Traditionelle Anlagen
13. Januar 2017

Nach zehn Jahren: Value vor Growth

Dank eines starken Endspurts hat Value seine Schwächephase überwunden und Growth an der Spitze abgelöst. Argumente für einen Trendwechsel.

Im vierten Quartal 2016 wurde Geschichte geschrieben: Nach einer rekordverdächtigen Underperformance des Anlagestils Value gegenüber Growth konnten sich Value-Aktien zumindest auf Jahressicht dank eines starken Endspurts wieder an die Spitze setzen. Seit 2006 waren zum Beispiel mit dem Deka Stoxx Europe Strong Growth 20 Ucits ETF kumuliert 20 Prozentpunkte mehr zu verdienen als mit dem Value-Pendant. Im vergangenen Jahr lag jedoch Value, obwohl beide Fonds zum 30. September noch gleichauf lagen, mit zehn Prozentpunkten vor Growth. Entsprechende Indizes von MSCI, Russell und S&P zeigen tendenziell das gleiche Bild. Diese Entwicklung könnte nun länger anhalten. „Generell dürften sich 2017 mit moderat steigenden Zinsen eher defensive Aktien des Value-Bereichs besser entwickeln als die in der Vergangenheit favorisierten, hoch bewerteten Wachstumsaktien“, schreibt Dr. Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG in seinem Jahresausblick 2017.
Run auf Öl und Banken
Für einen Trendwechsel spricht auch, dass gemäß Daten von Morningstar die Value-Outperformance im vierten Quartal vor allem bei Large Caps zu beobachten war, die meist dem Gesamtmarkt vorauslaufen. „Grund für die Value-Outperformance war die starke Performance von Ölwerten wie Royal Dutch Shell, British Petroleum und Total mit Kursgewinnen von jeweils rund zehn Prozent. Auch der Banken-Sektor erwies sich als Treiber für Value. So stiegen Banco Santander um 15 Prozent und BNP Paribas um 10,5 Prozent“, notiert Fernando Luque als Dezember-Highlights. Value-Mid- und -Small-Caps lagen nur im vierten Quartal vor ihren Growth-Pendants.
„Es gab in den vergangenen drei Monaten einen Run auf unterbewertete Aktien und damit nach einer zehnjährigen Outperformance von Quality-Growth eine Gegenbewegung“, stellt Jochen Wolf fest. Der Aktienfondsmanager bei Tresides Asset Management geht davon aus, dass diese Gegenbewegung noch nicht zu Ende ist. Ob der Trend hin zu Substanzwerten aber tatsächlich anhält, hänge vor allem von der Inflations- und Zinsentwicklung ab. „Wenn die Zinsen steigen, benötigen die Investoren keinen Bond-Ersatz in Form von Quality-Growth-Aktien mehr“, so Wolf. Eine weitere Folge: Wenn Investoren bereit sind, mit den zyklischeren Value-Werten mehr Risiko einzugehen, wird dies aus Sicht von Wolf auch auf Low-Volatility-Ansätze, die bislang besonders viel Assets einsammeln konnten, Auswirkungen haben.
portfolio institutionell newsflash 13.01.2017/Patrick Eisele
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