Stiftungen
3. März 2025

Mit Renewables zu realen Returns

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat unter der Federführung von Finanzchef Michael Dittrich den realen Kapitalerhalt auch in den schwierigen Jahren der hohen Inflation geschafft. Neben Wind- und Solarinvestments hat die Stiftung zuletzt auch in Batteriespeicher investiert. Außerdem gibt es eine neue Zustiftung des Bundes.

Michael Dittrich spricht mit Daniela Englert über die Rolle von Renewables im Portfolio, die Frage, wie mehr Investitionen für nachhaltige Infrastruktur erreicht werden können und die Herausforderung der Inflation.

Herr Dittrich, Sie sind seit 1991 bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt aktiv. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Veränderung, die die DBU seitdem im Bereich Kapitalanlage erfahren hat?

Das stimmt, allerdings bin ich erst seit dem 1. Januar 2001 für die Finanzanlagen verantwortlich – das sind jetzt gut 24 Jahre. Unser Portfolio ist in dieser Zeit immer breiter diversifiziert worden. 1991 haben wir mit 100 Prozent Staatsanleihen angefangen. Wir hatten Papiere aus dem Fonds „Deutsche Einheit“ und haben für zehn Jahre 9,375 Prozent Zinsen bekommen, wobei damals die Inflation sehr viel niedriger lag. Früher gab es bei langlaufenden Anleihen immer eine reale Verzinsung über der Inflationsrate, was heute nur noch minimal der Fall ist. Die Differenz zwischen der Rendite für eine zehnjährige Bundesanleihe und der Inflationsrate entsprach früher im Prinzip dem Betrag, den wir fördern konnten. Dieses Geschäftsmodell funktioniert heute nicht mehr. Heute muss man auf deutlich risikoreichere Kapitalanlagen ausweichen, um die Renditen zu erzielen, die man für die Erfüllung des Stiftungszwecks braucht und um gleichzeitig den realen Kapitalerhalt zu schaffen. Die Inflation ist demnach unsere größte Herausforderung.

Sie haben sich zum realen Kapitalerhalt in den Anlagerichtlinien verpflichtet?

Nein, aber wir wollen einen realen Kapitalerhalt unseres Stiftungskapitals gewährleisten. Und das haben wir nun über 34 Jahre geschafft. Die vergangenen Jahre waren nicht ganz einfach. Die Inflationsraten lagen 2021 bei 3,1 Prozent, 2022 bei 6,9 Prozent und 2023 bei 5,9 Prozent. 2024 hinzugerechnet, haben wir in vier Jahren über 18 Prozent Wertverlust gehabt. Das haben wir kompensieren können, weil wir in den Jahren nach der globalen Finanzkrise und den darauffolgenden Jahren mit sehr niedrigen Inflationsraten eine Rücklage gebildet haben. Wir hatten angenommen, dass dieser Puffer uns über viele Jahre tragen würde, nicht, dass er innerhalb von ein paar Jahren rechnerisch dahinschmilzt. Für das vergangene Jahr sieht es noch gut aus, weil die Inflationsrate wieder deutlich zurückgegangen ist. Aber ich habe durchaus Sorgen, was die Zukunft angeht. Schauen wir auf die Bestandteile der Inflationsrate, so sehen wir, dass im Jahr 2024 vor allem die Energiepreise preisdämpfend gewirkt haben. Dagegen macht der Bereich Dienstleistungen inzwischen den größten Teil der Inflationsrate aus. Das spürt jeder, der einen Handwerker bestellt oder sein Auto zur Reparatur bringt. Und es ist nicht abzusehen, ob und wann dieser Teil der Inflationsrate sinken wird. Zu dieser Frage sind sich auch die Volkswirte uneins.

Die Zinsen sollen weiter sinken. Was bedeutet das für die Steuerung Ihrer Kapitalanlagen?

