Banken
30. August 2017

Niedrigzinsumfrage: Kleine und mittelgroße Kreditinstitute unter Druck

Suche nach alternativen Erlösquellen. Bei jedem zehnten Institut stehen Fusionen auf der Agenda.

Das Niedrigzinsumfeld belastet die kleinen und mittelgroßen Kreditinstitute in Deutschland weiterhin erheblich. Das hat die aktuelle Umfrage der Deutschen Bundesbank und der Bafin zur Ertragslage und Widerstandsfähigkeit deutscher Kreditinstitute im Niedrigzinsumfeld ergeben. Befragt wurden die rund 1.500 kleinen und mittelgroßen deutschen Kreditinstitute, die unmittelbar unter nationaler Aufsicht stehen. Diese umfassen rund 88 Prozent aller Kreditinstitute in Deutschland sowie rund 41 Prozent der aggregierten Bilanzsummen.
Auf Grundlage ihrer eigenen Plan- und Prognosedaten gaben die befragten Kreditinstitute im Sommer 2017 an, dass sie in fünf Jahren mit einem um neun Prozent gesunkenen Jahresüberschuss vor Steuern rechnen. Da die Institute gleichzeitig von einem Bilanzwachstum ausgehen, entspricht dies einem Rückgang ihrer Gesamtkapitalrentabilität um 16 Prozent. Bei der Umfrage im Jahr 2015 waren Banken und Sparkassen für die folgenden fünf Jahre noch von einem Rückgang um 25 Prozent ausgegangen. Die Gesamtkapitalrentabilität ist definiert als der Jahresüberschuss vor Steuern im Verhältnis zur Bilanzsumme
„Zwar planen die deutschen Kreditinstitute wieder etwas optimistischer, allerdings bedeutet dieses Ergebnis nur, dass sich die Ertragslage – ausgehend von einem niedrigeren Niveau – weniger schnell verschlechtert als noch vor zwei Jahren angenommen“, wird Andreas Dombret, der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand der Bundesbank, in einer Pressemitteilung zitiert. „Die durch niedrige Zinsen verursachte Durststrecke ist längst noch nicht überstanden“, betonte er.
Allerdings sind deutsche Institute überwiegend gut kapitalisiert. „Die gute Kapitalausstattung der meisten Institute hilft dabei, die Effekte aus dem Niedrigzinsumfeld abzufedern“, stellte Raimund Röseler, Bafin-Exekutivdirektor für Bankenaufsicht, in der gemeinsamen Pressenotiz von Bafin und Bundesbank fest. Zudem planen die meisten Institute, alternative Ertragsquellen auszubauen, um die schrumpfenden Margen im Zinsgeschäft zu kompensieren. Dass sich die Banken nicht auf ihrem Kapitalpolster ausruhen, sondern auch aktiv Gegenmaßnahmen ergreifen, sieht Dombret positiv. „Angesichts schrumpfender Margen im Zinsgeschäft erschließen die Banken und Sparkassen zunehmend alternative Ertragsquellen. Insbesondere das Provisionsgeschäft wird künftig mehr zur Stabilisierung der Ergebnisse beitragen“, so Dombret.
Die Simulationen von fünf Zinsszenarien zeigen, dass sich die Ertragskraft der Banken und Sparkassen in Deutschland deutlich verschlechtern würde, wenn das Niedrigzinsumfeld andauert oder sich verschärft. Die Gesamtkapitalrentabilität der Banken würde bei konstanten Zinsen bis zum Jahr 2021 um etwa 40 Prozent sinken; bei einem Rückgang des Zinsniveaus sogar um deutlich mehr als die Hälfte. Portfolioanpassungen im Rahmen einer dynamischen Bilanzannahme können diesen Effekt entsprechend mildern.
Die rückläufige Gesamtkapitalrentabilität in den Szenarien wäre vor allem auf den Rückgang der Margen auf der Passivseite zurückzuführen, zum Beispiel bei den Spar- und Sichteinlagen. Bei einem Zinsanstieg wäre zunächst mit Gewinneinbrüchen aufgrund von Wertberichtigungen zu rechnen. Mittel- bis langfristig würden sich die Gewinne aber wegen steigender Margen über das Niveau von 2016 hinaus erholen.
Kernkapitalquoten sollen steigen 
Insgesamt planen die Institute mit einem Anstieg ihrer harten Kernkapitalquote von 15,9 Prozent auf 16,5 Prozent bis zum Jahr 2021. Dabei geht jedoch ein Drittel der Institute für die kommenden fünf Jahre von einem Rückgang der harten Kernkapitalquote aus. Der Rückgang beruht vor allem auf der stärkeren Zunahme der risikogewichteten Aktiva, was neben einem wachsenden Geschäftsvolumen auch dadurch bedingt sein kann, dass die Institute dann risikoreichere Geschäfte eingehen.
Konkrete Fusionspläne
Im Rahmen der Umfrage wurden die Institute auch nach der Wettbewerbssituation auf dem deutschen Bankenmarkt gefragt. Sie rechnen weiterhin mit starker Konkurrenz durch andere Banken in ihrer Region und durch Fintechs. „Mehr als 70 Prozent der befragten Institute sieht sich aktuell einem höheren Wettbewerbsdruck ausgesetzt als noch vor zehn Jahren“, sagte Dombret. Vor diesem Hintergrund gab etwa jedes zehnte Institut an, sich schon in einem Fusionsprozess zu befinden oder eine Fusion konkret zu beabsichtigen.
portfolio institutionell newsflash 30.08.2017/Patrick Eisele
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