MaRisk-Novelle macht Vorgaben für Nachhaltigkeit
Kreditinstitute sollen Nachhaltigkeitsrisiken mit Hilfe von wissenschaftlich fundierten Szenarien messen. Umfrage von Union Investment: Großanleger berücksichtigen Nachhaltigkeit für das Risikomanagement.
Die Bafin hat ihre Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Banken (MaRisk) aktualisiert und damit am vergangenen Donnerstag die siebte MaRisk-Novelle veröffentlicht. Dabei hat sie Leitlinien der Europäischen Bankenaufsicht berücksichtigt und neue Aspekte aufgegriffen, darunter das Thema Nachhaltigkeit. Die Institute sollen ihre Nachhaltigkeitsrisiken künftig mit Hilfe von wissenschaftlich fundierten Szenarien messen (unter anderem die Module AT 2.2 und AT 4.1 der Novelle).
Risikomanagement von eigenen Immobilien
Zudem betreffen die Leitlinien der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde Eba für die Kreditvergabe und -überwachung, die die MaRisik-Novelle integriert, zum Beispiel die Prozesse im Kreditgeschäft (Modul BTO 1.2) und die Risikomanagementmodelle der Institute (Modul AT 4.3.5). Auch formuliert die Aufsicht erstmals Anforderungen an den Umgang des Risikomanagements der Banken mit eigenen Immobilien (Modul BTO 3).
Außerdem gelten die Erleichterungen zum Wertpapierhandel im Homeoffice, die ursprünglich aufgrund der Covid-19-Pandemie erlassen worden waren, fort, solange international keine abweichenden Standards verabschiedet werden (Modul BTO 2.2.1).
Die neue Fassung der MaRisk tritt am 29. Juni 2023 in Kraft. Für die Implementierung der Änderungen, die neue Anforderungen mit sich bringen, gilt eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2024. Die aktualisierte MaRisk finden Interessierte unter diesem Link.
Besseres Risikomanagement durch Nachhaltigkeit
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Risikomanagement unterstreicht auch eine aktuelle Umfrage von Union Investment unter 200 institutionellen Investoren in Deutschland, darunter zu 25 Prozent Banken. Der Umfrage zufolge nennen 63 Prozent der Befragten eine Optimierung des Risikomanagements als Motiv für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Am häufigsten werden als Motiv jedoch die Werte des eigenen Unternehmens von 88 Prozent genannt. Auch spielt nach Angaben der Großanleger bei nachhaltigen Kapitalanlagen die Nachhaltigkeitswirkung für 57 Prozent der Investoren sogar eine höhere Priorität als die Rendite (43 Prozent).
Für die Umfrage befragte Union Investment von Januar bis April 2023 neben Banken, Versicherungen (Anteil: 13 Prozent), Großunternehmen (18 Prozent), Altersversorger/Pensionskassen (zehn Prozent), Stiftungen/Kirchen (13 Prozent) und Kapitalverwaltungsgesellschaften (21 Prozent). Die Anleger verwalten zusammen ein Vermögen von mehr als sechs Billionen Euro.
Ein Hauptergebnis der Studie: Aktuell berücksichtigen 91 Prozent der Großanleger in Deutschland Nachhaltigkeitskriterien bei ihren Anlageentscheidungen. Das sei eine Steigerung um acht Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und gleichzeitig der höchste Wert seit dem Start der jährlichen Investorenbefragung von Union Investment im Jahr 2010. Drei Viertel der Investoren (74 Prozent) sind mit den nachhaltigen Kapitalanlagen in ihrem Verantwortungsbereich zufrieden (Vorjahr: 67 Prozent).
Geopolitik als Treiber für nachhaltige Kapitalanlagen
Investoren strukturieren angesichts der geopolitischen Herausforderungen ihre Portfolios um. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) gibt an, dass die Herausforderungen sich auf ihre nachhaltigen Kapitalanlagen auswirken werden. Wegen der aktuellen geopolitischen Krisen wollen 76 Prozent von ihnen den Anteil nachhaltiger Kapitalanlagen ausbauen. Das bisherige Niveau beibehalten möchten 20 Prozent, und nur vier Prozent planen eine Verringerung ihrer nachhaltigen Investments. „Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft geht auch in herausfordernden Zeiten weiter und bietet perspektivisch in vielen Branchen Investmentchancen“, sagt André Haagmann, Vorstandsmitglied von Union Investment mit Zuständigkeit für das institutionelle Kundengeschäft.
Risikobetrachtung: 69 Prozent sehen Vorteile
Außerdem bescheinigen 60 Prozent der befragten Großanleger, die nachhaltig und konventionell investieren, zudem dem nachhaltigen Portfolio eine ähnliche oder gar bessere Renditeentwicklung als dem konventionellen. Unter Risikogesichtspunkten sehen 69 Prozent von ihnen das nachhaltige Portfolio gleichauf oder im Vorteil.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Bafin | Banken | Immobilien | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Risikomanagement
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