Strategien
2. Februar 2015

Neue Ideen in der Kapitalanlage gesucht

Investoren suchen händeringend nach neuen Ideen für die Asset Allocation. Mit starken Referenten und intellektuellen Vorreitern eilt Lupus Alpha zu Hilfe.

Mit welcher Kapitalanlage werden/würden Sie 2015 am ehesten Ihr Portfolio weiter diversifizieren? Mit dieser Frage wurden die geschätzt rund 180 Teilnehmer der jüngsten Lupus-Alpha-Konferenz am vergangenen Donnerstag in der Alten Oper in Frankfurt konfrontiert. Soviel vorab: Die Anlageexperten haben keinen klaren Favoriten. 18 Prozent plädierten in einer nicht repräsentativen, dafür aber recht kurzweiligen Abstimmungsrunde unter der Moderatorin Corinna Wohlfeil für Small und Mid Caps. 15 Prozent sprachen sich für Absolute-Return-Mandate/Hedgefonds aus. Jeweils 13 Prozent gaben zu Protokoll, mit Immobilien beziehungsweise Infrastruktur/Erneuerbare Energien diversifizieren zu wollen. „Aktien aus den Developed Markets“ sind derweil für zwölf Prozent der Konferenzteilnehmer das Mittel der Wahl, gefolgt von Rohstoffen/Edelmetallen, für die immerhin zehn Prozent votierten. Die Schlusslichter bildeten forderungsbesicherte Wertpapiere (Collateralized Loan Obligations, CLO), Corporate Bonds und Emerging-Markets-Renten mit einmal neun und zweimal fünf Prozent der Stimmen. Demnach wird 2015 wohl kein weiteres Spitzenjahr für Renten. 
Danach befragt, welche Vorstellung sie über das Marktszenario 2015 haben, meinten 57 Prozent, dass Aktien ein neues Allzeithoch erreichen werden. 22 Prozent glauben, dass der Euro unter die Parität zum Dollar fällt. Eine weitere Frage, die an das Publikum gerichtet wurde: „Worin sehen Sie die größte Gefahr?“ Hier waren die Antworten recht eindeutig. 40 Prozent glauben, dass „die EZB-Politik verpufft/die Konjunktur nicht in Schwung kommt“. Jeweils 20 Prozent stimmten für „Griechenland bringt die Eurokrise zurück“ und „Frankreich verliert das Vertrauen der Märkte“. Euphorie sieht anders aus. 
Für Gesprächsstoff aber wenig Euphorie sorgte die Diskussionsrunde am späten Nachmittag. Teilnehmer auf Investorenseite waren Dr. Jörg Boche, Generalbevollmächtigter und Leiter Konzern Treasury der Volkswagen AG, Christian Bonnen, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Köln (KSK). Ihnen zur Seite standen der Holländer Fons Lute (Managing Director bei Blackrock, zuständig für Strategic Asset Allocation) und der studierte Physiker Alexander Raviol (Partner und Leiter im Portfolio Management bei Lupus Alpha). Sie diskutierten „Neue Ideen für die Asset Allocation“. 
Im Hinblick auf die Hausse an den Aktien- und Rentenmärkte warnte VW-Mann Boche vor einem Rückschlag. Man müsse damit rechnen, dass die Märkte drehen und die Volatilität steigt. Die Risiken in Europa kämen eher von der politischen Seite, sagte er und betonte, dass er im Tagesgeschäft Risiken reduziere und nicht voll in Aktien gehe. Sparkassen-Mann Bonnen sieht indessen für 2015 und 2016 gute Chancen für EU-Aktien. Sein Haus profitiere heute von einem äußerst niedrigen Kreditausfallvolumen. Gleichzeitig stöhnte er aber über die Regulierung. Langfristinvestments würden torpediert, man könne keine vernünftige Diversifikation machen, lautet seine Einschätzung. Das Portfolio der KSK skizzierte er so: Neben dem Kreditgeschäft setze man auf hochliquide Aktiva wie Pfandbriefe. Man wolle alle Assets „festhalten“, die man habe, so Bonnen mit Blick auf das geplante Anleihenkaufprogramm der EZB. Darüber hinaus habe man eine Schmankerl-Ecke, die die Rendite bringen soll, im Portfolio. Darin befänden sich etwa Aktien und Absolute-Return-Produkte. 
Blackrock-Experte Fons Lute ging unter anderem auf Fragen der Diversifikation ein und gab zu bedenken, dass die Anleger ihre Portfolien nicht zu stark diversifizieren sollten. Die Diversifikation werde allgemein als etwas Gutes betrachtet. Dabei hätten Studien bewiesen, dass konzentrierte Portfolios ihre Benchmark durchaus outperformen könnten. Alexander Raviol wiederum ging auf die Outperformance im Small-Cap-Bereich des US-Aktienmarktes gegenüber seinem europäischen Pendant ein, die er auf 60 Prozent bezifferte. Er mahnte, in den USA sei bereits viel vorweggenommen worden. 
Wichtige Themen am Rande der Konferenz waren der Gesundheitszustand von Ex-Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle, der seinen geplanten Vortrag „Europa: Der ‚alte‘ Kontinent hat Zukunft“ nicht wahrnehmen konnte. Auf ein positives Echo stieß die knapp 60-minütige Präsentation von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales. Nicht ohne Stolz sagte er, dass die Online-Enzyklopädie inzwischen 500 Millionen Nutzer pro Monat habe und zu den zehn meistbesuchten Websites der Welt gehöre. Interessant: Die spendenfinanzierte Wikipedia habe in ihrer Geschichte nicht einen Dollar für Werbung ausgegeben. Wales wies darauf hin, dass die Preise für neue Smartphones im Bereich von unter 50 Dollar beginnen. Ein Anbieter sei der chinesische Huawei-Konzern. Dadurch werde das mobile Internet weltweit für viele Millionen Menschen erschwinglich. Daran anknüpfend eröffnen sich für Investoren attraktive Anlagemöglichkeiten. 
portfolio institutionell newsflash 02.02.2015/Tobias Bürger
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