Strategien
4. Juni 2019

Nachhaltige Geldanlagen wachsen um 50 Prozent auf 474 Milliarden Euro

Aktueller Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen für Deutschland, Österreich und die Schweiz. 2,9 Billionen Euro verantwortlich investiert.

Noch nie zuvor wurde im deutschsprachigen Raum so viel Vermögen unter Nutzung von nachhaltigen Anlagestrategien und Kriterien verwaltet: Mit insgesamt knapp 2,9 Billionen Euro erreichten die verantwortlichen Investments per Ende 2018 ein neues Rekordniveau. Davon entfiel rund jeder sechste Euro beziehungsweise Schweizer Franken auf Nachhaltige Geldanlagen, bei denen besonders strenge Nachhaltigkeitsanforderungen umgesetzt werden. Ihr Volumen lag mit rund 474 Milliarden Euro um knapp 50 Prozent höher als im Vorjahr. Dies sind die Kernergebnisse des Marktberichts 2019, den das FNG – Forum Nachhaltige Geldanlagen am Montag vorgestellt hat.

Verantwortliche Investments erreichen neuen Höchststand

Das Gesamtvolumen verantwortlicher Investments entspricht damit dem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt von Italien und Spanien. Gegenüber dem Vorjahr ist das Volumen von verantwortlichen Investments um sechs Prozent gewachsen. Mit 1,53 Billionen Euro wurden mehr als 50 Prozent dieser Investments in Deutschland getätigt, auf die Schweiz entfielen 1,27 Billionen Euro, auf Österreich 65 Milliarden Euro.

Eine neue Rekordmarke erreichten auch die Nachhaltigen Geldanlagen, die um 50 Prozent auf 474,1 Milliarden Euro zulegten. Davon entfielen 386,2 Milliarden Euro auf nachhaltige Fonds und Mandate, 91,1 Milliarden Euro auf die Kunden- und Eigenanlagen von Spezialbanken. Das im Rahmen von Investmentfonds und Mandaten verwaltete Vermögen wuchs 2018 um rund 63 Prozent und damit deutlich stärker als im Durchschnitt der vergangenen Jahre (+ 29 Prozent). Besonders stark zulegen konnten dabei nachhaltige Investmentfonds, deren Volumen im Jahresvergleich um 88 Prozent stieg.
„Das deutliche Wachstum zeigt, dass Nachhaltige Geldanlagen auf den Mainstreammarkt drängen. Durch die Erfassung verantwortlichen Investments, die das sechsfache an Volumen ausmachen, sind hier die klaren Schritte in den Mainstream-Markt erkennbar“, erklärt FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber.

Starker Zuwachs beim Engagement

Unter den im Rahmen der Nachhaltigen Geldanlagen eingesetzten Anlagestrategien kommt den Ausschlusskriterien nach wie vor besondere Bedeutung zu. Sie wurden Ende 2018 auf rund 80 Prozent der in Investmentfonds und Mandaten verwalteten Vermögen angewendet. Den größten Zuwachs gab es bei Unternehmensdialogen als nachhaltige Anlagestrategie. Das so verwaltete Vermögen stieg um 175 Prozent auf 242 Milliarden Euro.

Institutionelle Investoren dominieren den Markt

Der Großteil der Nachhaltigen Geldanlagen in Investmentfonds und Mandaten liegt in den Depots von institutionellen Investoren. Ihr Anteil liegt in Deutschland bei 95 Prozent, in Österreich bei 80 Prozent. In der Schweiz gehört rund jeder dritte in nachhaltigen Investmentfonds und Mandaten angelegte Franken privaten Anlegern. Nach Einschätzung der Studienteilnehmer aus Deutschland und Österreich ist die Nachfrage institutioneller Anleger neben der Änderung der regulatorischen Rahmenbedingungen der wichtigste Treiber für die weitere Entwicklung des nachhaltigen Anlagemarktes. Unter den regulatorischen Entwicklungen kommt dabei den Maßnahmen im Rahmen des Aktionsplans der EU-Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums besondere Bedeutung zu. „Es ist richtig und wichtig, dass die EU mit ihren Maßnahmen den Finanzsektor zur Erreichung internationaler Nachhaltigkeits- und Klimaziele einbezieht. Dabei darf es jedoch nicht zu einer Überregulierung kommen, sondern vielmehr muss der Mainstream einbezogen werden, um Skaleneffekte erzielen zu können.“, unterstreicht Vorstandsvorsitzender Volker Weber.

