbare Energien investieren. Doch der Wettbewerb ist hoch und hat die Renditen am Markt gedrückt, und zwar auf durchschnittlich fünf bis sechs Prozent. Es herrscht eine gewisse Sorge wegen einer möglichen Blasenbildung.
Die Allianz Deutschland will den Ausbau ihres Erneuerbare-Energien-Portfolios weiter vorantreiben. Pro Jahr sollen künftig 350 Millionen Euro in Wind- und Solarparks investiert werden, wie der Versicherungskonzern mitteilte. „Derzeit konzentrieren sich unsere Investitionen auf Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden. Wir beobachten aber auch die Situation in anderen Ländern der Eurozone und wollen in diese Märkte investieren, sobald es die jeweiligen Marktbedingungen zulassen und sich uns gute Möglichkeiten eröffnen“, erklärt Jürgen Gerke, CEO der Allianz Capital Partners, dem konzerneigenen Investmentmanager für alternative Anlageformen.
Vor zehn Jahren hat die Allianz Deutschland damit begonnen, in Erneuerbare Energien zu investieren. Von 2005 bis 2014 ist das Anlagevolumen in dieser Asset-Klasse um rund 32 Prozent pro Jahr gewachsen und lag per Ende April dieses Jahres bei 1,8 Milliarden Euro. Das Portfolio umfasst mehr als 50 Wind- und sieben Solarparks, die den Angaben zufolge ausreichend Energie für eine Stadt der Größe Münchens erzeugen. Einer davon ist der Windpark Calau mit seinen zehn Windrädern, der seit Herbst 2014 zum Portfolio der Allianz Deutschland gehört und zu deren Besichtigung der Versicherungskonzern Mitte Juni Journalisten einlud. Damit ist die Allianz Deutschland nach eigenem Bekunden einer der größten Finanzinvestoren in Erneuerbare Energien in Europa. Man sei der einzige Finanzdienstleister unter den Top-15 der Windparkbesitzer in Europa. Alle anderen sind Energieerzeuger. Die Allianz-Gruppe insgesamt hat 2,4 Milliarde Euro in Erneuerbare Energien investiert.
„Investments in Erneuerbare Energien passen sehr gut zum langfristigen Geschäftsmodell eines Versicherers“, erklärt Dr. Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland. Und weiter: „Aus der Kapitalanlage in Wind- und Solarparks ergeben sich Vorteile gleich in mehrfacher Hinsicht. Im Sinne unserer Kunden diversifizieren wir die angelegten Gelder. Wir können mit solchen Investments das extrem niedrige Zinsniveau zumindest ein Stück weit ausgleichen und leisten zudem noch einen Beitrag zur Energiewende.“
Fünf bis sechs Prozent im Schnitt
Diese Vorteile machen Investments in Erneuerbare Energien natürlich auch für andere Versicherer – Mitte Mai hat beispielsweise die Signal Iduna erstmals in Windparks investiert – und andere institutionelle Investoren attraktiv und sorgt für mehr Wettbewerb. Im Interview mit dem hauseigenen Web-Magazin konstatierte David Jones, Leiter des Bereichs Erneuerbare Energien bei Allianz Capital Partners: „Aufgrund des hohen Wettbewerbs ging die Rendite am Markt über die letzten Jahre allerdings zurück. Derzeit beläuft sich die durchschnittliche Rendite am Markt für Erneuerbare Energien auf ungefähr fünf bis sechs Prozent.“ Wie sein Kollege Gerke bei der Besichtigung des Windparks Calau vor Journalisten erläuterte, fällt das „Ergebnis bei der Allianz tendenziell höher aus“. Grund: ACP investiere nur in qualitativ hochwertige Anlagen von erstklassigen Herstellern und meidet derzeit noch Windparks auf See wegen vermeintlich geringerer Lebensdauer. Zudem kauft man ausschließlich mit Eigenkapital, übernimmt nur fast fertige Anlagen und meidet so die Projektfinanzierung, überlässt die Betriebsführung externen Experten und wappnet sich mit langjährigen Wartungsverträgen gegen Ertragsausfälle. So kämen stabile und prognostizierbare Cashflows zustande und ließen sich langfristige und attraktive Renditen bei niedrigem Risiko darstellen – unabhängig von der Volatilität der Kapitalmärkte.
