Munich Re stellt Russlandgeschäft ein
Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Munich Re zieht sich aus Russland und Belarus zurück. Der Konzern hält russische und ukrainische Wertpapiere.
Ebenso wie zahlreiche andere Großanleger zieht auch die deutsche Rückversicherungsgesellschaft Munich Re Konsequenzen aus dem russischen Angriff auf die Ukraine. Laut einer aktuellen Mitteilung hat der nach Swiss Re weltweit zweitgrößte Rückversicherer sein Neugeschäft in Russland und Belarus eingestellt. Bestehende Verträge in den beiden Ländern will das Unternehmen nicht erneuern.
Analog werde mit den Kapitalanlagen in der Region verfahren, heißt es. Munich Re verurteilt den Angriff und unterstützt laut der Mitteilung die seitdem ausgesprochenen Sanktionen.
Der Vorsitzende des Vorstands der Munich Re, Joachim Wenning, kommentiert: „Die Ereignisse der letzten Tage erschüttern uns zutiefst. Gerade in diesem Moment ist es die Aufgabe aller friedliebenden Menschen, Geschlossenheit und Haltung zu zeigen.“
Munich Re stehe für eine friedliche und demokratische Welt ein, so Wenning. „Wir unterstützen ausdrücklich die von der westlichen Wertegemeinschaft auf den Weg gebrachten Sanktionen – auch in dem Wissen, dass diese auch für unsere Volkswirtschaften nicht folgenlos bleiben.“
Direkte Investitionen in russische und ukrainische Papiere
Nähere Angaben zu den Kriegsfolgen auf das eigene Geschäft macht die Munich Re im Konzerngeschäftsbericht 2021, der am 17. März erschienen ist. Darin heißt es: „Die von der westlichen Wertegemeinschaft auf den Weg gebrachten Sanktionen gegenüber Russland können gravierende negative Auswirkungen auf gesamte Volkswirtschaften haben. Mit Blick auf die globalen Kapitalmärkte hat vor allem diese Krise das Potenzial, Unsicherheit und Volatilität drastisch zu erhöhen.“ Unmittelbare finanzielle Auswirkungen für Munich Re könnten demnach auf der Kapitalanlageseite aus direkten Investitionen in russische oder ukrainische Staats- sowie Unternehmenspapiere entstehen.
Munich Re sieht erhöhtes Abschreibungsrisiko
Eigenen Angaben zufolge ist Munich Re in der Ukraine und in Russland nur geringfügig mit Versicherungsgeschäft vertreten. Das Kriegsrisiko sei in allen relevanten Geschäftssparten ausgeschlossen. Das Unternehmen erwartet daher keine signifikanten direkten Auswirkungen auf sein Geschäft. Auch hält Munich Re im Verhältnis zum Gesamtportfolio „nur in geringem Umfang Kapitalanlagen aus den beiden Ländern“, heißt es im Anhang des Konzernberichts.
Vor dem Hintergrund der umfangreichen Sanktionen der westlichen Wertegemeinschaft könnten Zahlungsausfälle bei den gehaltenen Kapitalanlagen, die mit diesen Ländern in Zusammenhang stehen, nicht ausgeschlossen werden und es bestehe daher ein erhöhtes Abschreibungsrisiko. Sekundäreffekte am globalen Kapitalmarkt würden Munich Re, wie alle anderen Marktteilnehmer, aber auch betreffen.
Mögliche Zahlungsausfälle bei Anleihen
Weitere Angaben dazu macht die Munich Re im Lagebericht als Teil des Konzerngeschäftsberichts. Darin heißt es im Ausblick 2022: Alle Prognosen seien weiterhin von erhöhter Unsicherheit geprägt. Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie sowie die weitere Entwicklung des militärischen Konflikts von Russland mit der Ukraine seien nicht vorhersehbar, die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen würden fragil und die Volatilität an den Finanzmärkten hoch bleiben.
Für Munich Re ergäben sich in diesem Zusammenhang weiterhin Risiken aus einer möglichen Ausweitung der Kreditrisikoaufschläge sowie möglichen Zahlungsausfällen für Anleihen. Zudem bergen Marktwertverluste bei Aktien und Immobilien sowie Zinsänderungen ein zusätzliches Verlustpotenzial.
Versicherer, Rückversicherer, Asset Manager
Neben dem Kerngeschäft Rückversicherung ist das börsennotierte Unternehmen auch in den Bereichen Erstversicherung sowie in der Krankenrück- und Krankenerstversicherung außerhalb Deutschlands aktiv. Darüber hinaus ist einer der zentralen Unternehmensbereiche der Münchener Rück das Erstversicherungsgeschäft der Ergo-Versicherungsgruppe. Ferner ist der Konzern im Bereich Asset Management (Meag) tätig.
Am Ende des vergangenen Geschäftsjahres belief sich die Bilanzsumme des Konzerns auf 312 Milliarden Euro. Davon entfallen insgesamt rund 252,6 Milliarden Euro auf die Kapitalanlagen (inklusive den in der Konzernbilanz gesondert ausgewiesenen Anlagen mit Versicherungsbezug). Die Kapitalanlage stammen überwiegend aus dem Versicherungsgeschäft (149,4 Milliarden Euro). Erst an zweiter Stelle steht das Rückversicherungsgeschäft (103,2 Milliarden Euro).
Nach der Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar 2022 haben nordamerikanische Großanleger Verkäufe vorgenommen. Laut einem Bericht von „Pensions & Investments“ hat Caisse de Depot et Placement du Quebec (CDPQ) Wertpapiere verkauft, die von den angekündigten Sanktionen westlicher Nationen betroffen sind. Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) will sämtliche Aktien und Anleihen von russischen Emittenten von der Kapitalanlage ausschließen.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Aktien | Fixed Income | Versicherer
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