Versicherungen
16. September 2024

Nachhaltigkeit erfährt keine zusätzliche Priorisierung

Die wesentlichen Impulse in der nachhaltigen Kapitalanlage von Versicherungen werden durch aufsichtsrechtliche und gesetzliche Vorgaben bestimmt. Nachhaltigkeit erfährt derzeit keine zusätzliche Priorisierung, wie eine Umfrage von Assekurata zeigt.

Versicherungsunternehmen messen ESG-Kriterien im Rahmen ihrer Investmententscheidungen eine hohe bis sehr hohe Relevanz bei. Das zeigt eine weitere Auswertung von Assekurata. Ebenso wie im Vorjahr hat die auf Versicherungsunternehmen spezialisierte Ratingagentur auch 2024 eine Umfrage unter den Kapitalanlegern deutscher Lebens-, Kranken- und Sachversicherer durchgeführt. In der Analyse, deren Ergebnisse nun veröffentlicht worden sind, hat Assekurata insbesondere untersucht, welche Beweggründe hinter der nachhaltigen Ausrichtung der Kapitalanlagen stehen und welchen Stellenwert diese Anlagen für die Versicherer haben. Insgesamt beteiligten sich 31 Versicherungsunternehmen an der Umfrage.

Nachhaltigkeit weiterhin wichtig, aber keine zusätzliche Priorisierung

Bei der Frage nach der Bedeutung von ESG-Kriterien für Investmententscheidungen zeigt sich, dass eine Mehrheit (60 Prozent, siehe Abbildung 1) der befragten Versicherungsunternehmen diesen Kriterien eine hohe bis sehr hohe Relevanz beimisst. Diese Bedeutung hat sich laut Assekurata im Vergleich zum Vorjahr nicht weiter gesteigert. Im Gegenteil: Der Anteil der Unternehmen, die ESG-Kriterien eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zuschreiben, ist um fünf Prozentpunkte zurückgegangen. Dies deutet nach Einschätzung der Studienmacher darauf hin, dass das Thema zwar weiterhin wichtig sei, aber keine zusätzliche Priorisierung erfahren habe.

Abbildung 1

Assekurata hat auch die Motivation für die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei Investmententscheidungen untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass hauptsächlich die steigenden regulatorischen Anforderungen das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben.

Ähnlich wie im Vorjahr nannten rund 40 Prozent der Teilnehmer dieses Argument als zentrales Motiv (Abbildung 2). Allerdings hat sich im Vergleich zum Vorjahr der Anteil der Versicherer erhöht, die ESG-Kriterien in die Umsetzung ihrer Unternehmenswerte und -strategien einbeziehen. Dieser Anteil stieg von 14 Prozent im Jahr 2023 auf nunmehr 25 Prozent.

Abbildung 2

 

Ein Rückgang zeigt sich bei der Bedeutung der gesellschaftlichen Relevanz von Nachhaltigkeit. Im Vorjahr nannten noch 28 Prozent der Befragten dieses Motiv als ausschlaggebend, während der Anteil in diesem Jahr auf 17 Prozent gesunken ist. Auch die Kundenanfragen nach ESG-Kriterien bleiben auf niedrigem Niveau: Nur vier Prozent der Teilnehmer gaben an, dass die Nachfrage von Kunden eine Rolle spielt – ein Rückgang gegenüber sieben Prozent im Vorjahr.

Investitionen in nachhaltige Investmentfonds

Bei der Frage nach Investitionen in nachhaltige Investmentfonds wurde deutlich, dass die Nachhaltigkeitseinstufung gemäß der Offenlegungsverordnung (Art. 8- bzw. Art. 9-Fonds) für etwas mehr als 50 Prozent der Befragten von großer bis sehr großer Bedeutung ist. Die Studienmacher von Assekurata ziehen daraus die Schlussfolgerung, dass diese gesetzliche Kategorisierung als wichtige Orientierungshilfe für Investoren bei der Auswahl ihrer Investments diene. Eine besonders starke Ausrichtung an den gesetzlichen Vorgaben habe sich bei der Bedeutung des europäischen Green Bond Standards gezeigt. Demnach gaben 70 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass dieser Nachhaltigkeitsstandard für ihre Kapitalanlagen von großer Relevanz ist.

Nach Einschätzung von Hubert Langer, Senior-Analyst der Assekurata Rating-Agentur GmbH, hat die Umfrage insgesamt gezeigt, dass Versicherungsunternehmen eine starke Ausrichtung auf Nachhaltigkeit in ihren Kapitalanlagen verfolgten. „Allerdings werden die wesentlichen Impulse vor allem durch aufsichtsrechtliche und gesetzliche Vorgaben bestimmt. Im Vergleich dazu zeigen sich laut Aussage der Versicherer die Versicherungskunden eher zurückhaltend, wenn es um ihr Interesse an der Nachhaltigkeit ihrer Versicherungen geht.“

Lesetipp: Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) aus Frankfurt am Main beleuchtet in ihrer neuen „Monatsumfrage“ vom September 2024 das seit Jahren heiß debattierte Thema der ESG-Ratings, die die ökologische Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung sowie Führung von Unternehmen bewerten. Gefragt nach den drei Hauptgründen, die für die Nutzung von ESG-Ratings in ihrer Organisation sprechen, entschieden sich die meisten Investment Professionals für „Unterstützen nachhaltiger Investitionsentscheidungen“, „Erfüllung von Kundenanforderungen“ und „Risikomanagement“, über 61 Prozent entfielen auf diese Gründe.

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