Mehr Aktien – allen regulatorischen Widerständen zum Trotz
Institutionelle Investoren in Europa planen auf Jahressicht, ihre Kapitalanlagen zugunsten von Aktien und alternativen Anlageklassen umzuschichten und den Anteil von Staatsanleihen aus Industrieländern zu reduzieren. So lauten Eckpunkte der jüngsten Risk-Monitor-Umfrage von AGI.
Aktien erleben in diesem Jahr in den Portfolien der Assekuranz ein fulminantes Comeback. Nachdem erst vor wenigen Tagen das Beratungshaus Mercer einSchlaglicht auf europäische Pensionseinrichtungen und deren Drang zu mehr Diversifikation geworfen hat, schlägt AGI nun in die gleiche Kerbe. Glaubt man den Ergebnissen der Risk-Monitor-Umfrage von Allianz Global Investors (AGI), planen rund 30 Prozent der befragten europäischen Versicherungsunternehmen ihre Allokation bei internationalen Aktien zu erhöhen. Im Gegenzug wollen lediglich sechs Prozent der Umfrageteilnehmer den Portfolioanteil dieser Anlageklasse reduzieren. An der Umfrage im ersten Quartal 2014 haben mehr als 400 Personen (davon 207 aus Europa) aus 51 Ländern teilgenommen. Sie verwalten insgesamt ein Vermögen von rund 20 Billionen US-Dollar.
Vor dem Hintergrund der moderat positiven Konjunkturentwicklung wollen institutionelle Anleger nach Einschätzung von Tobias Pross, Leiter des institutionellen Geschäfts von AGI in Europa, wieder vermehrt in Aktien investieren. Interesse äußerten die Umfrageteilnehmer insbesondere an Schwellenländeraktien, so wollen 21 Prozent in Europa ihren Anteil aufstocken. Eine Minderheit von fünf Prozent verfolgt einen konträren Ansatz und will diesen Posten reduzieren. Schwächer ausgeprägt sind dagegen die Pläne europäischer Institutionen, Aktien des Heimatmarktes zuzukaufen. 19 Prozent wollen an dieser Stelle aufstocken, während 12 Prozent eher für einen Abbau plädieren.
Fokus auf der Assekuranz
Eine Analyse der Allokationsentscheidung nach Investorengruppen zeigt, dass mit 39 Prozent der Befragten deutlich mehr Versicherungsunternehmen als Banken (27 Prozent) in Europa den Anteil internationaler Aktien in ihren Portfolien anheben wollen. Nur zwei Prozent der Versicherer gaben an, den Anteil dieser Anlageklasse verkleinern zu wollen. Bei den befragten Banken äußerten sechs Prozent dieses Ziel. Im Gegensatz dazu steht der Trend, dass europäische Versicherer den Anteil von Aktien aus dem Heimatmarkt eher verringern, ihren Home Bias demnach reduzieren wollen. 26 Prozent planen diesen Schritt, nur 16 Prozent wollen im Heimatmarkt als Käufer von Aktien auftreten.
Karl Happe, der bei AGI die Anlagestrategie für Versicherer verantwortet, ordnet die Ergebnisse so ein: „Die geplanten Umschichtungen zugunsten internationaler Aktien zeigen klar, dass Versicherungen in Europa trotz regulatorischer Beschränkungen aktiv daran arbeiten, die Erträge aus der Kapitalanlage für ihre Kunden stabil zu halten und ihre Abhängigkeit von Zinsniveau zu verringern.“ Allerdings sollte man seiner Einschätzung nach nicht davon ausgehen, dass die Allokationsentscheidung vieler Versicherungen in Richtung internationaler Aktien über hohe Volumina unmittelbar den Markt beeinflusst. Vielmehr sei von einer graduellen Bewegung auszugehen, da die im Rahmen von Solvency II geplanten Eigenkapitalvorschriften dem Aktienanteil Grenzen setzen. Nach Einschätzung von AGI sind Fremdkapitalinvestitionen im Infrastrukturbereich wegen ihrer stetigen Erträge und den verbindlichkeitskongruenten Laufzeiten ein besseres Substitut für Staatsanleihen im Portfolio eines Versicherers.
Deutsche Investoren entdecken die Aktie wieder
Die jüngste Risk-Monitor-Umfrage zeigt einige Auffälligkeiten auf Länderebene, wie AGI mit Blick auf Dividendentitel hervorhebt. So wecke keine andere Anlageklasse bei den Investoren in Deutschland größeres Interesse als internationale Aktien. Rund 27 Prozent der Umfrageteilnehmer planen den Anteil dieser Anlageklasse im Portfolio zu erhöhen. Keiner von ihnen zielt auf eine Verringerung des Postens ab. Daneben haben deutsche Anleger Interesse an Unternehmensanleihen aus Schwellenländern signalisiert. Auf ihrem Einkaufszettel stehen darüber hinaus auch heimische Aktien. Im Gegenzug dürften deutsche Investoren der Umfrage zufolge ihre Anlagen in Staatsanleihen aus Industrieländern und in Rohstoffen reduzieren.
Und noch ein interessanter Aspekt, der die hiesigen Anleger betrifft: Sie gaben sich in der Umfrage weniger überzeugt von alternativen Anlageklassen als die Befragten im Ausland. So stimmten mit 14 Prozent (29 Prozent auf globaler Ebene) deutlich weniger Befragte der Aussage zu, dass mit alternativen Anlageklassen höhere Renditen oder eine Abkopplung von der allgemeinen Marktvolatilität (27 Prozent in Deutschland gegenüber 41 Prozent global) möglich seien. Insgesamt scheinen deutsche Investoren auch vergleichsweise skeptisch, was ihre Fähigkeiten betrifft, die Risiken alternativer Anlageformen adäquat zu messen und zu managen. Weitere Umfrageergebnisse dieser AGI-Umfrage finden Sie in einer früheren Newsflash-Meldung.
portfolio institutionell newsflash 26.05.2014/Tobias Bürger
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