Statement
30. April 2019

Multi-Asset-Management: Passgenaue Lösungen für die individuellen Anforderungen der Investoren

Das andauernde Zinstal sowie das spätzyklische Konjunkturumfeld stellen Anleger vor immer größere Herausforderungen. Im Zentrum der Überlegungen vieler Anleger steht die Frage, wie in dieser Marktsituation ein Portfolio konstruiert werden muss, um selbst moderate Ertragserwartungen bei überschaubaren Risiken erfüllen zu können.

Während der Trend zu einer breiteren und internationaleren ­Diversifikation der Asset-Klassen bereits seit längerer Zeit eine Antwort auf diese Fragestellung liefert, ist jüngst vor allem die Einbindung von alternativen Anlageformen im Multi-Asset-Kontext zur gängigen Praxis geworden. Der Investitionsfokus unter diesen alternativen Anlageformen liegt dabei schwerpunktmäßig auf ­Immobilien- und Infrastrukturinvestments. Aber auch sogenannte „Liquid Alternatives“, wie zum Beispiel Long/Short-Ansätze oder ­Konzepte, die auf alternative Risikoprämien als Ertragsquellen ­abstellen, bilden eine sinnvolle Ergänzung zeitgemäßer Portfolios.

Hieraus erwachsen neue Fragestellungen in Bezug auf die strategische Asset-Allokation, da für illiquide oder alternative Investments klassische Optimierungsmethoden oftmals an ihre Grenzen stoßen: Andersartige Renditeverteilungen, ein Mangel an langen ­Daten­historien vor allem in geeigneter Frequenz oder die große Hetero­genität und mithin mangelnde Vergleichbarkeit einzelner Zielinvestments erschweren eine sinnvolle Integration dieser Asset-Klassen in traditionelle Optimierungen. Eine sorgfältige Due Diligence, insbesondere bei illiquiden Assets, sowie ein ­umfangreiches zusätzliches qualitatives Assessment sind somit unerlässlich. Der Multi-Asset-Manager sollte daher den Austausch mit Spezialisten aus den eingesetzten alternativen Anlageformen nutzen können.

Nicht zuletzt wegen der wachsenden aufsichtsrechtlichen Herausforderungen wird für Anleger auch eine umfassende und pass­genaue Betreuung wichtiger. Denn Investoren sind nicht nur auf ein professionelles Asset- und Risikomanagement Know-how angewiesen, sondern nutzen zunehmend auch weiterführende Beratungs- und Treuhandangebote. Ein professioneller Multi-Asset-Manager muss damit heute nicht nur sein „Kerngeschäft“ verstehen, sondern seinen Kunden als Sparringspartner für die gesamten Kapitalanlagen beratend zur Seite stehen – angefangen von bilanziellen und steuerlichen Fragestellungen bis hin zum gesamten Anlageprozess.

Das Kernstück in der Umsetzung eines Multi-Asset-Ansatzes bildet nach wie vor ein stringenter und nachvollziehbarer Investment­prozess. In der Regel greift der Multi-Asset-Manager dabei im ­Rahmen der Implementierung auf Spezialisten in den einzelnen Anlageformen zurück. Hierbei sind zwei Aspekte wichtig: Zum einen muss der Multi-Asset-Manager stets den Gesamtüberblick über die Portfolioausrichtung behalten. Zum anderen fordert ein steigender Kostendruck eine effiziente und professionelle Umsetzung.

Zunächst stellt sich die Frage, welche Asset-Klassen eines Portfolios über ein sinnvolles Volumen für eine physische Investition verfügen beziehungsweise in welche effizienter über Publikumsfonds oder ETFs investiert werden kann? Durch diese Vorgehensweise wird ­automatisch das Managerrisiko reduziert. Der Multi-Asset-­Manager behält dabei die Gesamtverantwortung für die Performance und entscheidet somit, welche Strategien zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist zu beachten, welches Risikobudget zur Verfügung steht. Ist der Einsatz eines Overlay-Managements ­notwendig, um die Renditeziele risikokontrolliert zu erreichen oder sollen nur die maximalen Draw Downs kontrolliert werden? ­Welche taktischen Komponenten sind im Gesamtkontext sinnvoll zu ergänzen, um unter der Beachtung eines Risikobudgets kurzfristige Marktopportunitäten zu nutzen? Wie sieht die Planung der Kapitalabrufe der illiquiden Investments aus? Welche Anforderungen bestehen an die Cashflows? Zusätzlich sind je nach Anlegergruppe verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Wie diese im Detail aussehen können, wird im Folgenden an zwei Praxisbeispielen verdeutlicht.

Fallstudie 1: bAV-Anleger mit klassischer Defined-Benefit-Zusage

Der erste Anleger ist ein klassischer Defined-Benefit-Anleger der bAV mit Garantieverzinsung. Der Startpunkt für das Multi-Asset-Management beginnt mit der ALM-Studie. Diese wird entweder ­direkt begleitet oder durch einen externen Consultant erstellt. Nach Vorliegen der ALM-Studie beginnt die Hauptaufgabe der Umsetzung: der Transfer der theoretischen Asset-Allokation aus der ALM-Studie in die Praxis. Vor der Investition der strategischen Allokation ist zu überlegen, wie die Mittel investiert werden. Länder- und Währungsrestriktionen stehen hier typischerweise weniger im Vordergrund. Ebenfalls sind lange Durationen bei bAV-Anlegern aufgrund der langen Duration der Passiva zu erwarten. Hier ist im Einzelfall zu klären, ob dies tatsächlich zur Zinssituation passt.

Oft sitzen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter bei der Ausrichtung der Anlagestrategie kooperativ an einem Tisch. Beide Seiten wollen eine möglichst gute Erreichung der Garantieverzinsung ohne allzu große Belastungen des Arbeitgebers durch eventuelle Nachschusspflichten. Ebenso sollte die Anlagestrategie im Unternehmen vermittelbar sein. Typisch sind in diesem Zusammenhang die ­folgenden Fragestellungen: Was ist der bilanzielle Rahmen? Welche freiwilligen oder regulatorischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Pensionsfonds-Aufsichtsverordnung (PFAV), müssen erfüllt sein? Welche Daten können durch den Asset ­Manager für eine Mitarbeiterinformationsplattform automatisiert bereitgestellt werden? Der Trend in der Betreuung von bAV-Anlegern geht dabei über das dargestellte Asset Management hinaus. Vielmehr werden zunehmend Fiduciary-Management-Angebote nachgefragt. Neben dem Asset und dem Risikomanagement  bedeutet dies auch, dass der Asset Manager mit Partnern der Bilanzstrukturierung ­zusammenarbeitet, die beispielsweise Ausfinanzierungen über Gruppen CTAs zur Verfügung stellen.

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