Schwarzer Schwan
4. November 2016
Mein Weinkeller, meine Luxusuhren, mein Picasso
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist der Reichste im ganzen Land?
Reichstenlisten, wie die des Manager Magazins, sind beliebt. Das Interesse der Öffentlichkeit ist inzwischen aber so groß, dass die Manager-Magazin-Macher in diesem Jahr ihrer Liste der 500 reichsten Deutschen noch eine Seite mit Kandidaten beigefügt haben, die es nächstes Jahr in die Top-500 schaffen könnten.
Das „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“-Spiel, die Kultwerbung der Sparkasse, kann nun auch mit den Stützen der ukrainischen Gesellschaft gespielt werden. Denn der Internationale Währungsfonds (IWF) hat der Ukraine zur Eindämmung von Korruption ein neues Transparenzgesetz zur Auflage für frische Finanzmittel vorgesetzt. Und damit tun sich unter Transparenzgesichtspunkten völlig neue Welten auf. Denn 100.000 Beamte und Regierungsmitglieder mussten daraufhin bezüglich ihrer Vermögensverhältnisse die Hosen runterlassen. Dies ist nicht nur für den IWF interessant, sondern auch für die Bevölkerung der Ukraine, wo der monatliche Mindestlohn bei umgerechnet 51 Euro liegt.
Petro, ihr seid der Reichste hier – doch drei Oligarchen sind noch viel reicher als Ihr!
Wie verschiedenen Gazetten zu entnehmen ist, ist Präsident Petro Poroschenko – standesgemäß – der Reichste unter den Staatsdienern. Mit Cash-Beständen für das Nötigste von umgerechnet 24 Millionen Euro plus mehr als hundert verschiedenen Unternehmensanteilen in mehreren Ländern verfügt der Schokoladenfabrikant mit einem Gesamtvermögen von 867 Millionen Euro über geordnete Finanzverhältnisse. Allerdings seien drei Oligarchen noch vermögender als Poroschenko.
Regierungschef Wladimir Groisman deklarierte laut „Spiegel Online“ unter anderem 913.000 Euro in bar – und neun Luxusuhren. Innenminister Arsen Awakow besitzt nach eigenen Angaben drei Wohnungen – eine davon schlappe 657 Quadratmeter groß –, einen Weinkeller mit rund 750 Flaschen sowie eine Kunst- und Antiquitätensammlung mit einem echten Gemälde von Pablo Picasso. Vergleichsweise bescheiden sind dagegen die Vermögensverhältnisse des Oberbürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko. Der Ex-Boxweltmeister muss mit neun Millionen Euro und sieben Fahrrädern über die Runden kommen. Zu den finanziellen Schwergewichten gehört Klitschko also nicht.
Ein Gegenentwurf
Quasi ein Armutsgelübde hat dagegen José Mujica, Ex-Präsident von Uruguay, abgelegt. „El Pepe“ behielt laut Wikipedia von seinem Präsidentengehalt von 12.500 US-Dollar lediglich zehn Prozent. Das Gros der Mittel spendete Mujica, der mit seinem prägnanten Konterfei diesen Schwan ziert; denn viele Zeitgenossen müssen mit viel weniger Geld über die Runden kommen. Mujica hat es dabei noch gut getroffen. Er lebt auf einem kleinen Bauernhof und nennt einen VW-Käfer sein Eigen. Seine Amtszeit endete zwar schon 2015. Aber vielleicht würden sie den „ärmsten Präsidenten der Welt“ in der Ukraine gern zum Staatsoberhaupt wählen?
Mit dieser philosophischen Frage entlassen wir Sie ins Wochenende und wünschen Ihnen eine gute Zeit.
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