Angesichts des Niedrigzinsumfeldes und der „schieren Masse von Investoren“, die auf der Suche nach Rendite die Preise für Vermögenswerte in die Höhe getrieben hat, macht sich David Jones durchaus Sorgen um eine Blasenbildung. Im Interview mit dem Allianz-Web-Magazin sagte er: „Dies wiederum drückte die Erträge auf ein Niveau, das für die langfristigen Risiken – regulatorisches Umfeld, Betriebsleistung, Wind- und Energiepreise – keine angemessene Entschädigung mehr bietet. Der Sektor zieht viele neue, unerfahrene Anleger an, die die Preise auf ein Blasenniveau treiben, das wir im Vorfeld der Krise von 2008 erlebt haben.“ Jones hofft, dass angesichts der wachsenden Erfahrung mit dem Windsektor, der Betriebsleistung und makroökonomischer Entwicklungen mehr Investoren ihre Annahmen überdenken. „Wenn dies geschieht, wird sich der Markt nicht weiter überhitzen“, so Jones.
Der wichtigste Aspekt bei einem Investment in Erneuerbare Energien ist für Jones das regulatorische Risiko und ruft die Beispiele Spanien und Italien in Erinnerung. Deshalb investiert die Allianz nach Möglichkeit nur in Ländern mit starker politischer Unterstützung und stellt sicher, dass wir im Sinne eines diversifizierten Portfolios unterschiedliche Vergütungsstrukturen haben. Zugleich weist er jedoch daraufhin, dass „Erneuerbare Energien unbedingt billiger werden müssen, damit sie auch ohne Zuschüsse mit der kohlewasserstoffbasierten Energiegewinnung konkurrieren können.“ Wie Jones in dem Interview weiter erklärte, ist die Allianz offen für Investments in Offshore-Windparks: „Bisher haben wir aber noch keine Anlage gefunden, bei der wir überzeugt waren, dass die potenzielle Rendite das langfristige Risiko auch angemessen kompensiert.“ Generell sei das Risiko bei Offshore-Anlagen größer als bei Windkraftanlagen an Land. Eine Reparatur auf See sei beispielweise mit höheren Kosten verbunden. Jones ist jedoch optimistisch, dass man eine solche Gelegenheit letztendlich finden werde. In einem solchen Fall würde die Allianz aber nur einen kleineren Anteil am Gesamtinvestment übernehmen und den Rest etwa einem großen Stromanbieter überlassen, der Erfahrung mit Offshore-Windenergie hat.
PGGM investiert in der Ostsee
Den Sprung ins Wasser gewagt hat dafür bereits der niederländische Pensionsfondsmanager PGGM. Als Co-Investor an der Seite von Macquarie Capital investiert PGGM die Pensionsgelder in den deutschen Offshore-Windpark Baltic 2 der EnBW in der Ostsee. EnBW bleibt Mehrheitseigner. Damit habe PGGM nun insgesamt etwa 900 Millionen Euro in grüne Energie investiert. Roeters van Lennep, Leiter Infrastruktur bei PGGM, kommentiert, dass PGGM dazu beitragen wolle, dass Deutschland seine „Energiewende ambitions“ verwirklichen kann.
Auch andere Versicherer in Deutschland bauen alternative Investments aus, um der Niedrigzinsfalle zu entgehen. Die Signal Iduna hat kürzlich erstmals in Windparks investiert und über ihre Tochter Hansainvest acht Onshore-Windparks in Nord- und Ostdeutschland von der WPD AG in Bremen erworben. Mittelfristig seien weitere Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien (Renewables) vorgesehen.
