Schwarzer Schwan
13. Dezember 2013

Münchner Seilschaften

„Gute Freunde kann niemand trennen“, trällerte einst der junge Franz Beckenbauer. In München legt man auf diesen Vorsatz bis heute großen Wert.

Im Januar 2014 beginnt vor dem Landgericht München der Prozess gegen die Ex-Vorstände der Bayern-LB. Es geht um Milliarden, die die Landesbank im Jahr 2007 mit dem Kauf der österreichischen Hypo Alpe Adria in Kärnten versenkt hat. Neben Veruntreuung wird den Angeklagten auch Bestechung vorgeworfen.
Mit Bestechung kennt man sich bei der Bayern-LB nicht erst seit 2007 aus. Schon im Jahr zuvor hat Gerhard Gribkowsky, der damals als Vorstandsmitglied für die Risikosteuerung und Vermeidung von Kreditausfällen zuständig war, wertvolle Erfahrungen gesammelt und gezeigt, wie man mit ein paar gezielten Schachzügen viele Millionen Euro verdient und gleich wieder versenkt. Gribkowsky war seinerzeit federführend verantwortlich für den Verkauf eines Aktienpakets an der Formel 1 an den britischen Investor CVC, das die Landesbank hielt.
Im Zuge der Transaktion soll er von Formel-1-Urgestein Bernie Ecclestone 44 Millionen Dollar Schmiergeld kassiert und den Batzen nicht versteuert haben. Möglicherweise war Gribkowsky mit dem deutschen Steuerrecht einfach überfordert und hat wohl aus Unsicherheit, unter welche Einkommensart Schmiergeld einzustufen ist, in seiner Steuererklärung auf nähere Angaben verzichtet. „Wenn Du mir hilfst, die Formel 1 zu verkaufen, dann beschäftige ich dich als Berater“, soll Ecclestone übrigens zu ihm gesagt haben. Dass Gribkowsky eigentlich gar nicht so helle und als Berater gänzlich ungeeignet ist, konnte er nicht ahnen. Nachdem das Geschäft aufgeflogen war, bekam Gribkowsky im Juni 2012 von der Staatsanwaltschaft acht Jahre Knast aufgebrummt – nicht für Dummheit, Übermut oder Größenwahn –, sondern wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung. 
Aus dem Bau an den Bau 
Inzwischen sitzt der tief gefallene Banker, der einst in einer Villa mit Pool residierte, aber nicht mehr rund um die Uhr in München-Stadelheim, sondern wohnt in einem Freigängerhaus (ohne Pool), von wo aus er nach Angaben eines Vollzugsbeamten stufenweise an sein künftiges Leben in Freiheit herangeführt werden soll. Bei seiner Rückkehr ins Big Business hilft ihm der österreichische Baukonzern Strabag. Dieser hat Gribkowsky eine „beratende Tätigkeit ohne Funktionsführung und ohne Zeichnungsrecht entsprechend seiner Qualifikation“ in der bayerischen Landeshauptstadt angeboten. Aber nicht aus reiner Menschenfreude. Vielmehr sind es alte Spezl, die hier am Werke sind. Schließlich saß der Ex-Banker vor seiner Verhaftung im Januar 2011 im Aufsichtsrat der Strabag. Die alten Kollegen kennen sich offenbar mit dem Bayerische Vollzugsgesetz bestens aus, das die Möglichkeit des Freigangs ausdrücklich vorsieht, um die Entlassung vorzubereiten. Um in den Genuss von Außenbeschäftigung, Freigang und Ausgang zu kommen, muss der Gefangene allerdings geeignet sein, wie es im Gesetz heißt. 
Mia san mia
Inwieweit das auf den Bayern-München-Kicker und Feuerteufel Breno Vinícius Rodrigues Borges, genannt Breno, zutrifft, steht aber auf einem ganz anderen Blatt. Breno, der 2011 die von ihm und seiner Familie bewohnte Villa in München abgefackelt hat, genießt nach seinem Gefängnisaufenthalt seit wenigen Monaten als Freigänger – sozusagen als Libero – wieder das süße Leben an der Isar. Der 23-jährige Brasilianer hat in der Bayern-Zentrale in der Säbener Straße laut Presseberichten alle Hände voll zu tun und verdingt sich als Ballaufpumper. Zudem arbeitet er seinen Fähigkeiten entsprechend im Fanshop. Leider darf der verurteilte Fußballprofi nach Angaben der Justizvollzugsanstalt (JVA) München vorerst nur von morgens bis zum frühen Nachmittag bei den Bayern vorbeischauen, kann also bei Abendspielen als Sicherheitsexperte für Pyrotechnik nicht eingesetzt werden.
Club-Präsident Uli Hoeneß, der wegen finanzieller Ungereimtheiten in der Schweiz selbst mit der Staatsanwaltschaft in engem Kontakt steht, hat seinen vorbestraften Profi mit diesen warmen Worten gehuldigt: „Breno war ein vorbildlicher Gefangener, er wird sich hier genauso tadellos verhalten.“ Nun, nach seinem Aufenthalt in der JVA kann das Spielertalent seinen Vorgesetzten endlich auf Augenhöhe begegnen. Denn neben Hoeneß haben auch FC-Bayern-Chef Rummenigge und Spielerkollege Ribéry bereits Bekanntschaft mit der Justiz gemacht. Der eine wegen Ärger mit dem Zoll, der andere wegen Frauengeschichten. Schwamm drüber. Hauptsache, man ist in bester Gesellschaft. 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein Wochenende unter guten Freunden.
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