Wir kommen aus einer sehr langen Phase von niedrigen bis Nullzinsen. Die 2022 und 2023 innerhalb sehr kurzer Zeit stark gestiegenen Zinsen sinken jetzt von dem erhöhten Niveau wieder ab. Wenn wir erneut nahe eines Nullzinses kämen, wäre das für uns als Stiftung schlecht. Mit der momentanen Zinsentwicklung können wir noch gut umgehen. Ich glaube aber nicht, dass die Zinsen aufgrund der anhaltenden Inflation weiter stark sinken können. Das ist auch eine politische Frage. Denn eine hohe Inflationsrate führt tendenziell dazu, dass die Menschen sehr unzufrieden werden. Viele Analysten führen das Wahlergebnis in den USA zu einem nicht unerheblichen Teil auf die dort in der jüngeren Vergangenheit sehr hohe Inflation zurück. Und wenn die Inflation wieder zunimmt, würde der Zinssenkungsspielraum der Zentralbanken rapide sinken. Ich rechne damit, dass die Inflation vorerst wohl bei zwei bis 2,5 Prozent bleiben wird. Alles darüber macht uns als Stiftung Schwierigkeiten, weil wir mit der Rücklagenbildung kaum dagegen ankommen.

Und wie sieht Ihre persönliche Bilanz für die DBU aus, nach über 30 Jahren?

Wir haben damals, 1991, mit einem Stiftungskapital von rund 2,5 Milliarden D-Mark angefangen. Daraus sind heute circa 2,9 Milliarden Euro geworden. In diesem Zeitraum haben wir für mehr als zwei Milliarden Euro rund 11.100 Projekte gefördert. Das Kapital ist also nicht nur nominal, sondern auch in der Kapitalkraft weiter vorhanden, die stillen Reserven noch nicht miteingerechnet. Deswegen sind wir zufrieden mit dem, was wir in den vergangenen 34 Jahren geschafft haben.

Kommen wir zur Nachhaltigkeit. Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, VBL, hat im Herbst 2024 bekannt gegeben, dass sie den Klimaschutz als treuhänderische Verantwortung sieht. Stimmen Sie zu?

Grundsätzlich ja. Gerade für einen langfristigen Investor spielt die Frage, welche Auswirkungen die Kapitalanlage auf die Umwelt hat, eine große Rolle. Denn die Begünstigten haben ein Interesse daran, dass ihre Erträge und ihre Altersversorgung langfristig sicher sind. Dies hängt auch davon ab, ob die Werte, die die Erträge generieren, langfristig Bestand haben und nicht etwa durch Klimakrisenfolgen wie Feuer, Überflutung, Stürme oder Starkregen-Ereignisse beeinträchtigt werden. Die Gefahr, dass Werte, in die man investiert hat, Schaden nehmen, wächst mit dem Klimawandel erheblich. Insofern würde ich dem zustimmen.

Da folgt noch ein „Aber…“?

Wenn eine Stiftung oder ein Pensionsanleger in Klimaschutz investiert und auf nachhaltige Kapitalanlagen achtet, bedeutet dies nicht, dass die Anlagen dadurch geschützt sind. Wenn andere Akteure nicht mitmachen, kann es sein, dass die Investments wegen des Klimawandels oder Naturkatastrophen Schaden nehmen, auch wenn sie nachhaltig sind – seien es Unternehmen, also Aktienwerte, oder Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien oder Immobilien. Klimaschutz setzt voraus, dass andere Player ebenso handeln, damit das Unterfangen erfolgreich ist. Die Hoffnung ist, dass sich diese Erkenntnis, insbesondere weltweit, immer weiter durchsetzt.

Wenn man den Klimaschutz zu den treuhänderischen Pflichten zählt: Wie verändert das die Sicht auf Rendite und Diversifikation?

Wir als Umweltstiftung gehen über das magische Dreieck der Kapitalanlage – also die drei Faktoren Ertrag, Risiko und Liquidität – hinaus. Denn wir haben schon vor 20 Jahren als vierten Aspekt die Nachhaltigkeit hinzugenommen und aus dem magischen Dreieck ein Viereck gemacht. Nachhaltigkeit ist bei uns also integrierter Bestandteil der Kapitalanlage und auch bei der Risikomessung im Controlling. Das heißt nicht, dass Nachhaltigkeit die drei anderen Faktoren dominiert. Das wäre fatal fehlerhaft. Denn mit zum Beispiel sehr hohen Investitionen in Windkraft und Solarenergie wäre ein problematisches Klumpenrisiko verbunden. Deshalb: Bei einer breiten Diversifikation über viele Branchen hinweg gibt es bei einer langfristigen Betrachtung keine Nachteile. Das hat auch eine von uns finanzierte Studie aus dem Jahr 2008 gezeigt. Die langjährigen Erfahrungen mit unseren Spezialfonds brachten zudem das Ergebnis, dass die nachhaltig gemanagten Fonds besser abschnitten als die konventionellen Fonds. Heute sind allein nachhaltig gemanagte Spezialfonds im DBU-Portfolio.

