Statement
24. Juni 2022

Nachhaltige Altersversorgung mit ETFs

Institutionelle Investoren, die im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung (bAV) Pensionsgelder verwalten, sind mit regulatorischen, bilanziellen und demografischen Herausforderungen konfrontiert. In der bAV ist daher bereits seit einigen Jahren ein Trend von Leistungs- hin zu Beitragszusagen zu beobachten. Hinzu kommen ein zunehmend komplexer Kapitalmarkt und ein besonderes Augenmerk auf das Thema Nachhaltigkeit.

Dies macht es notwendig, bisherige Anlagestrategien zu überdenken. Viele kleinere oder ausländische Firmen verfügen nicht über eigene erfahrene Asset-Management-Teams, die sich mit der Verwaltung von Pensionsanlagen an zunehmend komplexen Kapitalmärkten und mit der zusätzlichen Herausforderung, die Portfolien mit nachhaltigen Anlagezielen zu versehen, auseinandersetzen können. Dynamisch verwaltete Port­folioansätze innerhalb börsengehandelter Indexfonds können vielfach eine zielführende Lösung sein.

 

In der Umsetzung der Kapitalanlage werden – abhängig von möglichen Garantiestrukturen oder unterschiedlichen demografischen Ausrichtungen der Belegschaft – oftmals ­sogenannte Lifecycle-Modelle eingesetzt. Auf Portfolioebene wird dort durch die Umschichtung von wachstumsorientierten zu eher defensiv ausgerichteten Anlagen das Risiko bis zum Renteneintrittsalter schrittweise reduziert.

Durch die zunehmende Komplexität an Kapitalmärkten (­Niedrigzinsumfeld, Inflation, Klima- und ESG-Risiken und so weiter) hat sich die Zusammensetzung dieser Portfolien im Laufe der Zeit sehr stark geändert. Eine traditionelle Allokation in europäischen Staats- und Unternehmensanleihen mit europäischen Aktien ist schon längst nicht mehr ausreichend, um den Pensionsansprüchen gerecht zu werden. Vielmehr müssen heute viele unterschiedliche Märkte und Anlageklassen berücksichtigt und effizient eingebunden werden. Gerade bei der ­Einrichtung neuer Pensionspläne stellt der Zugang zu vielfältig komplexen Märkten eine Herausforderung in der Praxis dar. Hierfür bieten sich aufgrund der einfachen Umsetzung und des diversifizierten Exposures schon ab sehr kleinen Anlage­beträgen ETFs an.

Anforderungen an Nachhaltigkeit steigen

Bei den regulatorischen Herausforderungen steht das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda. Die nachhaltige ­Ausrichtung der Kapitalanlage stellt eine grundlegende ­strukturelle Verschiebung dar. Schließlich belegen Daten ­immer verlässlicher den Mehrwert von Strategien, die Umwelt- und soziale Kriterien sowie Aspekte der Unternehmens­führung (auf Englisch: Environmental, Social, Governance – kurz ESG) berücksichtigen. So zeigt eine Studie von MSCI Research, dass eine stärkere Konzentration der Indizes zusammen mit ­höheren durchschnittlichen ESG-Scores zu einer besseren ­Performance führte.¹

Anleger schichten ihr Vermögen in nachhaltige Anlagen um: Die Zuwachsrate überstieg 2021 die von traditionellen Anlagen um das Sechsfache. Inzwischen sind weltweit vier Billionen US-Dollar in ESG-Anlagekategorien investiert², davon mehr als 2,7 Billionen US-Dollar in nachhaltige Publikumsfonds und ETFs.³ Investoren erkennen offenbar zunehmend, dass ­Nachhaltigkeitsrisiken auch Anlagerisiken sind – und dass mit dem positiven Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft historische Anlagechancen verbunden sind. Die bisherigen Mittelbewegungen sind unserer Ansicht nach erst der Beginn einer langfristigen und grundlegenden Verschiebung an den Kapitalmärkten. Diese Entwicklung dürfte sich in den nächsten Jahrzehnten weiter beschleunigen.

