Versicherungen
22. Januar 2019

Mit Aktien und Alternatives zum Erfolg

Wie kann sich eine Lebensversicherung Spezialisten für Asset-Klassen leisten, die mit viel Eigenkapital zu unterlegen sind und das gerade bei seit langem niedrigen Zinsen? Ab einer gewissen Größe lohnt sich das, wissen Dr. Markus Faulhaber und Andreas Lindner von der Allianz Leben.

Die alternativen Anlagen sind ebenfalls im Ausbau begriffen. Ein wesentlicher Grund hierfür sind die Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien. So verdient die Allianz Leben mit Private Equity, wo man bereits seit 20 Jahren investiert ist, nach Kosten durchschnittlich rund zwei Prozentpunkte pro Jahr mehr als mit klassischen handelbaren Aktien. Bei US-Mittelstandsanleihen beziffert Lindner den Spread zu Unternehmensanleihen je nach Risikogehalt des Investments mit ein bis drei Prozentpunkten. Ein Zehntel ihrer Assets legt die in Stuttgart ansässige Versicherung in alternative Eigenkapital-Investments an, nämlich schwerpunktmäßig in Immobilien sowie in Infrastruktur, Private Equity und Erneuerbare Energien. Die alternativen Fremdkapital-Investments betragen 13 Prozent und setzen sich aus privaten und gewerblichen Hypotheken sowie Infrastrukturfinanzierungen und privaten Unternehmensfinanzierungen zusammen. „Eine unserer Hauptstrategien ist, in die Lücken zu stoßen, die die Banken nach der Finanzkrise gelassen haben“, erläutert Andreas Lindner das Thema Finanzierungen. Dabei fokussiert sich die Allianz auf großvolumige, langfristige Investments, bei denen sie ihre Stärken wie Größe, das globale Netzwerk an Experten und nicht zuletzt den langen Atem optimal nutzen können.

Alternatives rund um den Globus

Dass die Allianz immer wieder neue, alternative Anlagen erschließt, zeigt eine auf der Veranstaltung präsentierte Investment-Übersicht. Auf dieser finden sich unter anderem US-Mittelstandsanleihen, spanische Metrolinien, ein Abwasserkanal in London, Studentenwohnheime in Australien, ein Solarpark in Uruguay und eine Gas-Pipeline in Mexiko. Vor kurzem wurden nahe Peking im chinesischen Silicon Valley 160 Millionen Euro in ein Bürogebäude investiert. Hauptmieter ist die chinesische Online-Suchmaschine Baidu. Bei chinesischen Immobilien hegt die Allianz Renditeerwartungen von fünf bis zehn Prozent. Investiert ist die Allianz auch in Afrika. So stellte die Versicherung im Rahmen ihrer Afrika-Anlagestrategie dem Emerging Africa Infrastructure Fund (EAIF) über einen Zeitraum von zwölf Jahren Finanzierungen in Höhe von 75 Millionen Euro und 25 Millionen Dollar zur Verfügung. „Unser Ziel ist, regional und nach Segmenten breit zu diversifizieren. Dies führt am Ende zur Transformation von ertragsstarken aber volatilen Anlagen in einen stetigen Ertragsstrom sowie zu einem attraktiv verzinsten Portfolio mit einem einzigartigen Chancen-Risiko-Profil“, erläutert Chefanleger Lindner das Investment-Kalkül. Das Engagement in Afrika ist auch ein Beispiel dafür, dass die Allianz Leben auch über Fonds und externe Experten investiert. Gemanagt wird der EAIF nämlich von Investec, seitens der Allianz erfolgt das Investment über den hauseigenen Manager Allianz Global Investors. Zu den spezialisierten externen Partnern zählt für Investments in Restrukturierungen und Revitalisierungen von Immobilien Oaktree. Gemeinsam wurden seit 2012 über 350 Millionen Euro mit einer Renditeerwartung von acht bis zwölf Prozent investiert. „Für solch spezielle Investments brauchen wir Partner“, kommentierte Andreas Lindner. „Grundsätzlich ist unser Ziel aber, mit eigenen Teams zu investieren.“ Gegen diese Internalisierung lässt sich mit den Renditen von Fonds von Top-Quartile-Managern argumentieren. Der Performance-Unterschied zum zweiten Quartile ist in den alternativen Asset-Klassen oft hoch. Allerdings hat der Aufbau eigener Asset Manager neben deutlich niedrigeren Kosten den Vorteil, dass diese passgenaue Strategien entwickeln können, die so am Markt nicht zu finden sind.

Eigene Teams machen ab einer gewissen Größe schon aus Kostenüberlegungen Sinn. Größe stellt aber zudem einen Erfolgsfaktor für den Wettstreit um Assets dar. Schließlich entfalten illiquide Assets auch auf andere Anleger Charme, sind allerdings nicht beliebig vermehrbar. „Man muss schnell handlungsfähig sein, also ist Geschwindigkeit wichtig“, so Lindner. „Unser Hauptvorteil ist aber, dass wir für einen Deal problemlos 500 oder auch gemeinsam mit anderen Allianz-Einheiten per Syndizierung 800 Millionen Euro auf den Tisch legen können. In diesen Größenordnungen gibt es nicht mehr viele Wettbewerber.“ Beispielsweise habe man eine Gewerbe-immobilienfinanzierung eines europäischen Immobilienportfolios im Volumen von einer halben Milliarde Euro in die Bücher genommen. Gebote gebe man in der Regel erst ab 200 Millionen Euro ab. Lindner: „Unter diesem Level sind viele Family Offices unterwegs, die stark auf Kapitalerhalt achten, was die Preise verzerrt.“

Solvency II honoriert Diversifikation

Hilfreich für den Ausbau von Aktien und Alternatives ist neben den Skalierungsvorteilen aber auch Solvency II. „In der alten Welt der Anlageverordnung konnten wir in viele interessante Assets aus regulatorischen Gründen nicht investieren. Unter Solvency II sind diese Investments nun möglich, vorausgesetzt man ist in der Lage, die damit verbundenen Risiken zu managen und zu tragen“, erklärte Lindner. Bei der Risikounterlegung der einzelnen Assets orientiert sich das interne Modell der Allianz Leben am Standardmodell. Was sich aber in der Solvency II-Welt sehr auszahlt, ist die breite Diversifikation der Allianz über die verschiedensten Assets hinweg. Mittelfristiges Ziel der Allianz Leben ist, dass jeder dritte Euro in Alternatives investiert wird. Dies wäre in absoluten Zahlen ein Plus von 40 Milliarden Euro. Damit wären dann zusammen mit den Aktien die Hälfte der Kapitalanlage in diesen beiden Asset-Klassen investiert. Ein  Viertel sollen einmal in Corporate Bonds liegen, die heute auf eine Quote von 17 Prozent kommen. Abschmelzen wird dagegen in den kommenden Jahren der Bestand an Staatsanleihen und Pfandbriefen. Der Strukturwandel bei der Allianz Leben und auch in der Versicherungswirtschaft allgemein betrifft also nicht nur den Vertrieb, sondern nicht zuletzt die Kapitalanlage.

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