Was war das für eine Studie damals?

Die Studie „Nachhaltige Kapitalanlagen für Stiftungen“ mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, ZEW, in Mannheim zeigte, dass die nachhaltig investierten Werte langfristig nicht schlechter abschneiden als die konventionellen. Es gibt inzwischen viele, auch Meta-Studien, die ganz überwiegend zum gleichen Ergebnis kommen.

Dass Nachhaltigkeit sich finanziell lohnt, konnte man im Jahr 2022 nicht unbedingt sagen.

Gerade die Werte, die aus dem Portfolio ausgeschlossen oder untergewichtet werden, können zeitweise eine besonders gute Performance zeigen. Das war 2022 beispielsweise mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges bei den Ölwerten der Fall. Bei einer langfristigen Betrachtung gibt es aber gegeneinander wirkende Effekte: Eine nachhaltige Anlage reduziert zwar das Anlageuniversum, was sich zeitweise negativ in der Performance niederschlagen kann. Andererseits gibt es aber den Effekt, dass Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell sich in der langfristigen Betrachtung resilienter zeigen und in aller Regel stabiler sind. Es scheint so zu sein, dass sich diese beiden gegenläufigen Effekte im Ergebnis langfristig mindestens aufheben und sogar zu einem Vorteil bei den nachhaltigen Kapitalanlagen führen.

Sie haben Kohle 2016 ausgeschlossen. Wie sieht es mit Investments in Öl und Gas aus?

In geringem Umfang haben wir die noch. Wir betrachten Öl und Gas als Übergangstechnologien, die wir auch benötigen aber nach und nach reduzieren.

Investieren Sie auch in sogenannte Paris-aligned-Fonds?

Wir haben Publikumsfonds im Bereich Paris-aligned. Diese Fonds reduzieren schrittweise ihren CO₂-Fußabdruck, damit sie schließlich mit dem Paris-Ziel der Klimaneutralität übereinstimmen. Auch hier sehen wir, dass diese Fonds, langfristig betrachtet, nicht schlechter laufen als konventionelle Fonds. In einzelnen Jahren können die Ergebnisse zwar abweichen, auch negativ und auch mal über zwei, drei Jahre. Aber wir als Stiftung achten eher auf langfristige Entwicklungen.

Anleihen und Aktien halten Sie vorwiegend direkt. Dabei legen Sie zu 80 Prozent nachhaltig an?

Das stimmt. Wir nutzen die Bewertungen von ISS ESG, von Refinitiv (ehemals Reuters), und von EthiFinance (ehemals Imug Rating). In einem Universum von 1.600 Werten im MSCI World brauchen wir die Expertise der ESG-Ratingagenturen.

Warum nur zu 80 Prozent?

Wir investieren auch in Small and Mid Caps, die häufig nicht Gegenstand der Betrachtung der großen Nachhaltigkeits-Ratingagenturen sind. Und bei den von uns gehaltenen geringen Stückzahlen macht es wenig Sinn, dafür Bewertungen in Auftrag zu geben. Deshalb lassen wir uns diesen Korridor. Wenn wir zu den Small und Mid Caps jedoch eine eigene Einschätzung vornehmen, dann befinden wir uns permanent deutlich über den 80, eher bei 90 Prozent. Außerdem investieren wir im liquiden Bereich auch in Green Bonds im Volumen von aktuell rund 310 Millionen Euro.

Wie sieht Ihre Asset-Allokation derzeit aus?

Nach Marktwerten berechnet, sind wir zu etwa 55 Prozent in verzinslichen Titeln investiert, zu etwa 30 Prozent in Aktien und zu etwa 15 Prozent in Sachwerten. Bei den Sachwerten sind wir etwa hälftig in Immobilien und in Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien investiert.