BlackRock hat bereits 2020 Nachhaltigkeit als Investment­standard definiert und inzwischen vollständig in Anlage­prozess und Investmentansatz integriert. Dieser beginnt mit einer ­strategischen Asset Allocation basierend auf Kapitalmarkt­annahmen unter Nachhaltigkeitsaspekten. Diese Annahmen sind zukunftsgerichtete, erwartete Renditen für Vermögenswerte in unterschiedlichen Konfidenzbandbreiten, die die ­Auswirkungen der Preisgestaltung und der Kapitalkosten unter Nachhaltigkeitsaspekten einbeziehen – auf Unternehmens- und auf Makroebene. So können beispielsweise von den physischen Auswirkungen des Klimawandels alle Anlageklassen ­betroffen sein. Daher sollten sie als Investmentrisiken gesehen und ­Klimaaspekte konsistent in die Produkte integriert werden.

Wachsendes ESG-ETF-Universum

ETFs ermöglichen, nachhaltige Anlagestrategien effizient ­umzusetzen. Viele nachhaltige ETFs beziehungsweise die zugrundeliegenden Indizes bauen auf bewährten Methoden auf und berücksichtigen zusätzlich ESG-Kriterien. Dies erlaubt es Investoren, ihre strategische Portfoliostruktur beizubehalten. Die Indizes, die ETFs zugrunde liegen, sind regelbasiert. Dies kann Investoren helfen, Kunden, Anspruchsberechtigten und Anlageausschüssen einen klaren und einheitlichen Rahmen zu gewähren – auch hinsichtlich nachhaltiger Kennzahlen wie CO₂-Bilanz oder ESG-Rating.
Das Universum nachhaltiger ­Anlagelösungen wächst weltweit. Zwischen 2015 und 2020 ist das Volumen von ETFs mit ­ESG-Ausrichtung rasant angestiegen, wie aus einem Research-­Bericht von MSCI⁴ hervorgeht. Das Wachstum der index­basierten Anlagen beziehungsweise ETFs ist wiederum eine Trieb­feder für das Wachstum von ESG-Anlagen. Da ­Transparenz eines der Hauptmerkmale von ETFs ist, können ESG-Investoren über die Konsistenz der Indexmethoden Informationen ­erhalten und Portfoliolösungen aufbauen, die ihren übergeordneten Zielen entsprechen. Darüber hinaus ­findet die tägliche Transparenz der Bestände Anklang bei ESG-affinen Anlegern, die sich intensiv mit der Bewertung der zugrundeliegenden Risiken und Engagements auseinandersetzen. Von 2015 bis 2020 sind die Nettomittelzuflüsse von Aktien-ETFs deutlich angewachsen. Das verwaltete Vermögen ist um das 25-Fache gestiegen: von knapp über sechs Milliarden US-Dollar auf über 150 Milliarden US-Dollar Ende 2020 (siehe Grafik).

Allein im Jahr 2020 verzeichneten ESG-ETFs über 75 Milliarden US-Dollar an Nettozuflüssen, mehr als das Dreifache des Vorjahres, was etwa zehn Prozent der gesamten weltweiten ETF-Mittelzuflüsse entspricht. Per Ende 2020 verzeichnete MSCI weltweit 410 ETFs, die ESG-Kriterien explizit über breite ausschlussbasierte, thematische oder Best-in-Class Strategien berücksichtigen. Hinsichtlich der Asset-Klassen bei ESG-ETFs dominierten Ende 2020 noch Aktien-ETFs, aber auf die noch vergleichsweise jungen und dynamisch wachsenden Bond-ETFs, gemischten ETFs und Alternatives-ETFs entfielen bereits 20 Prozent des Marktes.⁵ Dabei liegen die Kosten für Investoren auf dem Niveau traditioneller ETFs. BlackRocks ETF-Anbieter iShares hat mehr nachhaltige ETFs gelistet als jeder andere Anbieter⁶.

