Nettomittelaufkommen stagnieren auf halbiertem Niveau
Größte Spezialfonds-Anlegergruppen mit geschrumpften Dotierungen. Erfreulicher ist Entwicklung bei Zusatzversorgungseinrichtungen.
Das Quarterly aus dem Hause Kommalpha zum Wohl und Wehe des deutschen Spezialfonds wartet zum Halbjahr mit eher schlechten Nachrichten auf. Wie der Publikation – deren aktuelle Ausgabe von BNP Paribas, Deka, DZ Bank und HSBC unterstützt wurde – zu entnehmen ist, liegt das Nettomittelaufkommen in Spezialfonds im laufenden Jahr zwar mit 20 Milliarden Euro eine Milliarde höher als der Vergleichswert aus 2023. Allerdings betrug per Juni 2022 das Nettomittelaufkommen 47,5 Milliarden Euro, per Juni 2021 bei 45,3 Milliarden Euro und per Juni 2020 34,6 Milliarden Euro. Das Niveau des Nettoneugeschäfts hat sich also in den vergangenen beiden Jahren deutlich vermindert. Naheliegend ist, dass der Zinsanstieg die Spezialfondsvolumina geschröpft hat. Investoren nutzten das höhere Zinsniveau, um ihre Direktanlagen wieder aufzupäppeln.
AV-Einrichtungen im roten Bereich
Zurückzuführen ist das schwache Nettomittelneugeschäft auf Altersvorsorgeeinrichtungen, Versicherungen und private Organisationen ohne Erwerbszweck – und damit auf die drei größten Anlegergruppen des Spezialfondsmarkts. Während bei Versicherungen und Einrichtungen wie Stiftungen, Kirchen und Verbände „nur“ mehr oder minder große Rückgänge auf Halbjahresbasis zu verzeichnen war, lagen diese bei Altersvorsorgeeinrichtungen sogar im negativen Bereich – sprich: Es kam wie im Vorjahr zu Nettomittelabflüssen. Von Januar bis Ende Juni 2024 flossen 2,5 Milliarden Euro ab und damit 571 Millionen Euro mehr als im ersten Halbjahr 2023. „Das ist im negativen Sinne extrem bemerkenswert und scheint kein temporärer Effekt zu sein“, kommentiert Kommalpha-Vorstand Clemens Schuerhoff. Als Gründe nennt Schuerhoff die Stichworte Direktanlage, die Wahl anderer Vehikel und Demografie. Allerdings weisen Altersvorsorgeeinrichtungen per Ende Juni 2024 mit 12,6 Milliarden Euro Zuflüssen an frischer Liquidität den höchsten Wert aller betrachteten Investorensegmente auf. Offenbar sind Pensionsfonds und Pensionskassen also fleißig am Umschichten.
Mehr Freude haben Spezialfonds-Dienstleister an Sozialversicherungen und kirchliche/öffentliche Zusatzversorgungseinrichtungen. Diese weisen mit 9,7 Milliarden Euro nicht nur das höchste Nettomittelaufkommen auf, sondern übertreffen ihr Vergleichsergebnis per Ende Juni 2023 in Höhe von 2,3 Milliarden Euro um satte 7,4 Milliarden Euro. Corporates liegen beim Nettomittelaufkommen per Ende Juni 2024 mit 4,3 Milliarden Euro auf Rang zwei und übertreffen ihr entsprechendes Vorjahresergebnis um 1,4 Milliarden Euro.
Clemens Schuerhoff gibt dem Spezialfonds neue Hoffnung
Wenn jedoch der Zinsanstieg die Nettomittelaufkommen geschrumpft hat, so sind mit dem nun wahrscheinlich anstehenden Zinsrückgang wieder bessere Zeiten für den deutschen Spezialfonds zu erwarten. Clemens Schuerhoff sieht auf jeden Fall nach den grob 20 Milliarden in den beiden vergangenen Halbjahren zum Jahresende nicht 40, sondern 55 Milliarden Euro als realistischen Wert. „Insgesamt schätzen wir, dass die in den vergangenen beiden Jahren dämpfenden Faktoren für das Nettoneugeschäft von Spezialfonds stagnieren beziehungsweise zurückgehen und somit der Boden wieder fruchtbarer wird für künftige Nettoflows in Spezialfonds“, blickt Schuerhoff optimistisch auf den 31.12.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Administration | Spezialfonds
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