Pension Management
1. Juli 2016

Milliardenspritzen für Pensionsvermögen

Getrieben vom Niedrigzinsumfeld pumpt Daimler nochmals Milliarden in sein Pensionsvermögen. Auch andere Dax-Konzerne gehen diesen Weg – und machen sich dafür sogar die „positive“ Seite des Niedrigzinses zu nutze. Die Bafin begrüßt dies.

Daimler stärkt erneut sein Pensionsvermögen. Wie der Automobilkonzern Ende Juni mitteilte, hat der Aufsichtsrat eine Zuführung von rund 1,8 Milliarden Euro beschlossen. Dazu überträgt der Konzern seine Beteiligungen an Renault und Nissan Motor in Höhe von jeweils 3,1 Prozent in das Pensionsvermögen der Daimler AG.
Hintergrund für diese Maßnahme ist laut Daimler das anhaltende Niedrigzinsumfeld, durch das der Ausfinanzierungsgrad der Pensionsansprüche sinkt. Mit der Übertragung, die im laufenden Jahr zu einem einmaligen positiven Effekt beim Betriebsergebnis von rund einer halben Milliarde Euro führe, will man dieser Entwicklung entgegenwirken.
„Durch diese Transaktion erreichen wir eine deutliche, Cashflow neutrale Verbesserung des Ausfinanzierungsgrads unserer Pensionsverpflichtungen um etwa sechs Prozent. Darüber hinaus profitiert der Unternehmenswert durch ein verbessertes Zinsergebnis und eine höhere Eigenkapitalquote des Industriegeschäfts. In der Folge verbessern wir unsere starke Finanzposition und unterstützen damit unser solides Rating“, erklärte Bodo Uebber, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Finance & Controlling und Financial Services. Sämtliche laufenden Aktivitäten der strategischen Kooperation mit Renault und Nissan sollen unverändert fortgesetzt werden. Beide Partner hätten die Übertragung gebilligt und unterstützt.
Für Daimler ist dieser Schritt nichts Neues. Schon seit Jahren hat der Automobilkonzern die höchsten Dotierungen im Dax, wie entsprechende Studien von Willis Towers Watson zeigen. Im vergangenen Jahr waren es rund zwei Milliarden Euro und 2014 waren es 3,1 Milliarden Euro. Dank dieser Zuführungen verfügte der Automobilkonzern Ende 2015 mit 20,3 Milliarden Euro hinter Siemens über das höchste Planvermögen im Dax. Der Deckungsgrad lag mit 71 Prozent erstmals über dem durchschnittlichen Ausfinanzierungsgrad im Dax (65 Prozent). Die Bandbreite ist recht hoch, sie reicht von 101 Prozent (Deutsche Bank) bis vier Prozent (Dax-Neuling: Vonovia).  
Anleiheemission fürs Pensionsvermögen
Mit den Dotierungen für ihr Pensionsvermögen steht Daimler nicht allein, auch andere Dax-Konzerne haben bereits in diesem Jahr ein Funding für ihre Pensionsvermögen vorgenommen und sich dafür die „positive“ Seite des Niedrigzinsumfeldes zu nutze gemacht. Ein Beispiel ist die Deutsche Post, die im Frühjahr zwei klassische Anleihen im nominalen Gesamtvolumen von 1,25 Milliarden Euro bei nationalen und internationalen Investoren platziert hat. Mindestens eine Milliarde Euro des eingeworbenen Kapitals sollte dem Pensionsvermögen für die Altersbezüge der deutschen Mitarbeiter zugeführt werden, hieß es seitens des Bonner Unternehmens. Die Post erwartet durch diesen Schritt eine Entlastung des operativen Cashflows in den kommenden Jahren und leicht positive Effekte auf das Finanz- und Konzernergebnis.
Laut Konzernangaben hat die erste Emission eine Laufzeit von fünf Jahren und ein Volumen von 750 Millionen Euro, sie wird jährlich mit 0,375 Prozent verzinst und trägt einen Risikoaufschlag von 45 Basispunkten über dem Mid-Swap-Satz. Darüber hinaus wurde eine zweite klassische Anleihe mit einem Volumen von 500 Millionen Euro mit zehnjähriger Laufzeit, einem jährlichen Kupon von 1,25 Prozent und einem Risikoaufschlag von 70 Basispunkten gegenüber der relevanten Referenzrate am Markt platziert. Das Planvermögen der Deutschen Post beläuft sich auf rund 11,2 Milliarden Euro. Dem stehen leistungsorientierte Verpflichtungen in Höhe von gut 17 Milliarden Euro gegenüber.
Bereits Ende 2012 hatte sich die Deutsche Post für ihre Pensionskassen zwei Milliarden Euro am Kapitalmarkt besorgt. „Wir sind mit dem Ergebnis der Maßnahme von 2012 sehr zufrieden. Die erwirtschafteten Erträge aus dem Planvermögen haben die Zinskosten wie erwartet übertroffen. Seither sind die Zinsen weiter gesunken. Von diesen attraktiven Konditionen wollen wir mit der heute angekündigten Transaktion profitieren“, sagte Larry Rosen, CFO der Deutsche Post DHL Group, anlässlich der diesjährigen Emission.
Sein Amt als Finanzvorstand wird Rosen zum 30. September 2016 niederlegen, dieses begleitete er sieben Jahre lang. Als Nachfolgerin hat der Aufsichtsrat „bis auf Weiteres“ Melanie Kreis berufen, wie der Konzern Ende Juni mitteilte. Sie ist seit 2014 Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der Gruppe.
Bei der Finanzaufsicht sind solche Schritte, wie sie Daimler und die Deutsche Post unternehmen, gern gesehen. Daraus macht Frank Grund, Exekutivdirektor der deutschen Versicherungsaufsicht, keinen Hehl. „Im Interesse der Pensionsberechtigten bestärken wir sie (Anm. d. Red.: Trägerunternehmen von Pensionseinrichtungen) darin, ihre Träger, also die Arbeitgeber, zu ermuntern, Mittel zur Verfügung zu stellen. Bei Pensionskassen, die Aktiengesellschaften sind, könnten die Aktionäre nachlegen“, ließ Grund in seiner Rede auf der Jahrespressekonferenz im Mai dieses Jahres wissen.
portfolio institutionell newsflash 01.07.2016/Kerstin Bendix
 

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