2024 war für Aktieninvestoren ein erfreuliches Jahr. Dennoch haben auch geopolitische Risiken für die Unternehmen zugenommen. Was erwarten Sie für 2025?

Wir leben in einer sehr herausfordernden Zeit mit einer Reihe erheblicher geopolitischer Risiken, die sehr schnell dramatisch eskalieren können. Derart, wie wir das in den vergangenen Jahrzehnten nicht erlebt haben: der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, die ständigen Spannungsherde im Nahen Osten, die zunehmenden Konflikte zwischen den USA und China. Es kann sein, dass unter den Verantwortlichen eine Vernunft einkehrt und dass es gelingt, diese Konflikte zu deeskalieren. Wenn das gelänge, wären die Aussichten auch für die Kapitalmärkte und für mehr Wohlstand und Wachstum gut. Bei weiteren Eskalationen könnte jedoch die Globalisierung weiter zurückgedreht werden. Das birgt erhebliches Inflationspotenzial und kann Rückschläge an den Kapitalmärkten auslösen. Wenn sich weltweit immer mehr Blöcke bilden, werden Lieferketten verlagert und Produkte im Zweifel teurer produziert. Denn Firmen könnten dann nicht mehr ohne Weiteres in andere Länder mit günstigeren Produktionsbedingungen wechseln. Wir achten besonders auf die Inflation, weil sie eine Bedrohung für unser Stiftungskapital ist. Diese von der Inflation ausgehende Gefahr für das Ersparte gilt aber natürlich auch für alle Privatleute.

Seit 2016 haben Sie Renewables aufgebaut. Welche Segmente sind hierbei von Bedeutung?

Wir investieren mittels Fonds überwiegend im Bereich der Wind- und Solarenergie. Inzwischen haben wir auch erste Projekte für Batteriespeicher mit aufgenommen. Das ist noch ein sehr junges Investment. Für Wind- und Solarinvestments entwickelt es sich vielversprechend. Wir sind mit den bisherigen Resultaten, die wir über die vergangenen acht Jahre gesehen haben, insgesamt zufrieden.

Wollen Sie bei den Batteriespeichern weiter diversifizieren?

Das schauen wir uns gerade an. Wir versuchen es erst einmal mit wenigen Projekten und beobachten diese. Die Geschäftsmodelle sehen interessant aus. Aber ob ein Geschäftsmodell in der Praxis auch das liefert, was geplant war, zeigt sich meist erst nach einigen Jahren.

Was macht das Geschäftsmodell so attraktiv?

Bei einem Projekt, in das wir investiert haben, werden Batteriespeicher gebaut. Diese dienen dazu, die Spannung im Stromnetz in einem bestimmten Gebiet stabil zu halten. In die Batterien lässt sich überschüssige Energie einspeichern in Zeiten, in denen die Renewables zu viel Energie liefern, und im umgekehrten Fall wieder zusteuern. Diese Dienstleistung wird dann kommunalen Versorgungsträgern angeboten. Und die Konditionen sehen erst einmal interessant aus.

Wie hoch sind Ihre Ertragserwartungen dabei?

Sie liegen deutlich höher als bei Wind- und Solarenergie. Das muss auch so sein, denn bei Wind- und Solarenergie haben wir über viele Jahre bereits ein bewährtes Geschäftsmodell. Ob das Geschäftsmodell der Batteriespeicher mittel- bis langfristig gut funktionieren wird, kann man derzeit noch nicht wissen, was bedeutet, dass natürlich eine Risikoprämie gezahlt werden muss. Diese ist signifikant höher als zum Beispiel bei Onshore-Wind.

Für Onshore-Windkraft sind die Flächen begrenzt. Investieren Sie auch in Projektentwicklungen?

Das kommt vor. Bei Projektentwicklungen sind neben den Erträgen auch die Risiken höher, weswegen wir überwiegend in fertige Anlagen investieren oder zumindest in Anlagen, für die die Baugenehmigung bereits erteilt ist. Die Begrenztheit von geeigneten Flächen in Deutschland ist ein Grund, warum wir in den vergangenen Jahren zunehmend in Anlagen im Ausland investiert haben. In Skandinavien und auch in den Mittelmeerländern ist es derzeit einfacher, Anlagen zu errichten.