Die Barmenia Versicherungen dagegen haben schon Projektfinanzierungen mit Windkraftanlagen getätigt. „Wir entwickeln mit Partnern konkrete Projekte, kaufen die Windparks und lassen sie über die Laufzeit auch im Bestand“ berichtet Dr. Anton Buchhart, Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen. Das funktioniere über Club-Deal-Konstruktionen beziehungsweise Fonds.
Vor zehn Jahren hat die Allianz Deutschland damit begonnen, in Erneuerbare Energien zu investieren. Von 2005 bis 2014 ist das Anlagevolumen in dieser Asset-Klasse um rund 32 Prozent pro Jahr gewachsen und lag per Ende April dieses Jahres bei 1,8 Milliarden Euro. Das Portfolio umfasst mehr als 50 Wind- und sieben Solarparks, die den Angaben zufolge ausreichend Energie für eine Stadt der Größe Münchens erzeugen. Einer davon ist der Windpark Calau mit seinen zehn Windrädern, der seit Herbst 2014 zum Portfolio der Allianz Deutschland gehört und zu deren Besichtigung der Versicherungskonzern Mitte Juni Journalisten einlud. Damit ist die Allianz Deutschland nach eigenem Bekunden einer der größten Finanzinvestoren in Erneuerbare Energien in Europa. Man sei der einzige Finanzdienstleister unter den Top-15 der Windparkbesitzer in Europa. Alle anderen sind Energieerzeuger. Die Allianz-Gruppe insgesamt hat 2,4 Milliarde Euro in Erneuerbare Energien investiert.
„Investments in Erneuerbare Energien passen sehr gut zum langfristigen Geschäftsmodell eines Versicherers“, erklärt Dr. Manfred Knof, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland. Und weiter: „Aus der Kapitalanlage in Wind- und Solarparks ergeben sich Vorteile gleich in mehrfacher Hinsicht. Im Sinne unserer Kunden diversifizieren wir die angelegten Gelder. Wir können mit solchen Investments das extrem niedrige Zinsniveau zumindest ein Stück weit ausgleichen und leisten zudem noch einen Beitrag zur Energiewende.“
Fünf bis sechs Prozent im Schnitt
Diese Vorteile machen Investments in Erneuerbare Energien natürlich auch für andere Versicherer – Mitte Mai hat beispielsweise die Signal Iduna erstmals in Windparks investiert – und andere institutionelle Investoren attraktiv und sorgt für mehr Wettbewerb. Im Interview mit dem hauseigenen Web-Magazin konstatierte David Jones, Leiter des Bereichs Erneuerbare Energien bei Allianz Capital Partners: „Aufgrund des hohen Wettbewerbs ging die Rendite am Markt über die letzten Jahre allerdings zurück. Derzeit beläuft sich die durchschnittliche Rendite am Markt für Erneuerbare Energien auf ungefähr fünf bis sechs Prozent.“ Wie sein Kollege Gerke bei der Besichtigung des Windparks Calau vor Journalisten erläuterte, fällt das „Ergebnis bei der Allianz tendenziell höher aus“. Grund: ACP investiere nur in qualitativ hochwertige Anlagen von erstklassigen Herstellern und meidet derzeit noch Windparks auf See wegen vermeintlich geringerer Lebensdauer. Zudem kauft man ausschließlich mit Eigenkapital, übernimmt nur fast fertige Anlagen und meidet so die Projektfinanzierung, überlässt die Betriebsführung externen Experten und wappnet sich mit langjährigen Wartungsverträgen gegen Ertragsausfälle. So kämen stabile und prognostizierbare Cashflows zustande und ließen sich langfristige und attraktive Renditen bei niedrigem Risiko darstellen – unabhängig von der Volatilität der Kapitalmärkte.
