Schwarzer Schwan
25. Oktober 2013

Nobel geht die Welt zugrunde

Nobelpreisverdächtig ist das Kapitalanlagemanagement der Nobelstiftung nicht. Die Hedgefondsinvestments brachten nicht die erhofften Renditen, nun soll es Charity richten.

Wer den Nobelpreis gewinnt, dem geht es sicher nicht ums Geld. Der Gewinn ist Belohnung genug. Schließlich lässt sich in intellektuellen Zirkeln prima damit prahlen. Und trotzdem: Den Nobelpreis zu erhalten, war schon einmal deutlich lukrativer – um genau zu sein, gut 220.000 Euro lukrativer. Im vergangenen Jahr sah sich die Nobelstiftung dazu gezwungen, die Preisgelder von zehn auf acht Millionen Kronen zu senken. Dieser Einschnitt war die Konsequenz dauerhaft schlechter Kapitalanlagerenditen. In den Jahren 2007 bis 2011 lag diese im Schnitt bei lediglich 0,6 Prozent. Und so gab die Stiftung zuletzt immer mehr aus, als sie einnahm. Drastisches Sparen war die logische Folge.
Eigentlich sollte dies nur eine vorübergehende Maßnahme sein. Durch Investments in Hedgfonds wollte Lars Heikensten, Executive Director der Stiftung, die Renditen steigern und damit das Füllhorn wieder auffüllen. „Wenn wir uns die Analysen ansehen, stellen wir fest, dass wir genau mit diesem Schritt bessere Renditen erreichen können, und das bei geringerem Risiko“, sagte Heikensten fachmännisch und mit einem unübersehbaren Maß retrospektiver Weisheit gegenüber Bloomberg Ende vergangenen Jahres. 
Heikenstens Plan ist bislang nicht aufgegangen. Die Preisgelder belaufen sich noch immer auf acht Millionen Kronen. Und so denkt die Stiftung nun über Maßnahmen anderer Art nach, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg kürzlich berichtete. Anstatt allein auf die Anlageergebnisse des Stiftungsvermögens zu setzen, will man nun auf Spendensuche gehen. Bisher besteht laut Heikensten aber noch kein konkreter Plan, wo man auf die Schnelle Fundraising betreiben könnte. Gut möglich, dass der in argen Geldnöten befindliche Heikensten demnächst in der Bankenlandschaft die Runde macht und unter den Boni-Jägern schnorren geht. Eine andere mögliche Geldquelle, die der Executive Director anzapfen will, setzt beim Brand der Marke „Nobel“ an. So soll zum Beispiel die Eröffnung mehrerer Nobel-Museen außerhalb Schwedens und Norwegens Geld in die Kasse spülen. Laut Bloomberg ist die klamme Stiftung bereits dabei, ein neues Nobel-Center in Stockholm zu bauen. Dieses wird ausschließlich aus Spendengeldern finanziert und soll 2018 eröffnen. 
Alfred würde sich im Grab umdrehen
Die Nobelstiftung wurde im Jahr 1900 auf Initiative des schwedischen Industriellen Alfred Nobel gegründet – mit dem Ziel, Wissenschaftler mit Preisgeldern auszuzeichnen. Wenn dieser wüsste, wie unprofessionell sein Erbe heute behandelt wird, würde er sich im Grab umdrehen. Ende 2012 verfügte die Stiftung über ein Vermögen von rund drei Milliarden Kronen. Dieses verteilt sich zu 51 Prozent auf Aktien, 16 Prozent Fixed Income und 33 Prozent Alternatives, wobei 24 Prozent auf Hedgefonds und Beteiligungskapital entfallen. Als Benchmark für ihre Anlagepolitik zieht die Nobelstiftung nach eigenem Bekunden folgendes Portfolio heran: 55 Prozent Aktien, 20 Prozent Fixed Income und 25 Prozent Alternatives. Warum nicht gleich 200 Prozent Aktien? Mit Leverage kein Problem. 
Bis dato ähnelt die Asset Allocation der Nobelstiftung der Benchmark viel zu sehr, setzt allerdings noch stärker auf Alternatives. Im vergangenen Jahr war die Stiftung mit einem Return von 7,9 Prozent „ein bisschen besser als unsere Benchmark“, wie Heikensten gegenüber Bloomberg erklärte. Um die Kostenseite zu decken, hat dies aber dennoch nicht gereicht. 2012 standen den Einnahmen aus dem Asset Management, rund 30 Millionen Kronen, Ausgaben in Höhe von fast 68 Millionen Kronen gegenüber. Den Nobelpreis für Wirtschaft gewinnt er so definitiv nicht. „Die Stiftung sollte natürlich weiterhin versuchen, das Asset Management zu verbessern, ich bin mir aber nicht sicher, dass dies genug sein wird“, sagte Heikensten zu der Nachrichtenagentur. Das klingt ziemlich resigniert. Sein Optimismus über den Nutzen von Hedgefonds, den er noch vor einem Jahr im Gespräch mit der Nachrichtenagentur versprühte, ist offenbar verflogen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein nobles Wochenende.
 

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