Ist das Strompreisrisiko ein guter Diversifikator?

Es gibt sehr unterschiedliche Modelle in den verschiedenen Staaten. In Deutschland haben wir teilweise Anlagen, für die es noch eine garantierte Einspeisungsvergütung gibt. Häufig hat aber heute der Projektentwickler zum Zeitpunkt des Angebots bereits einen Abnehmer gefunden, mit dem er einen langfristigen Stromlieferungsvertrag abschließt, ein sogenanntes Power Purchase Agreement (PPA). In den USA wird die Stromproduktion bereits seit langem über viele Jahre im Voraus mit einem inflationsindizierten Preis verkauft. PPAs können aber auch mit Risiken verbunden sein – zum Beispiel, wenn die Anlage einmal nicht funktioniert, aber eine Verpflichtung zur Stromlieferung besteht und Ersatz teuer beschafft werden muss. Weil wir dies auch schon erlebt haben, setzen wir auf eine möglichst breite Diversifikation.

Welche Rolle spielen Alternatives in Ihrem Portfolio?

Für eine gesunde Diversifikation sind Sachwerte wichtig. Deren Anteil haben wir über die Jahre vorsichtig gesteigert. Sachwerte helfen, langfristig stille Reserven aufzubauen. Zum Beispiel verzichten wir bei den Immobilien darauf, sie regelmäßig durch Gutachter bewerten zu lassen. Unsere Rendite berechnet sich ausschließlich aus den Ausschüttungen, aber nicht aus etwaigen Wertsteigerungen der Immobilien oder der Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien. Diese stillen Reserven realisieren sich erst dann, wenn es zu einem Verkauf kommt, zum Beispiel bei Gold.

Oder es realisieren sich stille Lasten …

Ja, aber wir halten unsere Investments in der Regel sehr langfristig. Wir haben viele Immobilien-Engagements aus den 1990er-Jahren oder aus den Nullerjahren. Selbst wenn die Immobilienpreise also über die vergangenen zwei, drei Jahre gefallen sind, hat das im Saldo die Höhe der stillen Reserven nur etwas vermindert, aber sicherlich nicht zu stillen Lasten geführt.

Wie sieht die regionale Diversifizierung bei den Sachwerten aus?

Der Schwerpunkt liegt in Deutschland. Darüber hinaus sind wir insbesondere bei den Erneuerbaren Energien vor allem im europäischen Ausland aktiv, also in Italien, in Frankreich, in Spanien, in Skandinavien. Auch die USA und einige wenige Engagements in Schwellenländern haben wir im Portfolio. Bei den Immobilien sind wir stärker auf Deutschland und Europa fokussiert.

Worauf kommt es bei Schwellenländer-Investments besonders an?

Aus Gründen der Diversifikation investieren wir meistens über mehrere Kontinente hinweg, zum Beispiel in Südamerika, in Osteuropa und in Afrika. Das sind oft Wind- und Solar-, aber zum Teil auch Wasserkraft-Investments. In Schwellenländern ist es noch viel wichtiger, mit erfahrenen und kompetenten Partnern zusammenzuarbeiten. Deshalb kooperieren wir in einem unserer Fonds zum Beispiel mit der Entwicklungsbank DEG in Köln, die mit eigenen Experten und Eigenmitteln dort engagiert ist. Die DEG betreut auch die Anlagen, in die wir dort investieren. So profitieren wir von deren Know-how.

Sie haben einmal gesagt, Renewables seien gut und rentabel. Das gilt bestimmt für Solarenergie …

Windkraft und Solarenergie haben den großen Vorteil, dass damit bereits langjährige Erfahrungen auch über die zu erwartenden Erträge bestehen. Ungeachtet dessen kann es im Einzelfall zu durchaus erheblichen Störungen kommen. Windkraftanlagen sind generell etwas ertragsstärker, dafür sind die Erträge aber volatiler als bei der Photovoltaik. Deswegen achten wir auf ein vernünftiges Mischverhältnis zwischen Windkraft und Photovoltaik. Wir haben Photovoltaik leicht übergewichtet. Die Ausschüttungsrenditen für die Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien liegen in etwa auf ähnlichem Niveau wie bei den Immobilieninvestments, also zwischen drei und 4,5 Prozent.