Angesichts des Niedrigzinsumfeldes und der „schieren Masse von Investoren“, die auf der Suche nach Rendite die Preise für Vermögenswerte in die Höhe getrieben hat, macht sich David Jones durchaus Sorgen um eine Blasenbildung. Im Interview mit dem Allianz-Web-Magazin sagte er: „Dies wiederum drückte die Erträge auf ein Niveau, das für die langfristigen Risiken – regulatorisches Umfeld, Betriebsleistung, Wind- und Energiepreise – keine angemessene Entschädigung mehr bietet. Der Sektor zieht viele neue, unerfahrene Anleger an, die die Preise auf ein Blasenniveau treiben, das wir im Vorfeld der Krise von 2008 erlebt haben.“ Jones hofft, dass angesichts der wachsenden Erfahrung mit dem Windsektor, der Betriebsleistung und makroökonomischer Entwicklungen mehr Investoren ihre Annahmen überdenken. „Wenn dies geschieht, wird sich der Markt nicht weiter überhitzen“, so Jones.
Der wichtigste Aspekt bei einem Investment in Erneuerbare Energien ist für Jones das regulatorische Risiko und ruft die Beispiele Spanien und Italien in Erinnerung. Deshalb investiert die Allianz nach Möglichkeit nur in Ländern mit starker politischer Unterstützung und stellt sicher, dass wir im Sinne eines diversifizierten Portfolios unterschiedliche Vergütungsstrukturen haben. Zugleich weist er jedoch daraufhin, dass „Erneuerbare Energien unbedingt billiger werden müssen, damit sie auch ohne Zuschüsse mit der kohlewasserstoffbasierten Energiegewinnung konkurrieren können.“ Wie Jones in dem Interview weiter erklärte, ist die Allianz offen für Investments in Offshore-Windparks: „Bisher haben wir aber noch keine Anlage gefunden, bei der wir überzeugt waren, dass die potenzielle Rendite das langfristige Risiko auch angemessen kompensiert.“ Generell sei das Risiko bei Offshore-Anlagen größer als bei Windkraftanlagen an Land. Eine Reparatur auf See sei beispielweise mit höheren Kosten verbunden. Jones ist jedoch optimistisch, dass man eine solche Gelegenheit letztendlich finden werde. In einem solchen Fall würde die Allianz aber nur einen kleineren Anteil am Gesamtinvestment übernehmen und den Rest etwa einem großen Stromanbieter überlassen, der Erfahrung mit Offshore-Windenergie hat.
PGGM investiert in der Ostsee
Den Sprung ins Wasser gewagt hat dafür bereits der niederländische Pensionsfondsmanager PGGM. Als Co-Investor an der Seite von Macquarie Capital investiert PGGM die Pensionsgelder in den deutschen Offshore-Windpark Baltic 2 der EnBW in der Ostsee. EnBW bleibt Mehrheitseigner. Damit habe PGGM nun insgesamt etwa 900 Millionen Euro in grüne Energie investiert. Roeters van Lennep, Leiter Infrastruktur bei PGGM, kommentiert, dass PGGM dazu beitragen wolle, dass Deutschland seine „Energiewende ambitions“ verwirklichen kann.
Auch andere Versicherer in Deutschland bauen alternative Investments aus, um der Niedrigzinsfalle zu entgehen. Die Signal Iduna hat kürzlich erstmals in Windparks investiert und über ihre Tochter Hansainvest acht Onshore-Windparks in Nord- und Ostdeutschland von der WPD AG in Bremen erworben. Mittelfristig seien weitere Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien (Renewables) vorgesehen.
Die Barmenia Versicherungen dagegen haben schon Projektfinanzierungen mit Windkraftanlagen getätigt. „Wir entwickeln mit Partnern konkrete Projekte, kaufen die Windparks und lassen sie über die Laufzeit auch im Bestand“ berichtet Dr. Anton Buchhart, Hauptabteilungsleiter Kapitalanlagen. Das funktioniere über Club-Deal-Konstruktionen beziehungsweise Fonds.
portfolio institutionell 17.06.2015/Kerstin Bendix und Detlef Pohl
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