Mini-Bonds mit Mega-Defaults
KMU-Emittenten bleiben 340 Millionen Euro schuldig. In 2021 platzieren 30 Unternehmen über eine Milliarde Euro.
Der Markt für KMU-Anleihen blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück – zumindest, wenn man den Blickwinkel der Emittenten der Mini-Bonds einnimmt. Zwar reduzierte sich die Zahl der Emissionen von 38 auf 30, das platzierte Volumen wuchs jedoch um 19 Prozent 1,137 Milliarden Euro. Zudem stieg die Platzierungsquote um elf Prozentpunkte auf 93 Prozent an, mit Aufstockungen sogar auf fast 100 Prozent. Diese Daten finden sich einer aktuellen Studie von IR On.
Dagegen war aus Anlegersicht ein kräftiger Anstieg bei den Defaults zu beklagen. Nach 36 Millionen Euro an ausgefallenem Volumen in 2020 waren es im vergangenen Jahr gleich 341 Millionen Euro. Hierfür verantwortlich zeichneten vor allem die Unternehmen Eyemaxx und Deutsche Lichtmiete, die insgesamt acht Anleihen in Umlauf hatten. Weitere Ausfälle verursachten Eterna Mode, Hylea und VST Building Technologies. Mehr als diese elf Emissionen sind bislang nur im Jahr 2016 ausgefallen. Damals waren es 17 Emissionen, die die Anleger 885 Millionen Euro kosteten. Höhere Verluste als im vergangenen Jahr waren auch 2013 und 2017 zu beklagen.
Das große Argument für Investoren, diesem Segment trotz der vielen Ausfälle treu zu bleiben, ist der jährliche Kupon. Im Durchschnitt liegt dieser bei 5,6 Prozent. Ein weiteres Argument ist, dass es sich bei 16 der 30 platzierten Anleihen um Folgeemissionen handelte, viele Emittenten also schon einen gewissen Track Rekord aufweisen. Für regulierte Anleger dürfte auch eine Rolle spielen, dass zehn der Anleihen als Green oder Sustainable Bonds deklariert wurden.
5,75 Prozent von Schalke, 6,5 Prozent von Werder
Die größten Volumina konnten mit jeweils 150 Millionen Euro die Eleving Group, S Immo und UBM Development platzieren. Die Volumina der weiteren Emittenten lagen teils deutlich darunter. Den mit elf Prozent höchsten Kupon offeriert der Bond der Lute Credit Group. Im Sektor „Reisen & Freizeit“ finden sich zwei sehr bekannte Emittenten: Schalke 04 offeriert einen Kupon von 5,75 Prozent, Werder Bremen lockt mit 6,5 Prozent. Diese beiden Anleihen laufen, wie auch die Mehrheit der Mini-Bonds, bis 2026.
Dominierender Sektor ist nach wie vor die Immobilienbranche. Fünf Immobilienunternehmen finanzierten sich 2021 mit einer Anleihe. 2020 waren es sogar zwölf Unternehmen. Insgesamt stammt der 2021er-Jahrgang aus 14 Sektoren. Die neun von IR On befragten Emissionshäuser erwarten auch für dieses Jahr den Immobiliensektor als Top-Branche, gefolgt von den Erneuerbaren Energien. Interessant für Investoren: Überwiegend sei wegen dem wohl steigenden Zinsniveau mit höheren Kupons zu rechnen. Zudem werde der Anteil der Green Bonds weiter zunehmen.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Fixed Income
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