Sie legen kostenbewusst an. Wie stark hat sich das durch den Aufbau der Renewables verändert?

Aktuell besteht unser Referat Vermögensanlage aus drei ehemaligen Bankern – für das Management von Rentenanlagen, Aktienanlagen sowie Sachwerten, also den Immobilien und den Anlagen zur Erzeugung Erneuerbaren Energien. Hinzu kommen das Backoffice und das Controlling.  Für die Sachwertanlagen ist das Management wegen regelmäßiger Berichterstattung und vieler Gesellschafterversammlungen intensiver geworden. Das ist ein Resultat aus der breiteren Diversifikation. Unsere Gesamtkostenquote liegt aktuell aber immer noch niedrig bei circa 0,05 Prozent des verwalteten Kapitals.

Wäre Offshore-Wind auch noch ein Segment, was für Sie infrage kommt?

Bislang ist die DBU allein in Anlagen engagiert, die an Land stehen. Ich will das aber für die Zukunft nicht ausschließen.

Vom Bund ist der DBU im November vergangenen Jahres eine kräftige Zustiftung zugegangen. Dies hängt indirekt auch mit Offshore-Windkraft zusammen. Um was geht es konkret?

Mit der Zustiftung des Bundes an die DBU in Höhe von 400 Millionen Euro sollen dauerhaft Maßnahmen im Meeresnaturschutz, insbesondere in der Nord- und Ostsee, von uns gefördert werden. Wir rechnen mit rund zehn Millionen Euro an Fördermitteln, die jährlich für entsprechende Projekte zur Verfügung stehen. Daneben müssen natürlich auch Rücklagen für den realen Kapitalerhalt der Zustiftung gebildet werden. Mit diesem Volumen bildet die Zustiftung fortan einen der größten Förderbereiche der DBU. Dabei stammen die gestifteten Mittel aus den Ersteigerungserlösen der Offshore-Windenergie, der so genannten Meeresnaturschutzkomponente nach dem Windenergie-auf-See-Gesetz, also den Abgaben aus den Bieterverfahren für Offshore-Flächen an den Bundeshaushalt.

Um beim Beispiel Offshore-Wind zu bleiben: Wie groß ist der Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und dem Ausbau der Erneuerbaren auf der einen, und dem Schutz der Biodiversität auf der anderen Seite?

Viele Meerestiere und Fische orientieren sich mittels Schallwellen, und die Lärmbelastung der Meere ist enorm gestiegen – auch, aber nicht nur, aufgrund des Baus von Windkraftanlagen. Das setzt die marinen Arten, hierzulande in der Nord- und Ostsee, unter Druck. Mittlerweile gibt es aber auch lärmschonendere Methoden zum Bau solcher Offshore-Anlagen.

Zielkonflikte beim Klimaschutz sind also nicht zu leugnen. Das Dilemma: Mangelnder Klimaschutz zeitigt wiederum teils erhebliche negative Folgen für die Biodiversität. Der Ausbau Erneuerbarer Energien, auch durch Windkraft auf See und die damit einhergehende Senkung von Treibhausgas-Emissionen, bleibt unabdingbar. Aber das muss eben im Einklang mit dem größtmöglichen Schutz der Biodiversität geschehen.

Kommen wir noch zu Ihrer Arbeit im Sustainable-Finance-Beirat, wo Sie die Arbeitsgruppe Kapitalmarkt geleitet haben. Dem Beirat zufolge sind für die Energiewende etwa fünf Billionen Euro an Investitionen allein in Deutschland nötig. Woher sollen diese enormen Mittel kommen?

Das ist die spannende Frage. Von dieser Summe sind jedoch nur zwei Billionen Euro tatsächliche Zusatzkosten – also Kosten zusätzlich zu den Investitionskosten, die ohnehin Ersatz für abgeschriebene oder nicht mehr funktionsfähige Anlagen wären. Aus Sicht des Sustainable-Finance-Beirats ist diese Summe nicht ohne Mobilisierung privaten Kapitals aufzubringen. Die Deutschen haben laut Bundesbank im Moment ein Kapitalvermögen von rund neun Billionen Euro. Das Interessante ist, dass davon etwa 40 Prozent in Termingeldern, auf Girokonten oder Sparbüchern, in Form von Sichteinlagen, angelegt sind, die extrem niedrig bis gar nicht verzinst werden.