Grafik: Globales Wachstum bei ESG-ETFs von 2015 bis 2020
Globales Wachstum bei ESG-ETFs von 2015 bis 2020

Mit Multi-Asset-ETFs ESG-Kriterien integrieren

Multi-Asset-Anlagestrategien profitieren von einer breiten ­Risikostreuung in verschiedenen Anlageklassen und der damit häufig verbundenen geringen oder gar negativen Korrelation zwischen diesen Anlageklassen. Gerade in schwankungs­reichen Börsenphasen können sie diese Stärken ausspielen und bieten Pensionsinvestoren und Anspruchsberechtigten ­einen gewissen Schutz vor drastischen Verlusten, ohne die ­Ertragschancen übermäßig zu beschneiden. Mit dem wachsenden Angebot von als nachhaltig klassifizierten Indizes und ETFs können inzwischen auch Multi-Asset-Portfolios ­nachhaltige Anlageziele mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen verfolgen und umsetzen. Als Lösung kommen Multi-Asset-ETFs in Betracht, die die einzelnen Anlageklassen ­ausschließlich über Investments in transparenten und ­kostengünstigen ETFs abdecken. Pensionsinvestoren und ­Anspruchsberechtigte können somit von dynamisch verwalteten Portfolios profitieren, die flexibel auf Veränderungen an den Märkten ­reagieren und Chancen nutzen können, zugleich das Anlageprofil aber auch effizient risikokontrolliert halten.

Mit Bezug auf einen stimmigen Nachhaltigkeitsansatz sind ­Daten, deren Interpretation für die Anlage und die Umsetzung von entscheidender Bedeutung. Insofern bietet ein konsistenter Investmentprozess im Zusammenhang mit nachhaltigkeitsbezogenen Kapitalmarktannahmen und nachvollzieh­baren Anlagestandards klare Vorteile im Hinblick auf die Transparenz und sorgt auch für eine disziplinierte und ­effiziente Umsetzung in der Portfoliokonstruktion. Im Ergebnis erhalten Pensionsinvestoren und Anspruchs­berechtigte ­einen kostengünstigen und unkomplizierten ­Zugang zu den globalen Märkten mit Nachhaltigkeitsaspekten – dynamisch ­verwaltet in effizienten Portfolios mit unterschied­lichem ­Risikocharakter – und das in Form eines ETFs.

Fit für die Zukunft

Bei der Modernisierung von Pension-Portfolios spielen ­kostengünstige, transparente und liquide ETFs über alle ­Anlageklassen hinweg eine zentrale Rolle. Mit ihnen lässt sich die Effizienz in der Kapitalanlage – vor allem auch bei kleinen oder neuen Plänen – steigern und eine nachhaltige Ausrichtung durch Einsatz von datenbasierten ESG-Ansätzen einfach und transparent umsetzen. Insbesondere im Hinblick auf die wachsende Verbreitung von Beitragszusagen und Entgelt­umwandlung helfen Multi-Asset-Ansätze das Renditepotenzial entlang der spezifischen Risikobandbreiten optimal auszuschöpfen. Die durchgängige Umsetzung als ETF-Lösung ist kostengünstig und bietet ein Höchstmaß an Transparenz.

ESG-ETFs haben ein vergleichbares
Rendite-Risiko-Profil

Interview mit Victoria Arnold
Kundenbetreuerin deutscher Unternehmen & Pensionseinrichtungen im Bereich ETF und Index Investing sowie lokale ESG-Ansprechpartnerin bei BlackRock

ETFs eignen sich für Multi-Asset-Ansätze. Passen aber Themen-ETFs, etwa für Renewables, in Multi-Asset-Ansätze?

