Asset Manager
21. Februar 2020

Nachhaltigkeit für Immobilien Bedrohung und Chance

ESG-Regulatorik für Immobilien wird konkreter. Deutsche Büros boomen weiter.

Der Büroimmobilien-Boom in Deutschland wird sich trotz mancher weltpolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten fortsetzen. Allerdings werden die leicht anziehende Bautätigkeit und nachlassende Konjunktur zu einer abflachenden Mietpreisdynamik in Deutschland führen. Zu diesen Einschätzungen kamen die Teilnehmer der Pressekonferenz „Büroimmobilienmarkt 2020 – Akteure und Ausblick“ Andreas Quint von CA Immo, Marcus Cieleback von der Patrizia und Hans-Joachim Lehmann von der Warburg-HIH Invest Real Estate am Donnerstag.

Laut dieser Experten bewegen sich die Renditen in den deutschen Top-7 weiterhin seitwärts. Hans-Joachim Lehmann, Geschäftsführer der Warburg-HIH Invest Real Estate, fügt hinzu: „Bemerkenswert ist, dass große Mieter vermehrt Bürostandorte in peripheren Lagen der Top-7-Städte für die Ansiedlung ihrer Unternehmen präferieren. Das ist insofern nicht verwunderlich, da große Unternehmen eine höhere Preissensibilität bei der Anmietung notwendiger Flächen haben und somit bereit sind, auch Standorte mit schwächerer infrastruktureller Anbindung zu akzeptieren.“

Auf das Thema Nachhaltigkeit ging Andreas Quint, Vorstandsvorsitzender der CA Immo AG, ein: „Aus unserer Sicht werden mindestens vier Trends Büroimmobilien in Zukunft prägen: Urbanisierung, Konnektivität, Neo-Ökologie und New Work beziehungsweise Gesundheit. All diese Trends haben schon heute Einfluss auf die Entwicklung und den Betrieb von Büroimmobilien. Als zweitgrößter Büroentwickler Deutschlands achten wir deshalb bei neuen Projekten vor allem auf zukunftsfähige Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitskonzepte, flexible Raumstrukturen beziehungsweise besonderen Nutzerkomfort.“

Catella: ESG insbesondere für Immobilien relevant

Ausführlich befasste sich Catella in einer aktuellen Publikation mit für Immobilien nachhaltigen Aspekten. Laut dieser bahne sich der Megatrend Nachhaltigkeit neue Wege in der Immobilienwirtschaft. Demnach sind nicht nur auf Objektebene, sondern auch bei den Immobilienunternehmen selbst Transparenz, Prinzipientreue und Umsetzung der Corporate Responsibility für den langfristigen Erfolg und die Überlebensfähigkeit unabdingbar geworden. Nachhaltigkeit als Performance-Kriterium wird in der Immobilienwirtschaft ebenso wie in anderen Branchen immer stärker zu einem Differenzierungsmerkmal, nicht zuletzt da die Finanzierung und somit die Fremdkapitalkosten für grüne Unternehmen vergleichsweise günstiger und einfacher wird. Die EU-Kommission diskutiert beispielsweise über die Privilegierung von grünen (Immobilien)Krediten, die mit weniger Eigenkapital unterlegt werden müssen.

Wie Catella schreibt gewinnen auch in der Immobilienwirtschaft nachhaltige Themen immer mehr an Bedeutung. Die Transformation zu einer nachhaltigkeitsorientierten Immobilienwirtschaft stellt für alle beteiligten Akteure eine Bedrohung, gleichzeitig aber auch eine Chance dar. Ansteigende Forderungen seitens der Stakeholder sind wie in allen Branchen auch bei der Immobilienwirtschaft spürbar.

Mitunter gilt die Bau- und Immobilienwirtschaft als einer der hauptverantwortlichen Verursacher des fortschreitenden Klimawandels sowie des Ressourcenverbrauchs. Laut der Europäischen Kommission sind Gebäude, bei Betrachtung des gesamten Lebenszyklus (einschließlich Rohstoffgewinnung, Herstellung, Transport, Bau und Nachnutzung), verantwortlich für die Hälfte des Gesamtenergie- und Rohstoffverbrauchs, für ein Drittel des Gesamtwasserverbrauchs und Abfallaufkommens und 40 Prozent aller Treibhausgase.

Ab 2021 CO2-Bepreisung

Catella weist darauf hin, dass das das Umweltministerium ab 2021 eine CO2-Bepreisung im Gebäudesektor plant, die bei der Nutzung von umweltbelastenden fossilen Brennstoffen gelten soll. Da rund 40 Prozent der Gebäude mehr als 40 Jahre alt sind, entsprechen sie nicht der aktuellen Wärmeverordnung, die Einführung der Steuer könnte für Mieter und Bestandshalter negative Folgen haben. Regulatorisch bedeutsam ist zudem, dass der „Sustainable-Finance“-Aktionsplan der EU-Kommission wichtige Maßnahmen und Regularien für die Immobilienwirtschaft enthält, um die UN-Nachhaltigkeitsprinzipien umzusetzen.

Prof. Dr. Thomas Beyerle, Head of Research, Catella, kommentiert: „Soziale, ethische und ökologische Kriterien fließen immer stärker in die Investmententscheidungen von Shareholdern mit ein, insbesondere in der Asset Klasse Immobilien. ESG wird noch stärker ein marktprägender Wettbewerbsfaktor sein und erfährt durch seine Kapitalmarktprägung eine Komponente, welche bisher nicht unmittelbar im Fokus stand: die Rolle des Risikos von Immobilien-Investitionen und deren Management.“

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