Pensionsfonds
9. Juni 2017
Merck Finck finanziert ihre Direktzusagen beim BVV aus
Triebfeder hinter dieser Entscheidung ist die finanzielle Belastung durch die Niedrigzinsphase. Der BVV will seine Mitglieder durch solche Transaktionen nicht nur bilanziell, sondern auch in administrativer Hinsicht entlasten.
Merck Finck Privatbankiers hat ihre Pensionsverpflichtungen aus Direktzusagen von rund 50 Millionen Euro beim BVV Pensionsfonds des Bankgewerbes mit Kapital hinterlegt. Die Ausfinanzierung erfolgte zum 1. April 2017 für insgesamt 320 Versorgungsberechtigte, wie aus einer Mitteilung des BVV hervorgeht.
Zu den Beweggründen für diesen Schritt führte das Bankhaus das „weiterhin anhaltende extreme Niedrigzinsumfeld“ ins Feld. Dies führe bei Unternehmen mit Direktzusagen zunehmend zu Herausforderungen. „Denn die Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen in den Bilanzen steigen aufgrund der niedrigen Zinsen deutlich an“, schreibt Merck Finck. Die Transaktion mit dem BVV biete Vorteile. Neben der Entlastung bei der Verwaltung erwartet das Bankhaus vor allem eine Verbesserung der Bilanzkennzahlen.
„Gerade angesichts der volatilen Zinsannahmen, mit denen wir umgehen müssen, führt die Rechnungslegung nach IFRS zu einer schwer kalkulierbaren Verpflichtung in der Bilanz. Auch in der deutschen Handelsbilanz sind mit den stetig sinkenden Zinsen unsere Pensionsverpflichtungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Es spricht viel dafür, dass die finanzielle Belastung durch die Niedrigzinsphase noch einige Zeit andauert – und weiter wächst. Die Ausfinanzierung der Direktzusagen beim BVV ermöglicht es uns künftig, diese Zusagen bilanzneutral abzubilden“, erläuterte Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender von Merck Finck.
Die Zusammenarbeit zwischen der Berliner Altersvorsorgeeinrichtung und dem Münchner Bankhaus ist nicht neu. Seit der Gründung vor über 100 Jahren ist Merck Finck eigenen Angaben zufolge Mitglied im BVV. Für die Beschäftigten sei der BVV daher eine bewährte Institution für ihre betriebliche Altersversorgung. Diese langjährig vertrauensvolle Partnerschaft sei für Merck Finck Grundlage der Entscheidung gewesen, den BVV auch für die bis dahin ausschließlich intern finanzierten Direktzusagen zu nutzen.
BVV sieht deutlich gestiegenen Kapitalbedarf
Die Nachfrage der Mitgliedsunternehmen des BVV nach Lösungen zur Ablösung von Direktzusagen hat sich in der letzten Zeit nochmals erhöht, wie der BVV selbst angibt. „Vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Kapitalanforderungen beobachten wir zunehmend den Trend zur Neuausrichtung von Pensionszusagen. Durch diese Transaktionen kann der BVV seine Mitgliedsunternehmen nicht nur in bilanzieller, sondern auch in administrativer Hinsicht entlasten“, sagte Dr. Helmut Aden, Vorstandsmitglied des BVV. Die Berliner Altersvorsorgeeinrichtung bietet seinen Mitgliedern eigenen Angaben zufolge bereits seit 2008 die Möglichkeit, bestehende Betriebsrentensysteme per Einmalbeitrag abzulösen und mit der BVV-Versorgung zusammenzuführen. Seitdem sollen Versorgungsverpflichtungen im Wert von über 380 Millionen Euro auf den BVV Pensionsfonds übertragen worden sein. Insgesamt verwaltet der BVV derzeit Versorgungsansprüche von rund 26 Milliarden Euro und betreut etwa 352.000 Versicherte sowie rund 111.000 Rentner aus der Finanzwirtschaft.
Auch der BVV selbst hat bereits auf das Niedrigzinsumfeld reagiert. Im vergangenen Jahr wurde beschlossen, die Rentenfaktoren für künftige Beiträge mit Wirkung ab 2017 zu reduzieren. Von seinen Mitgliedern hatte die Berliner Altersvorsorgeeinrichtung im Juni 2016 für die Kürzung des Future Service auf breiter Front Rückendeckung bekommen. (Mehr dazu finden Sie hier.) Wie aus dem Markt zu vernehmen ist, gleichen die meisten Finanzinstitute die Einbußen, die ihren Mitarbeitern durch die Reduzierung des Rentenfaktors entstehen, aus.
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portfolio institutionellSchlagworte: Betriebliche Altersversorgung (bAV) | Politik/Regulierung | Rentensystem
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