Wir sehen im Bereich Multi Asset erhebliches Potenzial für die konsistente ­Umsetzung eines ESG-Ansatzes über die Kombination von ESG-optimierten ETFs verschiedener Anlageklassen in einem dynamisch gesteuerten ETF-­Mantel. Grundsätzlich könnte es auch Sinn machen, thematische Ansätze aus einer Alpha-Diversifikationsperspektive miteinzubinden. Wichtig ist jedoch auf Kosten und Ertragsperspektiven Rücksicht zu nehmen.
Warum sollte ein nachhaltiger Investor mit BlackRock zusammenarbeiten? Als weltgrößter ETF-Anbieter verteilt man die Gelder nach Marktkapitalisierung und nicht nach Nachhaltigkeit.
BlackRock bietet nachhaltigkeitsorientierten Kunden Lösungen über verschiedene ESG-Ausprägungen zu geringen Kosten, mit hoher Transparenz und ­Liquidität: von Ausschlüssen kontroverser Geschäftspraktiken über optimierte ESG-Werte bis hin zu Best-in-Class ­Ansätzen, thematischen Strategien oder Impact Investments.
Und vor allen Dingen haben wir im Markt einmalige Ressourcen bei ­BlackRock zur Implementierung über alle Anlageklassen hinweg. Neben den Anlagestrategien sind auch Portfolio­risikomanagement und der Dialog mit Unternehmen, um nachhaltige Ziele zu verfolgen, wichtige Aspekte. Hier können wir unseren Kunden mit Aladdin Climate eine bessere Einschätzung zu Klimarisken in Portfolien bieten. Auch verfügen wir über eins der größten ­Investment-Stewardship-Teams mit rund 70 Experten weltweit. Wer globale Port­folien ganzheitlich nachhaltig abbilden möchte, braucht einen Partner, der hierfür Lösungen und Expertise zur Verfügung stellen kann.

Sind mit Exchange Traded Funds Transitions möglich? Dafür müsste es einen Index geben, der „schmutzige“ Unternehmen abbildet, die sich verbessern (wollen).

Derartige Indizes gibt es bereits, denn Klima-Benchmarks, die sich beispielsweise an den Pariser Klimazielen ­orientieren, enthalten sogenannte ­Dekarbonisierungspfade, also feste ­Messpunkte für den Fortschritt der darin enthaltenen Unternehmen.
Hier gibt es zwei Ansätze: die Climate Transition und die Paris-Aligned Benchmark. Erstere legt auch den Fokus auf die Transition. ­Durch mehr Transparenz – auch auf Portfolioebene – sollen auch Transformationen in der Realwirtschaft beschleunigt werden. Wir publizieren für alle unsere Fonds, aktive und passive, Nachhaltigkeitskriterien, die Anleger ­darauf aufmerksam machen sollen, in was sie investieren. Auch ist der Dialog mit Unternehmen ein wesentlicher ­Faktor für eine erfolgreiche Transition.
Wir nehmen unsere Verantwortung als Treuhänder sehr ernst und wirken in unseren Engagement-Aktivitäten aktiv darauf hin, dass Unternehmen vorausschauend Klimaaspekte in ihrer Unternehmensstrategie berücksichtigen.

Der ESG-ETF im Vergleich mit seinem klassischen Pendant: Wie stark weicht ein ESG-ETF vom klassischen Index ab? Um wie viel teurer ist der ESG-ETF? Wie stark reduziert sich die Zahl der Positionen?

Das kommt immer auf den ausgewählten Ansatz an. Zusammen mit den Index­anbietern entwickeln wir Produkte, die den unterschiedlichen Bedürfnissen ­unserer Kunden entsprechen. So gibt es Ansätze, die sehr nahe an einer breiten Benchmark sind, wie auch Strategien, die zum Beispiel nur auf die Klassen­besten abzielen und somit nur ca. 25 Prozent eines Universums abdecken. Je nachdem ist auch die Abweichung von einem klassischen Index unterschiedlich. Die meisten ESG-ETFs haben die gleiche Total Expense Ratio wie das nicht nachhaltige Pendant. Teilweise sind die ESG-ETFs sogar günstiger, in manchen Fällen ganz leicht teurer.

Und bei Anleihe-ETFs: Ist die Rendite von nachhaltigen Bonds geringer?

Als Beiprodukt bestehender nachhaltiger Anleihen-Indexstrategien kann es zu einem Quality-Tilt und Durationsunter­schieden führen. Diese können sich auf die Rendite auswirken. Es ist also mehr eine Frage der Portfoliokonstruktion.

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