Top-Thema Klimawandel

Nicht nur die EU-Kommission beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie die Ursachen und Folgen des Klimawandels an den Finanzmärkten besser berücksichtigt werden können, auch für die Investoren wird dieses Thema zunehmend wichtiger. Knapp drei von vier Studienteilnehmern (72,9 Prozent), die sich zu ihren klimaspezifischen Strategien geäußert haben, setzen dabei auf grüne Investitionen, beispielsweise Investments in Green Bonds. Über 62 Prozent der Anleger schließen Kohleunternehmen aus ihrem Portfolio aus. Immerhin knapp 60 Prozent der Studienteilnehmer geben an, den CO2-Fußabdruck ihrer Portfolios zu messen.

Insbesondere vor dem Hintergrund der regulatorischen Entwicklungen auf europäischer Ebene habe sich die im vergangenen Jahr eingeführte Methodik zur differenzierten Bestandsaufnahme des nachhaltigen Anlagemarktes bewährt, so das FNG. Die Unterscheidung zwischen verantwortlichen Investments, bei denen die ESG-Kriterien auf institutioneller Ebene festgelegt sind, und Nachhaltigen Geldanlagen, bei denen die ESG-Kriterien in den Produktdokumenten festgeschrieben sind, laufe mit der geplanten EU-Gesetzgebung konform. Sie stelle dadurch sicher, dass der Marktbericht des FNG auch zukünftig ein umfassendes und belastbares Bild der Marktentwicklung darstellen kann.

Nachhaltig verwaltetes Vermögen: Anstieg in Deutschland um 45 Prozent

Das im Rahmen von Investmentfonds und Mandaten nachhaltig verwaltete Vermögen in Deutschland legte 2018 so stark zu wie nie zuvor seit Veröffentlichung des ersten FNG-Marktberichts im Jahr 2005. Ende des Jahres lag es mit insgesamt 133,5 Milliarden Euro um mehr als 41 Milliarden Euro über dem Vorjahreswert. Dies entspricht einem Anstieg von rund 45 Prozent. Davon entfielen 88,8 Milliarden Euro auf nachhaltige Mandate (+ 43 Prozent) und 44,7 Milliarden Euro auf nachhaltige Investmentfonds (+ 49 Prozent). Zuwächse verzeichneten auch die Kundeneinlagen der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus, die um rund acht Prozent auf 38,6 Milliarden Euro stiegen. Berücksichtigt man zusätzlich die 49,9 Milliarden Euro, die von Banken im Rahmen der Eigenanlagen unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien verwaltet werden, ergibt sich für die Nachhaltigen Geldanlagen in Deutschland ein Gesamtvolumen von 219,1 Milliarden Euro.
Auch die verantwortlichen Investments sind 2018 deutlich gewachsen. Zu ihnen zählen neben den nachhaltigen Geldanlagen solche Kapitalanlagen, für die auf Unternehmensebene Nachhaltigkeitskriterien definiert und auf alle Anlagen des Unternehmens, beispielweise eines Vermögensverwalters, angewendet werden. Ihr Volumen stieg im Berichtsjahr um mehr als acht Prozent auf insgesamt rund 1,53 Billionen Euro.

Der Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen – Deutschland, Österreich und die Schweiz ist die zentrale Jahrespublikation des FNG. Neben Volumenzahlen für Nachhaltige Geldanlagen, die bereits seit 2005 erhoben werden, werden ab 2018 auch die Volumina für den Markt verantwortlicher Investments erhoben. Das FNG unterscheidet zwischen Nachhaltigen Geldanlagen: hier sind die ESG-Kriterien auf Produktebene formuliert; und verantwortlichen Investments: hier sind die ESG-Kriterien auf Ebene der Institutionen festgelegt. Damit wird auf den steigenden Trend reagiert, nachhaltige Anlagestrategien auch auf „Mainstream“-Produkte anzuwenden. Der FNG-Marktbericht ist mit der Unterstützung von Verbandsmitgliedern erstellt worden. Sponsoren und Unterstützer waren: DWS, Union Investment, ISS ESG, Plenum-Investments, SDG Investments, C-Quadrat Asset Management, Deka Investment, Green City, imug | rating, NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlage, Kepler Fonds, Pax-Bank, Qualitates, Ralf Lemster Financial Translations und Southpole Group.

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