Multi-Asset-Management: Passgenaue Lösungen für die individuellen Anforderungen der Investoren
Das andauernde Zinstal sowie das spätzyklische Konjunkturumfeld stellen Anleger vor immer größere Herausforderungen. Im Zentrum der Überlegungen vieler Anleger steht die Frage, wie in dieser Marktsituation ein Portfolio konstruiert werden muss, um selbst moderate Ertragserwartungen bei überschaubaren Risiken erfüllen zu können.
Multi Asset en détail
Interview mit Thomas Nitschke, Gruppenleiter Multi Asset & bAV der Helaba Invest, zu den Feinheiten von Multi Asset in der Umsetzung
Sind Overlays das günstigere Multi Asset?
Risiko- und Taktik-Overlay im klassischen Sinne sind für uns noch kein Multi-Asset-Management. Es beginnt zu verschwimmen, wenn der Overlay-Manager zusätzlich über die Strategische Asset-Allokation oder Managerselektion mitentscheidet. Liegt die Verantwortung für das Gesamtmandat beim Overlay-Manager, unterscheidet sich dieses kaum von einem Multi-Asset-Management. Ein moderner Multi-Asset-Manager verantwortet die Performance. Er muss sich Gedanken machen, welche Teile des Portfolios er intern oder extern direkt vergibt beziehungsweise gegebenenfalls über ETFs oder Publikumsfonds abbildet. Professionelles und modernes Multi-Asset-Management involviert somit immer mehrere Spezialisten. Der Manager steuert die einzelnen Bestandteile (Marktrisiken) und ist somit für die strategische Ausrichtung „tonangebend“.
Sind Quoten, Wertuntergrenzen, Rendite- und Ausschüttungsziele die üblichen Vorgaben des Investors? Können diese die Flexibilität des Managers einschränken?
Im Rahmen der Optimierung einer Strategischen Asset-Allokation sind dies die entscheidenden Zielparameter. Primär sind Zielrendite und Risikobudget relevant. Weitere Faktoren wie Ausschüttungshöhe, Fondspreisuntergrenzen zur Wertsicherung oder weitere Besonderheiten wie ESG-Aspekte fließen als Nebenbedingungen ein.
Natürlich sind weniger Einschränkungen immer besser. Betrachtet man die Theorie von effizienten Portfolien wird schnell klar, dass jede Restriktion die Effizienz im Erwartungswert verringert.
Aber was ist das oberste Ziel? Nach unserer Auffassung besteht es darin, die Gelder des Anlegers unter den vorgegebenen Kriterien zu managen. Aufsichtsrechtliche Themen gewinnen für unsere Kunden und somit auch für uns entscheidend an Bedeutung. Unsere Aufgabe ist es, den Anleger zu unterstützen, diese möglichst gut zu erfüllen.
Dies führt dazu, dass Renditen nicht immer an erster Stelle stehen, sondern Controlling-Aspekte manchmal wichtiger sind. Der moderne Multi-Asset-Manager muss hierauf Antworten finden. Zudem ist es wichtig, gemeinsam mit dem Anleger einzelne Restriktionen hinsichtlich der tatsächlichen Notwendigkeit zu hinterfragen.
Wie kritisch ist die Interaktion zwischen Manager und Investor bezüglich der Freigabe neuer Risikobudgets?
Unsere Erfahrung zeigt: Je stringenter die Verfahren vereinbart und dokumentiert sind, desto reibungsloser verläuft die Zusammenarbeit. Letztendlich ist mit dem Anleger abzustimmen, inwieweit er in diese Entscheidungsprozesse und die Kommunikation eingebunden werden möchte.
Nach der Brexit-Abstimmung in 2016 haben wir beispielsweise mit unseren Overlay-Anlegern am frühen Vormittag Gespräche geführt, um für eine kurze Zeitspanne die Risikologik auszusetzen. Für uns war die Volatilität der Märkte eine Übertreibung.
Machen Anleihen bewertungstechnisch noch Sinn? Was können Substitute sein?
Grundsätzlich ist es sicher richtig, dass Risikoprämien durch die Notenbank-Politik verzerrt und auch bei Anleihen nicht adäquat sind. Jedoch machen Anleihen in einem Multi-Asset-Portfolio aus Risiko- und Diversifikationsgründen Sinn. Trotz niedriger Renditen dienen Staatsanleihen als sicherer Hafen. Gerade im zweiten Halbjahr 2018 zahlte es sich aus, einen Grundstock von AAA und deutschen Staatsanleihen als Anker im Portfolio zu haben.
Des Weiteren liefert eine breit diversifizierte Rentenanlage im Erwartungswert ein besseres Rendite-/Risikoprofil als reine Staatsanleihen. Als Alternative zu Anleihen werden immer mehr alternative Anlagestrategien wie Risikoprämien oder synthetische Aktienanleihen und vor allem illiquide Assets aus dem Bereich Immobilien und Infrastruktur eingesetzt.
Woher kommen ohne Zinserträge frische Risikobudgets?
Dies ist stark vom Anleger abhängig. Ist die Kapitalanlage die einzige Performancequelle, gibt es Möglichkeiten, dies bei der Konzeption der Wertsicherung zu berücksichtigen. Am einfachsten ist es, einen Teil des Risikobudgets für den Wiedereinstieg zu reservieren. Komplexere Varianten, wie die Kombinationen einer festen Wertuntergrenze mit einer Steuerung des maximalen Draw Down, sind ebenfalls denkbar. Erlaubt die Allokation alternative Anlageformen, können beispielsweise über ein konservatives Investment in Core-Immobilien Zinserträge kompensiert werden.
Ist Multi Asset pro- oder antizyklisch?
Multi Asset ohne Wertsicherung ist aus unserer Sicht weder noch. In Portfolien mit Wertsicherung entsteht eine Prozyklik, der man allerdings mit einer intelligenten Antizyklik-Strategie begegnen kann. Kernidee der Antizyklik ist nicht nur in schlechten Phasen Exposure zu reduzieren, sondern dies ebenfalls in guten Phasen zu machen und damit Gewinne „einzuloggen“.
Autoren: Thomas NitschkeSchlagworte: Multi-Asset | Niedrigzinsphase | Portfoliokonstruktion/Diversifikation | Strategische Asset Allocation (SAA)
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