Die Idee des Sustainable-Finance-Beirats: die Übernahme eines Modells, das es in Frankreich schon länger gibt. Dort können Eltern ein Sparbuch für ihre Kinder abschließen, wobei Einzahlungen von bis zu 23.000 Euro steuerbefreit sind und das Geld erst bei Volljährigkeit der Kinder zur Verfügung steht. Wir schlagen mit dem „Klimasparplan“ ein ähnliches Modell vor: Alle Bürgerinnen und Bürger sollen ihn zeichnen können, wobei das eingesammelte Kapital in die Transformation investiert werden soll. Der Klimasparplan sollte eine Mindestlaufzeit von zehn Jahren haben und die ersten 25.000 Euro sollten als Anreiz von der Kapitalertragsteuer befreit werden.

Und dann gibt es noch einen Transformationsfonds?

Als zweites Element ist für Vermögendere der „Transformationsfonds“ vorgesehen, der so funktionieren soll wie ein offener Infrastrukturfonds. Mit dem Gesetz zur Stärkung des Fondsstandorts Deutschland im Jahr 2021 wurde im Kapitalanlagegesetzbuch die Möglichkeit für offene Infrastrukturfonds geschaffen. Nach dem Modell des Sustainable-Finance-Beirats ist eine Erweiterung um das Element der Nachhaltigkeit geplant. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sollten für die ersten eingezahlten 100.000 Euro eine Befreiung von der Kapitalertragsteuer erhalten. Wenn es auf diese Weise gelänge, auch nur einen Teil der sehr niedrig verzinsten Spareinlagen zu mobilisieren, wäre zudem der Steuerverlust für den Staat sehr gering, weil auf diese Einlagen bisher praktisch keine Zinsen anfallen. Hierzulande könnten Sparkassen, Volksbanken, Geschäftsbanken ähnliche Sparpläne wie nach dem französischen Modell anbieten, um Kapital für Transformationsprojekte zu generieren.

Gibt es für institutionelle Investoren nicht auch noch viele Hürden abzubauen bei Investitionen in die Transformation?

Eine Kapitalertragsteuerbefreiung stellt eine politische Hürde dar. Eine bessere Chance auf Verwirklichung als eine Steuerbefreiung oder vergleichbare Erleichterungen für institutionelle Anleger hat ein Anreiz zur breiteren Vermögensbildung in der Bevölkerung. Schließlich haben wir uns im Beirat dazu entschieden, mit den Privatkunden zu beginnen, da die politische Zustimmungsfähigkeit hier deutlich größer sein sollte.

Zum Hintergrund:

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) wurde 1990 als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts durch ein Bundesgesetz gegründet. Während die DBU auf der Förderseite innovative Umweltkonzepte in Wirtschaft und Gesellschaft, insbesondere im Mittelstand, fördert, verfolgt sie bei der Vermögensanlage einen konservativen Ansatz, wobei sie qua Satzung dazu verpflichtet ist, „vorzugsweise in verzinslichen Werten anzulegen“. Mit der nachhaltigen Vermögensanlage begann die Stiftung bereits vor 20 Jahren. Als eine der größten Stiftungen Europas verwaltete die DBU im Dezember 2024 ein Stiftungskapital von rund 2,9 Milliarden Euro. Damit schüttet sie jährlich zwischen 50 und 60 Millionen Euro an Fördermitteln aus.

Michael Dittrich ist Jurist und kam nach einer journalistischen Tätigkeit beim NDR bereits zum 1. März 1991 zur DBU, deren langjähriger Weggefährte er wurde. Als Finanzchef verantwortet Dittrich die Vermögensanlage der Stiftung seit dem Jahr 2001 und ist zudem stellvertretender Generalsekretär der Stiftung. Im Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung leitete Dittrich in der vergangenen 20. Legislaturperiode zudem die Arbeitsgruppe Kapitalmarkt, die im Jahr 2024 ein Konzept für die Finanzierung der Transformation durch privates Kapital vorgelegt hat.

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